Homepage: Provokante Innenansicht Israelischer Historiker zur Erinnerung an die Shoah
Wenn ein Historiker von der Universität Tel Aviv an das Potsdamer Moses Mendelssohn Zentrum kommt, um über „Shoaherinnerungen in Israel“ zu sprechen, erwartet man eigentlich keine Überraschung. Dass die Shoah, das zentrale Ereignis für die Gründung des jüdischen Staates war, ist bekannt.
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Wenn ein Historiker von der Universität Tel Aviv an das Potsdamer Moses Mendelssohn Zentrum kommt, um über „Shoaherinnerungen in Israel“ zu sprechen, erwartet man eigentlich keine Überraschung. Dass die Shoah, das zentrale Ereignis für die Gründung des jüdischen Staates war, ist bekannt. Doch wie sich das junge Israel in den 50er Jahren gegenüber den Überlebenden des Holocaust verhielt, ist bei uns wohl weniger geläufig. „Über sie wurde nicht gesprochen, weil man sie nicht gebrauchen konnte, man wollte keine Wracks, sondern ,neue Juden“, Optimisten“, sagte Prof. Moshe Zuckermann am Montag. Die KZ-Überlebenden wurden als „Menschenstaub, Seife oder Schlachtvieh“ bezeichnet. Sie galten als nicht integrierbar.
Die Thesen von Zuckermann sind provokativ. Die offizielle Rezeption der Shoah stehe in bestimmten Phasen des Staates Israel der Auseinandersetzung in der Privatwelt der Überlebenden diametral gegenüber. Zuckermann spricht von einer Vereinnahmung des Holocausts in Israel für ökonomische und politische Belange. „Auschwitz wurde als Beweis dafür herangezogen, dass die Juden in der Diaspora nicht überlebensfähig sind.“
Später sei Auschwitz instrumentalisiert worden, um die Suggestionskraft der Argumente im Nahostkonflikt zu erhöhen, etwa durch den Vergleich von Arafat mit Hitler. Und nicht zuletzt würde die Shoah nirgendwo auf der Welt so banalisiert wie in Israel. Dabei fallen Zuckermann gleich eine ganze Reihe von Beispielen ein. So würden etwa Warteschlangen vor Kartenkassen mit denen an der Rampe von Auschwitz verglichen. Oder die Angriffe mit Scud-Raketen im Golfkrieg, die den damaligen Außenminister sofort an die Shoah erinnerten.
Israel berge heute noch viele Paradoxe in sich. So etwa, dass für die Zionisten die Shoah der Grund für die Gründung Israels war, während die Orthodoxen im Zionismus den Grund für die Shoah sehen. „Zwei nicht miteinander zu vereinbarende Teile der gleichen Lebenswelt“, so der Historiker. Jan Kixmüller
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