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Patina. Die alte Turnerhalle muss noch länger halten als gedacht.

©  Andreas Klaer

Potsdam-West: Problemzone Luftschiffhafen

Der Bau der neuen Turnerhalle im Sportareal Luftschiffhafen verzögert sich. Und auch sonst läuft nicht alles rund auf dem Areal.

Stand:

Potsdam – Bröckelnder Putz, schimmeliges Holz und mattes Fensterglas: Die Turnerhalle im Sportareal Luftschiffhafen hat schon bessere Zeiten gesehen. Seit 1961 wird in dem drei Stockwerke hohen Zweckbau geturnt. Man kann den Trainingsschweiß von Jahrzehnten buchstäblich riechen – auch weil an dem Gebäude schon seit Jahrzehnten kaum etwas renoviert wurde. Angesichts der in den letzten Jahren sanierten oder neu errichteten Gebäude drumherum – wie der modernen MBS-Arena – fällt der marode Bau umso mehr auf.

Auf dem Gelände ist kein Baulärm zu hören, sondern nur ein einsamer Laubbläser

Eigentlich sollte längst Abhilfe geschaffen werden. Im Frühjahr dieses Jahres sollte mit dem Bau einer neuen Geräteturnhalle begonnen werden. Doch hört man sich auf dem Areal des Luftschiffhafens um, ist kein Baulärm zu hören, sondern nur ein einsamer Laubbläser. Der Bau der neuen Turnerhalle verzögert sich nämlich um ein Jahr, wie das zuständige Finanzministerium des Landes Brandenburg auf PNN-Anfrage mitteilte. Eigentlich sollte der Neubau im Herbst 2018 fertig sein. Doch nun müssen die Sportler noch ein Jahr länger in der alten Halle trainieren.

Aktuell werde die Ausführungsplanung bearbeitet, es werden Leistungsverzeichnisse erstellt und die Ausschreibungen vorbereitet, so eine Ministeriumssprecherin. Mit dem Baubeginn könne nun im Frühjahr 2017 gerechnet werden. Offensichtlich war die Planung des Hallenbaus komplizierter als erwartet. Aufgrund der Anforderungen und Auflagen von Denkmalschutzbehörde und der Stadt Potsdam sei es anfänglich zu Verzögerungen bei der Erteilung der Baugenehmigung gekommen.

Dabei ist der Hallenneubau alles andere als ein Schnellschuss: Bereits im Dezember 2013 hatte die kommunale Bauholding Pro Potsdam, zu deren Verbund die Luftschiffhafen GmbH gehört, das 4700 Quadratmeter große Grundstück an das Land verkauft. Das sollte die Kosten für den Neubau von geschätzten 8,3 Millionen Euro übernehmen, weil die Halle vor allem von der Universität Potsdam für die Sportlehrerausbildung genutzt werden soll. Hallenkapazitäten für den Vereinssport sollen auch weiterhin zur Verfügung gestellt werden, soweit kein Eigenbedarf der Universität für Lehre und Hochschulsport besteht.

Die alte Halle habe den Charme von früher

Beim Märkischen Turnerbund ist man angesichts der Bauverzögerung alles andere als begeistert. Angesichts jahrzehntelangen Verfalls klingt Geschäftsführer Rolf Lorenz fatalistisch: „Wir sind froh, dass überhaupt eine neue Halle gebaut werden soll.“ Die alte Halle habe den „Charme von früher“. Deutlich werde das vor allem bei den sanitären Anlagen. „Das ist kein angenehmer Zustand.“

Doch der Bauverzug ist nicht das einzige Problem in dem Sportareal in Potsdam-West: Der Betrieb der 2012 eröffneten MBS-Arena ist nach wie vor defizitär. Die Anzahl der Veranstaltungen nimmt nach Angaben der Pro Potsdam zwar zu. Auch die Zuschauerzahlen entwickeln sich positiv. Doch die wesentlichen Nutzer der MBS-Arena seien lokale Sportvereine. Und diese müssen aufgrund der Nutzungsverordnung mit der Stadtverwaltung lediglich zehn Prozent der Zuschauereinnahmen abgeben, teilweise nutzen Vereine die MBS-Arena auch kostenlos. „Aus diesem Grund stellt sich ein kostendeckender Betrieb der Halle schwierig dar“, teilte die Pro Potsdam mit.

Auch beim Parken gibt es

Für Unmut im und um den Luftschiffhafen sorgen auch Autos. Die werden nämlich nicht in erwarteter Zahl in dem vor zwei Jahren errichteten Parkhaus abgestellt. „Mit der bisherigen Frequentierung des Parkhauses Luftschiffhafen sind wir noch nicht zufrieden“, so Sebastian Merkle vom Parkhaus-Betreiber Apcoa. Besucher des Veranstaltungsareals nutzten häufig die kostenlosen Parkflächen der Anwohner im Umfeld. Er fordert ein Anwohnerparkkonzept sowie eine entsprechende Parkraumüberwachung.

Genau das hatten die Stadtverordneten im Juli auch beschlossen, nachdem sich Anwohner über Luftschiffhafen-Besucher beschwert hatten, die das Wohngebiet zuparkten. Doch passiert ist bisher nichts. Über die geplanten Schritte werde die Stadtverwaltung im vierten Quartal 2016 berichten, hieß es zuletzt als Antwort auf eine kleine Anfrage des SPD-Stadtverordneten Kai Weber.

Nahezu auf der Stelle tritt die Stadtverwaltung auch bei der Umsetzung der Empfehlungen aus einem KPMG-Konzept. Die Unternehmensberater hatten vor einem Jahr Tipps gegeben, wie der Luftschiffhafen wirtschaftlicher betrieben werden kann. Auf Nachfrage heißt es nun aus der Stadtverwaltung, um eine ergebnisorientierte und zügige Bearbeitung zu erreichen, seien Teilprojektgruppen eingerichtet worden. Dieser gesamte Prozess werde sich voraussichtlich noch über einen längeren Zeitraum erstrecken.

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