Links und rechts der Langen Brücke: Potsdams Bürgerschloss

Was gab es seit der Wende hier für Zoff um das alte Schloss in der Mitte, das für immer verloren schien! Wer hätte es 1989, 1998, ja noch 2000 für möglich gehalten: Die Knobelsdorff-Residenz wird den Alten Markt wieder krönen, als Landtag von Brandenburg. Ja, die Potsdamer haben sich zuletzt in Geduld üben müssen, wie das Parlamentsschloss aussieht, ehe nach Geheimniskrämerei nun endlich Pläne präsentiert wurden. Na, ganz ehrlich, gefallen die Ihnen? Freuen auch Sie sich auf das, was da emporwachsen wird, als wäre es nie aus dem Stadtbild getilgt gewesen? Und noch etwas wächst, nicht jeder hat´s gemerkt: Es ist längst ein Bürgerschloss, das versöhnt, in der Stadt Brücken schlägt, Engagement im Großen à la Jauch und Plattner wie im Kleinen weckt, die Linken etwa ihre Blockade aufgeben und Menschen über sich hinauswachsen ließ: Rainer Speer etwa, den Genossen Finanzminister, diesen ruppigen Typ, der seinen Ruf als angeblicher Kulturbanause pflegt, früher ein Aufbaugegner. Als der damalige Oberbürgermeister Platzeck erstmals für ein Landtagsschloss warb, war er es, der vehement widersprach. Und jetzt hat der Schlossbauer Speer entgegen allen Anfeindungen und Verdächtigungen dafür gesorgt, dass der Traum etwas wird, das hochkomplizierte Projekt nicht an Vergabeklippen zerschellte. Nur nebenbei: Mit dem Dresdner Schloss- und Landtagsbaumeister Peter Kulka hat auch noch ein exzellenter Architekt den Hut auf. Potsdams Schloss bewegt, verändert Menschen, macht klüger - leider nicht immer, wie aktuelle Misstöne zeigen. Ausgerechnet Idealisten, die viel für den Aufbau getan haben, deren Druck in der öffentlichen Debatte so half, die über ihren Sieg jubeln müssten, verharren in puristischer Nörgelei, in einer so maßlosen Kritik, als würde kein Schloss, sondern ein neues Potsdam-Center gebaut. Das erinnert an schlechtes Kabarett, schadet dem eigenen Anliegen. Folgte man dem, würde Potsdams Mitte wohl nie wieder schön.