
© Andreas Klaer
Von Jan Brunzlow: Potsdams Schokoladenseite
In der Confiserie „Felicitas“ werden der „Alte Fritz“ und Königin Luise in Schokolade gegossen
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Den Streit gegen England haben sie verloren, dem Geschmack hat es nicht geschadet. Noch immer fertigen Goedele Matthyssen und Peter Bienstman ihre Pralinen nach dem Reinheitsgebot zur Schokoladenherstellung, obwohl die Europäische Union den Engländern Recht gegeben hat und pflanzliche Fette als Inhaltsstoff zugelassen hat. Doch für die beiden in Brandenburg lebenden Belgier gehört allein Kakaobutter in die Schokolade, so wie ihre Landsleute sie seit hundert Jahren herstellen. Gestern, zur Geschäftseröffnung in Potsdam, kam selbst der belgische Botschafter Mark Geleyn nach Potsdam, um sich ein Pfund belgische Schokolade mitzunehmen.
Es ist der dritte Laden nach Hornow in der Lausitz und Dresden, den das Paar Matthyssen und Bienstman eröffnen. Vor 18 Jahren sind sie aus Belgien in die Lausitz gezogen, haben unter dem Label „Felicitas“ eine Schokoladenmanufaktur eröffnet und inzwischen etwa 50 Mitarbeiter. Seit gestern haben sie nun auch ein Geschäft in Potsdam, mit Produktionsstrecke für Bio-Pralinen und Bio-Schokolade, aber später als erwartet. Seit August 2008 investiert die Familie in das Haus Gutenbergstraße 26. Bereits im vergangenen Jahr wollten sie eröffnen. Doch sie haben den Denkmalschutz in der Landeshauptstadt unterschätzt. Goedele Matthyssen sagte daher gestern zur Eröffnung: „Ich danke dem Denkmalschutz für seine tollen, leider auch teuren Ideen.“
Es sei ein „ganz wichtiger Schritt“ für das kleine Unternehmen, sagte Inhaber Peter Bienstman. Denn das Bio-Angebot der Firma soll nun in Potsdam hergestellt werden. Bislang beliefert die Confiserie „Felicitas“ rund 500 Läden in Deutschland, drei Mitarbeiter werden in Potsdam anfangs arbeiten. Seit November seien sie bereits im Unternehmen und wurden in Hornow ausgebildet. Gestern haben sie die ersten Schoko-Figuren nach dem Abbild des Preußen-Königs Friedrich II. und Preußens Königin Luise präsentiert. „Sie werden jede Menge Anregungen in der Stadt finden, um maßstabsgerecht Gebäude nachbilden zu können“, sagte Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs zur Eröffnung. Er wünschte den Unternehmern Glück in der Landeshauptstadt, sieht allerdings jede Menge Potenzial in der Stadt: „Es gibt hier jede Menge Männer, die ihrer Frau Versäumnisse eingestehen müssen“, sagte er vieldeutig. Schokolade sei dafür gut geeignet, die „produziert Glückshormone“.
Die Innenstadt zeigt sich dabei von ihrer Schokoladenseite. „Felicitas“ ist nicht die erste Confiserie mit handgefertigten Pralinen, die sich hier niedergelassen hat. Einige Meter weiter, im Holländischen Viertel, gibt es beispielsweise „lekker snoepjes“. Franziska Tölcke und Tanja Hofmann stellen hier in einem Schauladen Pralinen her. Bei „SchokoKunst“ von Susanne Müller in der Hebbelstraße gibt es eigene Schokolade mit speziellen Potsdam-Motiven. Und im „ChocoLaden“ im Luisenforum Brandenburger Straße wird Schokolade von Frank Eckmüller und Gunnar Heitmann hergestellt.
Für Botschafter Mark Geleyn sind solche Dinge ganz normal. In seiner Heimat Belgien gebe es in jedem Dorf eine Confiserie, in der Pralinen herstellt werden. Ausschließlich nach dem Reinheitsgebot.
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