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Landeshauptstadt: Protest gegen „Wasserautobahn“

Ausbau des Sacrow-Paretzer-Kanals soll im Frühjahr 2009 beginnen / Gegner fordern Nein durch das Land

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Marquardt - Naturschutzverbände und Bürgerinitiativen haben eine neue Kampagne gegen den Havelausbau gestartet: Vertreter des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), des Nabu, der Grünen Liga und der Deutschen Umwelthilfe (DUH) übergaben Brandenburgs Verkehrsminister Reinhold Dellmann (SPD) gestern eine Protestresolution und forderten ihn auf, sich beim Bundesverkehrsministerium gegen den Ausbau einzusetzen. Der Bau einer „Wasserautobahn“ zwischen Magdeburg und Berlin bedrohe Natur und Wasserhaushalt.

Potsdamer Teilstück des Havelausbaus ist der Sacrow-Paretzer-Kanal. Für den Ausbau des zwischen 1874 und 1876 entstandenen Kanals kommt es nach Auskunft von Rolf Dietrich, Leiter des Wasserstraßenneubauamtes Berlin, noch in diesem Jahr zum Planfeststellungsbeschluss. Mit dem Baubeginn rechne er im Frühjahr 2009, sagte er den PNN. Wie Christiane Mende, Leiterin der Planfeststellungsbehörde in der Wasser- und Schifffahrtsdirektion Ost in Magdeburg, präzisierte, liegt das Planwerk seit Ende Februar beim Land Brandenburg, das nun drei Monate Zeit habe, sich zu dem Projekt zu äußern. Sollte es den Ausbauplänen zustimmen, falle Ende Juli der Planfeststellungsbeschluss. Nach der Bekanntmachung hätten dann Betroffene einen Monat Zeit, gegen das Vorhaben zu klagen.

BUND-Landesgeschäftsführer Axel Kruschat erklärte, der Berliner Senat habe den Ausbau von Havel und Spree bereits negativ beschieden: „Es liegt jetzt an Brandenburg.“. Sollten sowohl Brandenburg als auch Berlin dem Havelausbau ablehnen, „dann drängt sich das Bundesverkehrsministerium wohl auch nicht weiter auf“, hofft Kruschat. Die Projektgegner argumentieren, die prognostizierten Gütermengen würden auch nach einem Ausbau der Wasserstraße bei weitem nicht erreicht. „Selbst das Bundesverkehrsministerium rechnet inzwischen damit, dass selbst nach Ausbau von Havel und Spree weniger Güter auf den Flüssen transportiert werden als in den 90er Jahren“, sagte der BUND-Landesvorsitzende Burkhard Voß. Statt mit einer Verdoppelung rechne man jetzt mit einem verschwindend kleinen Plus von 0,2 Prozent.

Nabu-Chef Tom Kirschey mahnte, allein entlang dem Sacrow-Paretzer Kanal sollten rund 800 Bäume gefällt werden. Der DUH-Flussexperte Frank Neuschulz betonte: „Mit massiven Eingriffen in Natur und Wasserhaushalt und mit Kosten von bis zu einer Milliarde Euro einen Begegnungsverkehr für zwei Großmotorgüterschiffe pro Tag zu bauen, widerspricht jeglicher Vernunft.“ Dellmann sagte zu, die Resolution Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) zu übergeben. Er selbst hatte den umstrittenen Havelausbau erst vor kurzem verteidigt. gb/dpa

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