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ATLAS: Professionell

Der erste Schluss ist schnell gezogen: In Sacrow, zu DDR-Zeiten unmittelbar in Mauernähe, ist offenbar vieles noch so wie früher. Damals lebten im abgeriegelten Grenzstreifen vor allem Regimetreue – klar, dass sie etwas dagegen haben, wenn mitten in ihrem Ort an die Mauer und ihre Opfer erinnert wird, möchte man meinen.

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Der erste Schluss ist schnell gezogen: In Sacrow, zu DDR-Zeiten unmittelbar in Mauernähe, ist offenbar vieles noch so wie früher. Damals lebten im abgeriegelten Grenzstreifen vor allem Regimetreue – klar, dass sie etwas dagegen haben, wenn mitten in ihrem Ort an die Mauer und ihre Opfer erinnert wird, möchte man meinen. Doch das greift zu kurz. In Sacrow geschieht derzeit genau das, was die Stiftung Berliner Mauer mit ihrem Gedenkstelen-Projekt erreichen will. Es findet eine Auseinandersetzung statt mit dem, was damals geschah – und damit, warum es geschah. Es zeugt von hoher Professionalität der Stiftung, dass sie die Sacrower, die sich mit der Stele bisher nicht anfreunden können, nicht an den Pranger stellt – sondern nach eigenen Worten die Debatte sucht. Das tut dem so hochsensiblen Thema gut, vor allem in Potsdam und Brandenburg, wo beim Stichwort DDR-Unrechtsstaat die Wogen regelmäßig hochschlagen. Beunruhigender als die Sacrower Vorbehalte sind die Andeutungen der Stiftung, die Potsdamer Ämter und auch die Schlösserstiftung hätten das Projekt erschwert. Ein in der Landeshauptstadt altbekanntes Problem: Selbst bei Ausnahmeprojekten mit großer politischer Bedeutung schrillen im Rathaus keine Alarmglocken. Das scheint wenig professionell.

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