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Campus Potsdam: Prüfungen auch nach Fristende
Universität lenkt bei Diplom und Magister ein
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Die Leitung der Universität Potsdam hat auf die Kritik um die Prüfungsfristen der auslaufenden Diplom- und Magisterstudiengänge reagiert. Wie gestern bekannt wurde, hat die Hochschule Schritte zur Entspannung der Situation eingeleitet. In einer hochschulöffentlich verschickten Email heißt es, dass die Prüfungsausschüsse gewisse Ermessensspielräume erhalten sollen, um Prüfungen auch nach den engen Fristen zu ermöglichen. Uni-Sprecherin Birgit Mangelsdorf kündigte in diesem Zusammenhang „großzügige Einzelfallprüfungen“ an. Studierende, die einen Großteil der Prüfungsnachweise zusammen hätten, würde es in jedem Fall ermöglicht, ihre Prüfung abzulegen. „Soweit Spielräume vorhanden sind, sollten diese großzügig im Sinne der Studierenden genutzt werden“, schreibt Uni-Präsident Thomas Grünewald in der Mail.
Die Juso-Hochschulgruppe hat allerdings auch trotz des Einlenkens der Uni Kritikpunkte. „Es bleiben zentrale Probleme, die Unsicherheit und die psychische Zusatzbelastung der Betroffenen bestehen“, so Enrico Schicketanz von den Jusos. „Wir fordern von der Universitätsleitung, endlich öffentlich Abstand von ihrem einseitigen rechtsunsicheren Vorgehen zu nehmen und von der nicht demokratisch beschlossenen Stichtagsregelung abzusehen“, sagte Malte Jacobs, der für die Jusos im AStA Referent für Sozialpolitik ist.
Die Uni Potsdam hatte zum Jahresanfang den Studierenden der betroffenen Diplom- und Magisterstudiengänge angekündigt, dass 2012/13 ihr Prüfungsanspruch erlischt. Die Uni verweist auf einen Senatsbeschluss von 2007, wonach die rund 50 „alten“ Magister- und Diplomstudiengänge bis 2012/13 auslaufen sollen. Die Liste der Studiengänge sei seinerzeit in den Amtlichen Bekanntmachungen der Uni veröffentlicht worden, darin sei angegeben gewesen, welche Studien- und Prüfungsbestimmungen für welchen Studiengang zu welchem Zeitpunkt außer Kraft treten. Zudem seien betroffene Studierende mit jeder Rückmeldeaufforderung über das Ende ihrer Studiengänge informiert worden. Die Behauptung von Studierendenvertretern, eine Aufhebung des Prüfungsanspruchs sei bundesweit einmalig, wies die Universität zurück. Die Universität Halle-Wittenberg verfahre ähnlich. Gegenwärtig sei die Aufhebung weiterer 16 Studiengänge beantragt: Vorbehaltlich der Genehmigung durch das Ministerium würden diese Studiengänge bis zum 30. September 2015 laufen.
Kritik an der Fristenregelung kam nicht nur vom Studierendenausschuss AStA und den Jusos. Auch das Studierendenparlament der Uni verabschiedete am 24. Mai eine Resolution, in der Abstand von der Regelung zu Abschlussfristen und drohender Zwangsexmatrikulation bei den auslaufenden Diplom- und Magisterstudiengängen gefordert wurde. Die Landesregierung Brandenburg fordern die Jusos auf, die entsprechende Regelung zur Zwangsexmatrikulation aus dem Landeshochschulgesetz zu streichen.
„In Zeiten des Fachkräftemangels und des dringenden Bedarfs an Akademikern wäre eine Zerstörung volkswirtschaftlicher Ressourcen durch Zwangsexmatrikulation kurz vor dem Studienabschluss der reinste Wahnsinn“, sagte Enrico Schicketanz von den Jusos. „Ein kleiner Schritt ist, allen Diplom- und Magisterstudierenden zu ermöglichen, ihren ersten berufsqualifizierenden Abschluss auch zu erlangen – und das unabhängig von der noch benötigten Semesterzahl.“ Jan Kixmüller
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