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Von Kay Grimmer: Preisverdächtige Stimme aus Potsdam

Pauline Hillebrand ist beim Synchronpreis für „Herausragende Nachwuchsleistung“ nominiert

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„Ich gucke mir das Original an, höre den Klang der Stimme und versuche, das dann mit meinem Text nachzuahmen.“ Es klingt einfach, wie Pauline Hillebrand ihre Synchronisationsarbeit beschreibt. Doch die zwölfjährige Potsdamerin hat das Besondere in der Stimme. Zu hören ist das unter anderem bei ihrer Arbeit für den Film „Die Unbekannte“, in dem sie die kleine Tea spricht, eine Schlüsselrolle im französisch-italienischen Mystery-Thriller. Für ihre Leistung wurde die Eisenhart-Schülerin für die beste Nachwuchsleistung im Synchron-Bereich nominiert.

Der Weg in das Synchron-Genre war für die Zwölfjährige fast vorgezeichnet. „Sie ist in vielen Bereichen ihrem Bruder Timo gefolgt“, erzählt die Mutter Antje Hillebrand. Der 19-Jährige war Mitglied im Kindermusiktheater „Buntspecht“, auch Pauline eroberte die Theaterbühne bei „Buntspecht“. „Da bin ich aufgeregter als beim Synchronisieren“, gibt Pauline freimütig zu. Und ihr Bruder war es auch, der sie 2006 das erste Mal zur Synchronisation mitnahm. „Es war eine Massenszene und die suchten noch nach einer Mädchenstimme“, erinnert sich Pauline. Als ihr Bruder sagte, er habe eine Schwester in dem Alter, ging alles sehr schnell. Pauline fuhr mit ins Synchron-Studio von Hermes im Babelsberger Mediengelände und wurde ab sofort regelmäßig für Synchronarbeiten angefragt. Das Übersetzen von Filmen auch im Ton ist eine deutsche Besonderheit, kaum eine andere Filmwirtschaft bearbeitet ausländische Filme derart aufwändig.

„Mir macht es Spaß, Texte aufzusagen“, begründet die begeisterte Tennisspielerin ihre Freude an dem „Nebenjob“. Ein bis zweimal pro Monat geht es in die dunklen Studios in Babelsberg, in denen die Filme synchronisiert werden. Ob „Monk“, „Prison Break“, „Der Vorleser“, „Die Unbekannte“ oder „Astronaut Farmer“ – Pauline ist gut beschäftigt. Bei „Astronaut Farmer“ waren sogar gleich beide Geschwister gebucht. „Das war schön, da war ich nicht so aufgeregt“, erinnert sich die sympathische Zwölfjährige an die Arbeit am Film über einen Ex-Astronaut, der als Farmer ein eigenes Weltraumfahrzeug bastelt.

Ganz im Gegensatz zu diesem Jugendfilm stand nun „Die Unbekannte“ mit einer an die Nieren gehenden Geschichte über Hass, Gewalt und Rachsucht. „Ich habe ja nur die Szenen gesehen, die meine Rolle betrafen“, sagt Pauline. Die Übersetzungsarbeiten mit Kindern sind für Synchronfirmen wie Hermes nicht immer einfach – vor allem, wenn es sich wie bei „Die Unbekannte“ um indizierte Filme handelt. Der Streifen ist mit der Einstufung „Ab 16 Jahren“ freigegeben. „Einige Stellen sind hart“, gibt Mutter Antje Hillebrand zu, die jedoch den Film mit ihrer Tochter gemeinsam angeguckt hat. „Ganz so schlimm fand ich ihn nicht“, sagt Pauline.

Doch derzeit kommt bei der Zwölfjährigen sowieso nichts über „Twilight“, die Verfilmung des Stephenie Meyer-Bestsellers „Biss zum Morgengrauen“. Pauline gesteht: „Den Hauptdarsteller Robert Pattinson finde ich toll.“ Doch ob die Filmkunst auch in ferner Zukunft Pauline Hillebrands bestimmen wird, weiß sie nicht. „Erzieherin oder Schauspielerin – beides kann ich mir gut vorstellen“, lässt sie offen, wie ihr zukünftiger Weg aussieht.

Eine andere Potsdamerin, die ebenfalls nominiert ist, hat diese Entscheidung bereits vor Jahrzehnten getroffen. Sabine Arnhold. Die 48-Jährige ist Schauspielerin und synchronisiert seit den 90er Jahren. Auch sie arbeitete bei „Die Unbekannte“ mit, spricht die Haushälterin, die mehr als ein Geheimnis in sich trägt – und hat für diese Arbeit eine Nominierung für die „herausragende weibliche Synchronarbeit“ erhalten.

Ob die Talente und die Leistungen der zwei Potsdamerinnen preiswürdig sind, verrät erst der Abend des 2. April, wenn im Berliner Kosmos-Kino die diesjährigen Preise für Synchron verliehen werden.

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