zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Potsdams erste Stadtfilme

HFF finanzierte Löwenanteil / Kulturbeigeordnete plädiert für Neuauflage

Stand:

Es sind vier weite Reisen für das Kinopublikum: Aus Potsdam Richtung Osten, auf eine karge Insel im sibirischen Lena-Delta, wo Klimaforscher und Einheimische ganz verschiedene Beobachtungen machen, oder aus Bosnien nach Golm, wo Wissenschaftler ergründen, wie Bürgerkriege entstehen, aus der Welt der Sehenden in die Welt der Blinden, in der man Bilder auch „hören“ kann oder schließlich aus dem Jahr 2009, wo Frauenfußball selbstverständlich ist, zurück in Zeiten, wo kickende Damen noch ein Skandal waren. Was diese vier filmischen Reisen gemeinsam haben? Sie entstanden unter der Ägide von Potsdams erster Stadtfilmemacherin, Jana Marsik.

Am Freitagabend präsentierte die Kamerafrau („Hände weg von Mississippi“) erste Ergebnisse des Projektes vor gut 100 Zuschauern im Kino der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“. Auf eine vollständige öffentliche Vorführung der vier Filme der HFF-Studenten Andreas Hartmann, Andreas Pieper, Johannes Leisen und Tanja Bubbel müssen die Potsdamer indes noch warten: Denkbar sei ein Premierentermin anlässlich des 55. Geburtstages der HFF im Herbst, sagte HFF-Rektor Dieter Wiedemann.

Gestartet war das bisher bundesweit einmalige Projekt im Zuge der gescheiterten Bewerbung Potsdams zur „Stadt der Wissenschaft 2008“ als Kooperation zwischen HFF, Stadt und dem Wissenschaftsmarketingverein ProWissen Potsdam. Der Energieriese Vattenfall sponserte ein neunmonatiges Stipendium in Höhe von 1500 Euro, Pro Potsdam eine Wohnung. Den Löwenanteil schulterte allerdings nachträglich die Filmhochschule: Rund 70 000 Euro Produktionskosten habe die HFF in die Filme investiert, erklärte Wiedemann: „Ich glaube nicht, dass wir das noch einmal leisten können.“ Das Projekt und die Filme hätten ihn überzeugt, für eine mögliche Fortführung müsse jedoch ein Sponsor für die Produktionskosten gewonnen werden, mahnte er.

Potsdams neue Kulturbeigeordnete Iris Jana Magdowski (CDU) sprach sich für die Weiterführung des Stadtfilmeprojektes aus: Die Idee passe zu Potsdam, daher dürfe die erste Stadtfilmerin „nicht die letzte sein“, sagte sie. Auch wenn Film längst „selbstverständlicher Bestandteil des kulturellen Denkens“ sei, in den Verwaltungen vieler Städte sei das „noch nicht angekommen“, sagte Magdowski. „Ich wünsche mir, dass das Medium Film wieder einen höheren Stellenwert bekommt.“

Eine Aussage, die Wiedemann aufmerksam aufgenommen hat: Denn bisher fehlt aus seiner Sicht in der Stadt das Vertrauen in die Filmhochschule. So gebe es für HFF-Projekte „fast keine“ Unterstützung von Potsdamer Einrichtungen und Unternehmen. Auch für das Stadtfilmprojekt habe ein Institut in Golm die Drehgenehmigung verweigert. „Es wird immer gewartet, bis was vorliegt“, so Wiedemann. „Dabei haben wir noch nie richtig gefloppt.“ Pro Potsdam-Chef Horst Müller-Zinsius stünde für eine Neuauflage des Stadtfilmprojektes zur Verfügung: „Wir würden das wieder machen.“ ProWissen sieht sich dann allerdings nicht mehr in der Pflicht, hofft dennoch auf eine Fortsetzung. Jana Haase

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })