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Energieversorgung: Potsdams Strom wird teurer

Die Last der Energiewende tragen die Stromkunden. Sie zahlen auch in Potsdam ab dem Jahreswechsel mehr. Wer Erdgas oder Fernwärme bezieht, kann hingegen richtig sparen.

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Potsdam - Eigentlich sollte sie einen Privathaushalt nicht mehr als eine Kugel Eis im Monat kosten. So habe der damalige grüne Umweltminister Jürgen Trittin seinerzeit die Förderung der erneuerbaren Energien schmackhaft machen wollen, sagte Carsten Stäblein, Aufsichtsratsvorsitzender des Potsdamer Energieversorgers EWP am Mittwoch. Mittlerweile ist die Sache allerdings sehr viel kostspieliger. Insgesamt 25 Milliarden Euro jährlich werden über die sogenannte EEG-Umlage umverteilt. Nutznießer sind Inhaber von Solaranlagen. Deren erneute Erhöhung macht sich ab dem Jahreswechsel auch bei den Potsdamer Stromkunden bemerkbar. Mit Einsparungen können hingegen Gas- und Fernwärmekunden rechnen. Die PNN geben einen Überblick, was sich ändert.

Strom

Die meisten Kunden werden im kommenden Jahr gut 13 Euro mehr bezahlen. Das entspricht 1,10 Euro im Monat. Um diesen Betrag steigt der Grundpreis. Diesen hatte die EWP zuletzt vor zehn Jahren erhöht. Der Verbrauchspreis pro Kilowattstunde bleibt hingegen unverändert. Für einen durchschnittlichen Einpersonenhaushalt mit 1750 Kilowattstunden Verbrauch ergibt sich so eine Kostensteigerung von etwa 2,3 Prozent. Dabei sind die Stromerzeugung und Beschaffung sogar billiger geworden, wie Stäblein vorrechnete. Gleiches gilt für die Kosten der EWP für das eigene Netz. Zusammen ergebe sich eine Einsparung von 0,36 Cent pro Kilowattstunde netto. Gestiegen sind hingegen die Kosten, die die EWP nicht selbst beeinflussen kann. Der dickste Brocken davon ist die Umlage für die erneuerbaren Energien. Sie steigt zum Jahreswechsel um 0,626 Cent pro Kilowattstunde auf 6,88 Cent netto. Steigen werden auch die Netzentgelte für vorgelagerte Netzbetreiber – also den Anschluss Potsdams ans überregionale Stromnetz. Auch dort steigen die Kosten, weil die Netze für den Transport des Stroms aus erneuerbaren Energien oft nicht ausreichend dimensioniert sind. Kann beispielsweise der Solarstrom im Sommer aber nicht abfließen, muss er dennoch bezahlt werden. Die dafür umgelegten Kosten steigen um 0,47 Cent pro Kilowattstunde. Aus allem zusammen ergeben sich für die EWP Mehrkosten von 0,72 Cent pro Kilowattstunde. Mittlerweile macht der Anteil von Steuern und Abgaben an den Stromkosten der EWP 53 Prozent aus. Im Jahr 2005 waren es noch 39 Prozent.

Erdgas

Während Stromkunden im nächsten Jahr draufzahlen, können sich Gasverbraucher in Potsdam freuen – jedenfalls, wenn sie mit Gas heizen. Ein durchschnittlicher Heizgaskunde mit 25 000 Kilowattstunden Jahresverbrauch spart 230 Euro im Jahr. Gegenüber dem Jahr 2016 ist das eine Ersparnis von 13 Prozent. Ab Januar senkt die EWP nämlich den Gaspreis für die Endverbraucher auf 0,91 Cent pro Kilowattstunde brutto. Hintergrund sind die gesunkenen Gaspreise auf dem Weltmarkt. Innerhalb von anderthalb Jahren ist der Börsenkurs für den Rohstoff Erdgas um fast ein Drittel gesunken. Wer nicht mit Gas heizt, sondern nur kocht, verbraucht deutlich weniger. Für die EWP ist das manchmal ein schlechtes Geschäft, weil für den Anschluss und die Verwaltung Fixkosten anfallen, die sie bisher nicht über den Grundpreis refinanziert. Für einen Kochgaskunden entstehen dem Unternehmen so Nettokosten von mehr als 84 Euro im Jahr. Bisher wurden aber nur 21 Euro Grundpreis vom Kunden verlangt. „Eine Subventionierung, die wir abbauen müssen“, so Stäblein. Ab dem kommenden Jahr werden deshalb 31,20 Euro netto berechnet. Der Grundpreis wurde seit dem Jahr 2005 nicht mehr angepasst. Gleichzeitig sinke der Verbrauchspreis pro Kilowattstunde um 1,3 Cent im Tarif „EWP Gas mini flex“. Nur wer mehr als 940 Kilowattstunden pro Jahr verbraucht, zahlt unterm Strich weniger als zuvor. Trösten können sich Kochgaskunden damit, dass der Potsdamer Grundpreis immer noch sehr niedrig ist. Beispielsweise verlangt die Gasag in Berlin 100,34 Euro netto.

Fernwärme

Wer Fernwärme direkt von der EWP bezieht, also meist Eigenheimbesitzer, profitiert indirekt von den gesunkenen Gaspreisen. Die EWP senkt zum Jahresbeginn den Arbeitspreis pro Megawattstunde um 3,58 Euro. Durch Investitionen in den Ausbau und Erhalt der Infrastruktur seien die verbrauchsunabhängigen Kosten leicht gestiegen. Der Grundpreis wird deshalb um 0,98 Euro pro installierte Kilowattleistung angehoben. Für einen durchschnittlichen privaten Fernwärmekunden mit 22 000 Kilowattstunden im Jahr ergibt sich eine Entlastung von 61 Euro im Jahr. In Potsdam profitieren davon 650 Haushalte. Die große Masse der Haushalte mit Fernwärmeanschluss ist nicht direkt EWP-Kunde. Großkunden wie die großen Potsdamer Wohnungsvermieter haben langfristige Verträge mit der EWP, die bereits jetzt auf dem gleichen Preisniveau liegen.

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