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Holger Raschke und Yulia Sonata sichten Ergebnisse des Kunstprojekts „Mind Capture“, die am heutigen Samstag im Projekthaus ausgestellt werden.

© Andreas Klaer

Projekthaus Babelsberg in Potsdam: Was bewegt ukrainische Jugendliche emotional?

Am heutigen Samstag werden im Projekthaus Babelsberg Kunstwerke junger Geflüchteter ausgestellt. Zudem trafen sich Umweltaktivistinnen und -aktivisten aus Iwano-Frankiwks vor Ort, um sich zu vernetzen.

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Ein Pärchen steht auf einem Trümmerberg, Stacheldraht ringsherum, der Hintergrund besteht aus roten und schwarzen Papierfetzen. „Bist du okay? Ich habe mein Gedächtnis verloren“, steht auf Englisch in ausgeschnittenen Zeitungsbuchstaben auf der Collage.

Es ist eine von mehr als einem dutzend künstlerischer Arbeiten, die ukrainische Jugendliche aus Potsdam im Rahmen des Projekts „Mind Capture“ geschaffen haben und damit Einblick in ihre seelische Verfasstheit geben. Das Ziel: Die 13- bis 19-jährigen Geflüchteten sollen auszudrücken, was sie gerade psychisch und emotional bewegt.

Entstanden sind dabei vor allem Collagen, aber auch Videos und Installationen. Ausgestellt werden sie am heutigen Samstag von 14 bis 20 Uhr im Projekthaus Babelsberg. „Wir wollten Psychologie, Kunst und mentale Gesundheit miteinander verbinden“, sagt die Fotografin Yulia Sonata, die das Ganze gemeinsam mit der Psychologin Olha Husieva und Holger Raschke vom Inwole e.V. organisiert, dem Trägerverein des Projekthauses.

„Es gibt viele soziokulturelle Angebote, die sich an erwachsene Geflüchtete richten oder an Kinder, aber Jugendliche fallen oft hinten runter“, sagt Raschke. Viele von ihnen fühlten sich ohnmächtig gegenüber dem Krieg in ihrer Heimat und litten zudem an Schuldgefühlen, weil sie selbst im sicheren Deutschland sitzen, während Freunde und Verwandte in der Ukraine bleiben mussten.

„Diese Jugendlichen mussten superschnell erwachsen werden“, sagt Sonata, die selbst zweimal flüchten musste – einmal 2014 von der Krim und 2022 aus der Ukraine. Eine Videoinstallation der Jugendlichen spiegelt den Verlust von Kindheit und Heimat besonders eindrücklich wider: Zu sehen ist ein brennendes Buch, dessen Seiten nach und nach ausgerissen werden.

Besuch aus Iwano-Frankiwsk

Es ist nicht das einzige Projekt, das der Inwole e.V. mit der Ukraine durchführt: Am Freitag waren auch sechs ukrainische Umweltaktivistinnen und -aktivisten aus Potsdams Partnerstadt Iwano-Frankiwsk zu Gast, um über mögliche Kooperationen zu sprechen. Sie sind derzeit über das Projekt „Grüne Brücken“ in Deutschland, das vom Umweltverein Compango initiiert wurde.

Sechs Iwano-Fankiwsker Umweltaktivistinnen und -aktivisten waren im Rahmen des Austauschprojektes „Grüne Brücken“ zu Gast in Potsdam und besichtigten die offenen Werkstätten des Projekthauses.

© Andreas Klaer

Der Leiter der NGO „Zero Waste Ivano-Frankivsk“, Mykhaylo Veklyn, war besonders angetan von den offenen Holz-, Näh-, Töpfer-, Schmiede- und Fahrradwerkstätten im Projekthaus, die für die Öffentlichkeit zugänglich sind: „Dieses Prinzip einer ‚offenen Werkstatt‘ gibt es in der Ukraine nicht. Es wäre schön, einen Wissensaustausch darüber zu starten und dieses Konzept mit nach Hause zu nehmen.“ Doch auch Veklyn bringt interessante Ideen mit: In Iwano-Frankiwsk hat er ein Unternehmen gegründet, das Heizpellets aus Kaffeesatz herstellt.

Auch Halyna Hlushko gefiel der Ansatz des Projekthauses: „Ich finde gut, wie sich hier Gleichgesinnte miteinander vereint haben, um diese Räume nutzbar zu machen.“ Sie selbst leitet die ökologische Kinderstation der Stadtverwaltung von Iwano-Frankiwsk, führt Umweltbildungsprojekte durch und hat in der Stadt eine Kompostieranlage miterrichtet.

„Ich hoffe, dass sich durch die Städtepartnerschaft neue Kooperationen ergeben“, sagt Veklyn. Welche Kooperationen das konkret sein könnten, ist noch offen; das Treffen in Potsdam war nur ein erstes Kennenlernen.

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