
© A. Klaer
Bauland in Potsdam: Preise noch nicht wie in Hamburg oder München
So teuer war Bauland in Potsdam noch nie - und eine Besserung ist nicht in Sicht. Weshalb Potsdamer mit weiter steigenden Mieten rechnen müssen.
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Potsdams Grundstücksmarkt ist weiter auf Rekordkurs: So teuer wie im vergangenen Jahr war Bauland in der Landeshauptstadt noch nie. Pro Quadratmeter wurden im Durchschnitt 213 Euro fällig. In Brandenburg nimmt Potsdam damit eine Ausnahmestellung ein.
Innerhalb eines Jahres zog der Preis für einen Quadratmeter unbebautes Bauland um 17 Prozent an. Das ergab eine Erhebung des Statistikamtes Berlin-Brandenburg. Der Anstieg fiel etwas schwächer aus als im Vorjahr, als die Preise in Potsdam noch um 27 Prozent kletterten. Allerdings ist nun ein Niveau erreicht, das selbst die Preise in den Jahren kurz nach der Wiedervereinigung übersteigt. Damals wurden in der Erwartung der „blühenden Landschaften“ teilweise exorbitante Preise gezahlt. Und: Die Zahl, die die Statistiker bekannt gaben, ist ein Durchschnittswert – in begehrten Lagen ist der Potsdamer Boden deutlich teurer.
Potsdam erreicht noch nicht Preisniveau von Hamburg
Landesweit unterschieden sich die Bodenpreise deutlich. Die Landeshauptstadt Potsdam ist mit Abstand am teuersten. Im Landkreis Elbe-Elster wurden im Durchschnitt nur 8,26 Euro und in der Prignitz 9,38 Euro je Quadratmeter gezahlt. Insgesamt erfassten die Statistiker landesweit 66 034 Grundstücksverkäufe für insgesamt 498 Millionen Euro. Ein Quadratmeter brandenburgisches Bauland kostete im Jahr 2014 dementsprechend durchschnittlich 49 Euro – das waren sogar drei Euro weniger als ein Jahr zuvor. Über dem Landesdurchschnitt liegen auch die Preise in Potsdams Umland. Potsdam-Mittelmark kam auf einen Kaufwert von 63,65 Euro, das Havelland auf 56,25 Euro.
Die Zahlen des Landes bestätigen auch die jüngste Einschätzung der Stadtverwaltung. Sie hatte im Juni in ihrem Grundstücksmarktbericht eine „anhaltend hohe Dynamik“ auf dem Grundstücksmarkt und einen kontinuierlichen Anstieg der Baulandpreise festgestellt. „Potsdam spielt in einer Liga mit Jena. Das Preisniveau von Hamburg und München ist noch nicht erreicht“, so die Einschätzung von Winfried Schmidt, Leiter des zuständigen Potsdamer Gutachterausschusses. „Auch bei Baulandpreisen ist bei einem begrenzten Angebot mit weiteren Preissteigerungen zu rechnen“, heißt es in dem Bericht. Starker Zuzug und die historisch niedrigen Zinsen befeuern die Nachfrage.
Bodenpreise steigen - ein Problem für Mieter
Was Grundstücksverkäufer freut, könnte für Mieter zum Problem werden. Denn die steigenden Bodenpreise schlagen sich langfristig auch in weiter steigenden Mieten nieder. Der Verband Berlin-brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU), dessen Mitglieder 40 Prozent des Potsdamer Wohnungsmarktes bewirtschaften, spricht von einer normalen Marktreaktion. Die Nachfrage sei eben hoch, so BBU-Sprecher David Eberhart. Man beobachte die Entwicklung aber dennoch mit Sorge. Schließlich sei das Bauland nicht der einzige Kostentreiber: „Auch die Baukosten steigen“, so Eberhart. Durch die anziehende Baukonjunktur in Berlin und seinem Umland würden die Kapazitäten in der Baubranche knapp. Außerdem trügen staatliche Auflagen beispielsweise für die Wärmedämmung zur Kostensteigerung bei. „Das sollte man kritisch überprüfen“, sagte er den PNN.
Die Bau- und die Grundstückspreise seien in den letzten Jahren deutlich schneller gestiegen als die Inflation. Während zwischen 2010 und 2014 bei einer allgemeinen Inflation von 6,2 Prozent die Baupreise um fast 13 Prozent zulegten, lag die Steigerung bei erschlossenem Bauland in Großstädten sogar bis 2013 schon bei rund 22 Prozent. Eine zusätzliche Belastung sei die Erhöhung der Grunderwerbssteuer Anfang Juli, so Eberhart.
Mietpreisbremse auch in Brandenburg?
Branchenkenner gehen davon aus, dass Kaltmieten unter zehn Euro im Neubau angesichts der Grundstückspreise und der Baukosten nach modernen energetischen Standards in Potsdam kaum realistisch sind. So kündigte das Wohnungsunternehmen Semmelhaack im Frühjahr an, Studentenwohnungen in Eiche für eine Nettokaltmiete von 11,50 Euro pro Quadratmeter anzubieten.
Die vom Bundestag beschlossene Mietpreisbremse wird diese Entwicklung wohl nicht aufhalten. Das Land Brandenburg prüft derzeit, in welchen Gebieten Erhöhungen bei Wiedervermietungen auf einen Wert von zehn Prozent oberhalb der ortsüblichen Vergleichsmiete gedeckelt werden können. Voraussetzung ist ein angespannter Wohnungsmarkt. Dass dies in Potsdam gegeben ist, ist unbestritten. Allerdings gilt das Gesetz nicht für Neubauten und nicht nach umfassenden Modernisierungen.
Auch die kommunale Pro Potsdam ruft bei Neubauten häufig um die zehn Euro pro Quadratmeter auf. Ohne Förderung gehe es nicht billiger, so die Begründung. Immerhin an diesem Punkt hat sich etwas getan: Die städtische Tochtergesellschaft will die Zahl der Neubauwohnungen in den kommenden Jahren erhöhen – darunter sollen viele Sozialwohnungen sein. Im Juni kündigte sie an, bis zum Jahr 2019 insgesamt 1500 statt der bisher geplanten 1000 Wohnungen neu zu bauen, wovon 500 gefördert sein sollen. Sie sollen unter anderem im Bornstedter Feld und am alten Tramdepot entstehen.
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