Bäume in Potsdam: Potsdams Kastanien geht es besser
Die Miniermotte hat sich zurückgezogen und ein befürchteter Pilzbefall ist bisher ausgeblieben. Sorgen machen sich Stadt und Schlösserstiftung aber um die Ulmen und Platanen.
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Potsdam - Den Kastanien in Potsdams Gärten geht es gut. Woran das liegt, ist den Verantwortlichen der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) allerdings ein Rätsel. Denn vor rund zwei Jahren waren die Sorgen noch groß: Nach einem Befall durch die Miniermotte befürchtete man eine weitere Schwächung durch Bakterien und Pilze der Arten Pseudomonas, Phytophthora sowie der Pilzgattung Verticillium. Die durch die Miniermotte geschädigten Bäume hätten einen solchen Schädlingsangriff nicht überlebt. Bei der Stadt gingen die Befürchtungen sogar so weit, dass keine Rosskastanien mehr nachgepflanzt wurden – 1047 davon gibt es derzeit in Potsdam. Und nun: nichts. Den Bäumen geht es gut.
Auch zur Miniermotte gibt es gute Nachrichten. Die Kastanien haben keine schlimmen Schäden davon getragen, sagt Monika Deißler von der Gartendirektion der SPSG. „Das hat mich gewundert“, sagt sie. Denn eigentlich habe man mit einer starken Generation der Miniermotte in diesem Jahr gerechnet und somit auch mit einer Schwächung der Bäume, die dann wiederum anfällig für weitere Schädlinge sind. Auch die Stadt Potsdam teilt auf Anfrage mit, dass der Miniermottenbefall im Vergleich zu 2010 in diesem Jahr stark abgenommen habe. Lediglich zehn Prozent der maximalen Befallsdichte der Motte sind noch vorhanden. Die Bäume seien zwar gestresst, aber hätten alle überlebt. Nach wie vor verzichte man aber in Potsdam auf das Nachpflanzen, auch wenn die Bäume von den gefährlichen Pseudomonas nicht befallen seien.
Um der Miniermotte beizukommen hat die Stadt Kastanienlaub im Herbst vernichtet
Zumindest in Sachen Miniermotte können SPSG und Stadt Vorkehrungen treffen: Im Laub der Bäume überwintern die Insekten im Herbst, schlüpfen im Frühjahr und besiedeln die Bäume und schwärmen aus, nachdem sie wieder Eier gelegt haben. Zwar werde seit Jahren das Laub der Kastanien in Potsdams Schlossgärten im Herbst weggeräumt, allerdings längst nicht an allen Stellen. Auch die Stadt vernichtet das Kastanienlaub, so gut es geht. Überall in den Schlossgärten das Laub zu sammeln sei aber schlicht nicht machbar, erklärt Deißler. „Ich habe aber schon lange keinen braunen Baum mehr gesehen“, sagt sie – ein gutes Zeichen. Vor allem angesichts des Starkregens im Juni und Juli. Denn der wiederum fördert Pilze, die Pflanzen als Schädlinge befallen – ob darunter auch der gefährliche Verticillum ist, sei noch unklar. Betroffen von Pilzen seien in diesem Jahr bisher vor allem die Buchsbäume, die zusätzlich auch noch mit den Raupen des Buchsbaumzünslers zu kämpfen haben (PNN berichteten) – die Verluste seien hoch, sagt Expertin Deißler.
Auch die Bestände des Falschen Jasmins seien im vergangenen Jahr von einem Pilz zu 70 Prozent dahingerafft worden. Die Selbstheilungskräfte der Pflanze seien allerdings durch das 2016 zu trockene Frühjahr ausgebremst worden. „Frühjahrstrockenheit ist für viele Pflanzen ein großes Problem“, sagt Deißler. Viel Regen sei erstmal weniger problematisch, es sei denn, die Wurzeln von Bäumen beginnen zu faulen. Gerade in Potsdams Schlossgärten ist das Alter der Bäume ein Faktor: Junge Gehölze seien wesentlich resistenter gegen Wetter und Schädlinge als alte Pflanzen. Insgesamt allerdings gehe es den rund 55 000 Bäumen der SPSG „nicht schlecht“. Bei der Stadt bewertet man den Niederschlag im Juni und Juli für die Bäume sogar positiv: Da es in den vergangenen zwei Jahren zu wenig Regen gegeben habe, sei bei einigen Bäumen, insbesondere bei Birken, Trockenheitsstress ausgebrochen. Der verregnete Sommer in diesem Jahr helfe dabei, die Bäume zu entstressen.
Sorgen um Ulmen und Platanen in Potsdam
Weniger gut sieht es bei den Ulmen in Potsdams Gärten aus: Sie sind die einzigen Bäume, die in den vergangenen Jahren nicht mehr zu retten gewesen seien, sagt Deißler. Die Bäume seien vom Splintkäfer, einer Borkenkäferart, befallen. Der Schädling trägt einen Pilz in den Baum, der ihn tötet. „Der Käfer treibt seit Jahren sein Unwesen“, sagt Deißler. „Man kann ihm nichts entgegensetzen. So haben wir inzwischen fast alle Ulmen verloren.“
Besorgt sind Stadt und SPSG auch um die Platanen. Sie sind von der Pilzkrankheit Massaria bedroht. „Der Pilz ist hochansteckend, die Bäume werden durch ihn komplett morsch“, sagt Deißler. Befallene Bäume müssten sofort behandelt werden. Werde der Befall nicht schnell entdeckt, sei es zu spät. Auch die Platanen auf dem Stadtgebiet werden deshalb häufiger kontrolliert – bestandsgefährdend sei der Pilz bisher allerdings nicht. 93 006 Bäume gibt es insgesamt in Potsdam, die vom städtischen Grünflächenamt betreut werden.
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Die entschlossenen Bemühungen der Stadt und der Schlösserstiftung um die Gesundheit der Bäume im Potsdamer Stadtgebiet tragen erste Früchte, meint PNN-Autor Peer Straube in seinem Kommentar.
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