Von Kay Grimmer: Prävention bei Beats und Bier
Sie sah einen Freund der Familie an Aids sterben. Nun hilft Charlotte- Bettina Boettcher bei der Aids-Hilfe
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Wenn Charlotte-Bettina Boettcher Bars und Discos betritt, sind ihr Blicke der Gäste sicher – die blonde, großgewachsene Studentin mit dem gewinnenden Lächeln zieht die Aufmerksamkeit an.
Und die nutzt sie für ihr Anliegen aus.
Denn nicht immer ist die charmante Potsdamerin auf Spaß aus, wenn sie am Abend durch die Gastrolandschaft und Entertainment-Industrie zieht. Sie will aufklären, für Schutz werben, Unsicherheit abbauen, Unwissenheit verringern. Seit zwei Jahren unterstützt sie die Arbeit der Potsdamer Aids-Hilfe..
Das prägende Schlüsselerlebnis für die ehrenamtliche Mitarbeit war die Bekanntschaft zu einem Freund der Familie, den sie als Kind als heiteren und lebensfrohen Mann kennenlernte. In den 80er Jahren infizierte er sich mit dem tödlichen Virus. „Er durchlitt alle Stadien der Krankheit und schlussendlich ereilte ihn ein grauenvoller Tod“, erinnert sich Charlotte-Bettina Boettcher. „Dieses Erlebnis berührt mich noch heute.“ Seit 2006 engagiert sie sich deshalb für die Aufklärung und den Schutz vor HIV und Aids. Und das aktuell vor allem bei jungen Potsdamern.
Boettcher ist eine von neun Promotern, die das neuaufgelegte Bar- und wieder aufgenommene Disco-Projekt stemmen. Dabei gehen Ehrenamtler und Mitarbeiter der Aids-Hilfe in die Stätten, in denen sich meist der erste Kontakt zwischen jungen Menschen abspielt. „Da sind wir dicht an den wirklichen Situation dran“, meint auch Hortense Lademann von der Potsdamer Aids-Hilfe, die für das Projekt wirbt. Über 350 Gespräche haben die Projekt- Promoter bei den Ausflügen in die Potsdamer Nachtszene bereits geführt.
„Trotz aller Bemühungen steigen die Zahlen der Neuinfektionen in Deutschland wieder an“, ist Charlotte-Bettina Boettcher alarmiert. War das Thema Aids und Ansteckung mit anderen sexuell übertragbaren Krankheiten in den 90er Jahren sehr präsent, hat sie heute den Eindruck, dass es mehr und mehr in den Hintergrund rückt. Auch deshalb kann sie sehr gut begründen, weshalb ausgerechnet das Bar- und Disco-Projekt im Rahmen der Präventionsarbeit so wichtig ist: „Gerade bei Jugendlichen ist die Unkenntnis über Ansteckungswege besonders hoch. In meinen Gesprächen stelle ich immer wieder fest, dass Unsicherheit und Scham im Umgang mit diesem prekären Thema die größten Hürden darstellen.“ Mädchen fühlen sich sicher wenn sie die Pille nehmen, in völliger Unkenntnis darüber, dass diese allerdings keinerlei Schutz vor einer HIV-Infektion oder anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen bietet. Sie staunt, dass oftmals sogar behauptet wird, man könnte es einem Menschen ansehen ob er HIV positiv ist oder nicht. „Das ist einfach falsch“, wird sie nicht müde, diesen Irrglauben aufzuklären.
Charlotte-Bettina Boettcher möchte mit der Arbeit bei der Aidshilfe den Jugendlichen präventive Maßnahmen aufzeigen. „Denn wenn sie wissen wie man sich schützen kann, können sie auch souverän damit umgehen und achten auf den Gebrauch von Kondomen.“ Dabei lässt sie den erhobenen Zeigefinger jedoch außen vor. Im Gespräch geht es ihr vor allem darum, das Selbstvertrauen zu stärken und die Jugendlichen für die eigene Gesundheit zu sensibilisieren.
Schließlich – da ist die charmante Präventions-Werberin Boettcher ganz auf der Linie der Aids-Hilfe – stelle Prävention die effektivste Maßnahme gegen HIV dar. Praktischerweise gibt es bei den Gesprächen ein Kondom gleich dazu. „Das ist meist unser Mittel, die Menschen für ein Gespräch zu öffnen“, erklärt Hortense Lademann. Und Charlotte-Bettina Boettcher weist bei jedem Gespräch in Discos und Bars hin: „Nur durch den Gebrauch von Kondomen kann man sich vor einer Infektion beim Sex schützen.“ Denn schließlich, das ist Tatsache: Eine Heilungsmethode ist immer noch nicht gefunden. Aids bleibt vorerst eine tödliche Krankheit.
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