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Ausschreibung für neue Unternehmensspitze: Potsdams Stadtwerke suchen Geschäftsführer

Die alte Unternehmensspitze der Stadtwerke-Tochter EWP musste nach Vorwürfen der Vetternwirtschaft und Begünstigung gehen. Jetzt werden neue Führungskräfte gesucht. Transparentes Handeln sei laut Ausschreibung dabei von besonderer Bedeutung.

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Potsdam - Nach den Affären und der schweren Führungskrise beim kommunalen Stadtwerke-Verbund werden neue Führungskräfte gebraucht. Die besonders profitable Stadtwerke-Tochter Energie und Wasser Potsdam (EWP) sucht nun unter anderem mittels Zeitungsanzeigen und einer Personalberatung jeweils neue kaufmännische und technische Geschäftsführer, nachdem die alte Unternehmensspitze nach Vorwürfen der Vetternwirtschaft und Begünstigung gehen musste.

Neben langjähriger Berufserfahrung in vergleichbaren Positionen und entsprechender Vorbildung seien „Kenntnisse im Umgang mit kommunalen Gremien, Führungsstärke, Durchsetzungsvermögen, Sozialkompetenz und geradliniges, transparentes Handeln von besonderer Bedeutung“, heißt es im Ausschreibungstext. Zur Unterstützung bei der Suche haben die Stadtwerke das Berliner Headhunter-Büro Below & Tippmann beauftragt, das 2013 von früheren Führungskräften der renommierten Kienbaum-Personalberatung gegründet wurde. Ebenso hatten die Stadtwerke bereits die Stelle eines sogenannten Compliance-Beauftragten ausgeschrieben, der die Einhaltung von Konzernrichtlinien in Bezug auf Transparenz und Regeltreue überprüfen soll.

Weiterhin volle Bezüge für die früheren EWP-Chefs

Die früheren EWP-Chefs Wilfried Böhme und Holger Neumann hatten im Frühsommer innerhalb weniger Wochen das Unternehmen verlassen müssen, bekommen allerdings bis zum Auslaufen ihrer Verträge im kommenden Jahr noch weiterhin volle Bezüge, es geht jeweils um rund 200 000 Euro. Böhme war unter anderem über einen Werkvertrag für einen Schwager gestolpert, Neumann wurde die massive finanzielle Begünstigung einer Ex-Prokuristin der Stadtwerke-Tochter Stadtentsorgung Potsdam (Step) zum Verhängnis, für die er als früherer Step-Geschäftsführer mitverantwortlich war. Deswegen war auch dem früheren Step-Technikchef Enrico Munder ordentlich gekündigt worden, er klagt dagegen am Arbeitsgericht.

Noch prüft die Staatsanwaltschaft Potsdam einen Abschlussbericht zur Affäre: Ob Ermittlungen aufgenommen werden, konnte ein Sprecher am Montag nicht sagen. Vor mehr als einem Monat hatte die Behörde noch keinen Anfangsverdacht auf Untreue gesehen. Die frühere Step-Prokuristin selbst war wegen ihres privaten Hausbaus in einem Vorort von Potsdam in das Visier der bereits ermittelnden Staatsanwaltschaft Neuruppin geraten – das Heim wurde von einer Firma kostenlos geplant, der die Frau auch Aufträge zukommen ließ.

Um kommunale Betriebe wie die Stadtwerke künftig besser zu kontrollieren, hat die Fraktion Die Andere für die nächste Stadtverordnetenversammlung unter anderem beantragt, den Vorsitz der Aufsichtsräte der kommunalen Unternehmen nur noch an Personen zu übertragen, die in keinem Abhängigkeitsverhältnis von Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) stehen – derzeit bilden die Dezernenten der Stadtverwaltung die Spitze der Kontrollgremien. Ebenso fordert Die Andere die Erweiterung der Gremien um Experten und Vertreter aller Fraktionen.

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