Von Hella Dittfeld: Potsdams Bierbrauer können auch alkoholfrei
Schlösserstadt betont ihr ländliches Gesicht auf der Grünen Woche und lädt zu mehreren Premieren ein
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Marketingpreis für zwei Potsdamer Bierbrauer: Thomas Köhler und Jörg Kirchhof von der Braumanufaktur Forsthaus Templin konnten gestern auf der Grünen Woche den pro-agro-Preis für landtouristische Dienstleistungen entgegennehmen. Sie wurden für ihre Bio-Produkt-Entwicklung geehrt und dafür, ein lange leerstehendes Ausflugslokal erfolgreich aktiviert zu haben.
Weltweit bekannt durch seine Schlösser und Gärten, zeigt sich Potsdam in der Brandenburg-Messehalle unterm Berliner Funkturm mal von einer ganz anderen Seite. Und eine „Landwirtschaftsministerin“ darf gleich mehrere Premieren feiern. Seit der Eingemeindung der an Potsdam grenzenden Nordgemeinden 2003 gehört zu Elona Müllers vielfältigen Beigeordnetenaufgaben auch die Landwirtschaft, die sich erstmalig auf der Grünen Woche an zwei Potsdam-Ständen präsentiert. „Es hat eine Weile gedauert“, meint Müller, „bis die ländlichen Ortsteile mit dem Stadtkern zusammengewachsen sind. Aber jetzt fühlen sie sich auch als Potsdamer und so haben wir gemeinsam diese Grüne-Woche-Premiere vorbereitet.“ 23 000 Euro hat die Stadt dafür erst einmal ausgegeben, einiges Geld soll durch Standmieten aber zurückfließen.
Als alter Hase auf der Grünen Woche punktet die Braumanufaktur im Forsthaus schon seit einigen Jahren mit ihrem Bio-Bier zwischen all den Werderanern und Beelitzern. „Wir brauen als einzige in ganz Brandenburg und Berlin auf Biobasis“, sagt Braumeister Thomas Köhler und schwenkt stolz die Potsdamer Stange mit dem naturtrüben Gerstensaft. Zur diesjährigen Grünen Woche brachten er und sein Kompagnon Jörg Kirchhoff gleich drei Neuheiten mit: Einen selbstgekelterten Apfelsaft – sogar Brau er können also alkoholfrei –, einen kräftigen klaren Schnaps als deutschlandweit ersten Bierbrand und den „Bock auf Potsdam“, der zur Erlebnisnacht 2008 kreiert wurde und im August dieses Jahres wieder gebraut wird. Gekocht wird von den Forsthausbesitzern auch sehr bierträchtig, nämlich Bierkutschersteak, Braunbiersauerkraut und Braunbierknödel. Das Deftige, Besondere sei bei den Gästen beliebt, meint Köhler.
Einer, der auf der Grünen Woche in diesem Jahr seine Premiere hat, ist dagegen Gerhard Neumann. Der Seniorchef des gleichnamigen Erntegartens wirbt für den eigenen Obstanbau von Juni, wenn die ersten Erdbeeren reifen, bis zur Walnussernte im Spätherbst. Gerade habe man junge Nussbäume angepflanzt, erzählt er. Äpfel aber gebe es, gut eingelagert, das ganze Jahr und davon hat Neumann reichlich mitgebracht. Es darf gekostet werden, inzwischen auf der Grünen Woche schon fast eine Seltenheit. Wer naschen will, soll möglichst auch kaufen. Als Kostproben hat Neumann neben den Äpfeln auch noch im Steinofen selbst gebackenes Brot im Angebot und Hausgeschlachtetes. Denn zur Erntegartenbesatzung gehören Schweine, Gänse, Enten und Hühner. Dazu noch Esel und Ziegen als Streichelzoo. Der Erntegarten ist das ganze Jahr über geöffnet, aber richtig los ginge es erst wieder im Frühjahr. Bei der Grünen Woche mitzumachen, sei für ihn Ehrensache gewesen, meint Neumann.
Die Ausstellungzeit am Stand teilen sich mehrere ländliche Betriebe, darunter auch zwei Reitsportzentren und der Barock-Pferdehof in Potsdam-Satzkorn. Die Pferdehöfe locken mit Freizeitgestaltung an frischer Luft und der unmittelbaren Stadtnähe. Urlaub auf dem Bauernhof werde jedoch noch nicht angeboten, war auf Nachfrage zu erfahren. „Dieser Bereich könnte noch ausgebaut werden“, findet Elona Müller. Neumann allerdings erzählt, dass man mit Pensionszimmern keine guten Erfahrungen gemacht habe.
Neu als Broschüre, aber schon gut eingeführt, ist dagegen die „Potsdamer Gastlichkeit“. Über 50 Gastlichkeits-Urkunden-Inhaber 2008/09 sind im neuen Büchlein aufgelistet. In deutsch und englisch werden Ortslage und Erreichbarkeit der Restaurants und Ausflugslokale beschrieben und die lukullischen Besonderheiten einer Küche erwähnt, die mit Frischeprodukten aus der Umgebung arbeitet.
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