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Landeshauptstadt: Problematischer Schulmix

Schulamtsleiter sieht weitere Probleme / 80 Widersprüche von Eltern / FDP fordert mehr Gesamtschulen

Stand:

Die Situation für Potsdamer Eltern bei der Schulwahl für ihre Kinder droht sich weiter zu verschärfen. Schon in diesem Jahr haben mehr als 80 Familien Einspruch beim Staatlichen Schulamt Brandenburg eingelegt, weil ihre Kinder künftig an einer der vier Potsdamer Oberschulen lernen sollen. Zuvor hatte das Schulamt entschieden, die Schüler auf Oberschulen zu schicken, weil an keiner der städtischen Gesamtschulen mehr Platz ist. Nun drohen Klagen, aber das Dilemma setzt sich fort: Denn ab dem kommenden Jahr gibt es in Potsdam noch eine Gesamtschule weniger.

Schulamtsleiter Ulrich Rosenau bewertete gegenüber dieser Zeitung den Schulformmix der Landeshauptstadt als problematisch. In diesem Jahr hatten sich 40 Prozent mehr Schüler für den Besuch einer Gesamtschule entschieden als noch im Vorjahr – dadurch gab es 90 Anmeldungen mehr als Kapazitäten an Gesamtschulen. Das entspricht in etwa vier Klassen. Rosenau verteidigte daher die Zuweisung der Schüler an Oberschulen, da die Schüler keine Berechtigung für den Besuch eines Gymnasiums hätten. In 27 Fällen sollen Eltern die Zuweisung durch das Schulamt abgelehnt haben, in 20 Fällen haben sich Eltern das Recht einer Klage vor dem Verwaltungsgericht vorbehalten.

Bereits im nächsten Jahr wird sich die Zahl der vorhandenen Plätze erneut deutlich reduzieren: Denn die Stadtverordneten haben erst kürzlich beschlossen, dass die Goethe-Gesamtschule ab 2010 zu einem Gymnasium wird. Damit stehen neben der Eliteschule des Sports, für die spezielle Aufnahmegenehmigungen gelten, nur die Steuben-, Lenné- und Voltaire-Gesamtschule für künftige Siebtklässler zur Verfügung. Zu wenig, meint die Potsdamer FDP. Gemeinsam mit der Familienpartei hat sie sich an die Schulverwaltung sowie das Staatliche Schulamt gewandt und eine Überprüfung gefordert. Es soll versucht werden, eine der verbliebenen Oberschulen noch in diesem Sommer, also zum Schulbeginn 2009/2010, zu einer Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe zu entwickeln, erklärte Martina Engel-Fürstberger von den Liberalen.

Die Stadt Potsdam hat kürzlich in ihrer Weise auf die Situation reagiert. Mit dem Beschluss des neuen Schulentwicklungsplanes ist die Eröffnung einer Oberschule am Schlaatz sowie die eines Gymnasiums in Potsdam-West gesichert. Die Einrichtung einer weiteren Gesamtschule ist allerdings erst im Jahr 2014 vorgesehen. Schulrat Wolfgang Bogel-Meyhöfer hatte vor Beschluss des Planes an die Stadtverordneten appelliert, die Gesamtschulen – in Potsdam es ist die von Eltern und Schülern am häufigsten angewählte Schulform – nicht zu vergessen. Allerdings vergeblich. Jan Brunzlow

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