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Von Michael Erbach: Pufferzone Potsdam

Der Großteil des Potsdamer Stadtgebietes soll zur Schutzzone für das Weltkulturerbe werden – mit Konsequenzen

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Auf insgesamt 1343 Hektar befindet sich in Potsdam Weltkulturerbe. 5294 Hektar groß soll hingegen die Schutzzone für die Unesco-Welterbestätten sein, in der das Bauen, Umbauen und die Sanierung von Gebäuden künftig genauer auf den Prüfstand gestellt wird. Bis auf die südlichen Plattenbaugebiete Waldstadt, Stern, Drewitz und Kirchsteigfeld sowie Teile von Babelsberg ist de facto die gesamte Landeshauptstadt betroffen. Hinzukommen sogar noch Teile der Insel Wannsee am Havelufer und der Uferbereich Richtung Caputh bis zum Schwielowsee. Zu markanten Punkten im Außenbereich der Pufferzone gehören unter anderem der Telegrafenberg, der Brauhausberg, der Kirchberg in Neu Fahrland sowie der Große und der Kleine Herzberg. Das sieht der Entwurf für die Ausweisung der „Pufferzone der Welterbestätte Schlösser und Gärten von Potsdam und Berlin“ vor, der den PNN vorliegt.

Für den Umgebungsschutz von Schloss und Park Sanssouci, Park Babelsberg, Klein-Glienicke sowie Park und Jagdschloss Glienicke, für Park und Schloss Sacrow, den Neuen Garten mit Marmorpalais und Schloss Cecilienhof, Pfingstberg und die Russische Kolonie Alexandrowka, Schloss Lindstedt und das italienische Dorf Bornstedt soll es also künftig erstmals genaue Festlegungen geben – sowohl territorial wie auch inhaltlich. Die Stadt entspricht damit einer Forderung des Unesco-Welterbekomitees aus dem Jahr 2007.

Wie es in dem Papier heißt, sollen mit der Pufferzone „alle negativen Einflüsse auf das Weltkulturerbe abgewehrt werden. Alle baulich und gestalterisch störenden Veränderungen sowie das Welterbedenkmal belastenden Nutzungen sind in der Pufferzone zu vermeiden bzw. zu verringern.“ Die Pufferzone wird seitens der Unesco als Gebiet definiert, „dass das angemeldete Gut umgibt und dessen Nutzung und Entwicklung durch ergänzende gesetzliche und gewohnheitsrechtliche Regeln eingeschränkt sind, die einen zusätzlichen Schutz für das Gut bilden.“

Geplant ist, die Potsdamer Pufferzone in eine engere und weitere Schutzzone zu gliedern. Die engere Pufferzone umfasst 984 Hektar Fläche in unmittelbarer Umgebung der Welterbestätten, wird aber in dem Entwurf zunächst noch nicht genau definiert. Der Unterschied zwischen beiden Schutzbereichen: Außerhalb der engeren Pufferzone wird davon ausgegangen, dass Bauvorhaben, die weder 10 Meter Höhe noch eine Grundfläche von 500 Quadratmetern überschreiten, im Schutzbereich keine relevante Veränderung der Umgebung zur Folge hätten. Alle darüber hinausgehenden Planungen in diesem Bereich sowie sämtliche Vorhaben in der engeren Pufferzone müssen überprüft werden.

Wichtigste Folge der im Entwurf vorliegenden Verordnung: Die Untere Denkmalpflege entscheidet, ob ein Vorhaben in der Pufferzone zu einer Beeinträchtigung des Welterbes führen könnte. Bauvorhaben könnten dadurch stadtweit schwerer umzusetzen sein. In die Prüfverfahren sind auch die Stiftung Schlösser und Gärten sowie das Landesamt für Denkmalpflege einzubeziehen.

Prüfpunkte bei neuen Bauvorhaben sollen unter anderem Bauvolumen, Bauhöhe, Dachaufbau, die Farbgestaltung der Dachdecken, die Fassadenfarbgebung, Sonnenkollektoren, Sendemasten, Antennenanlagen, Windkraftanlagen sowie landwirtschaftliche und gewerbliche Großanlagen sein. Selbst bei Veränderungen an bereits bestehenden Baukörpern in der geschützten Zone, die eigentlich keiner Baugenehmigung bedürfen, wird künftig eine Erlaubnis notwendig sein. Zu den Maßnahmen zählen beispielsweise die Fassadenfarbigkeit von Hochhäusern, der Aufbau von Sonnenkollektoren, der Einbau von Dachflächenfenstern oder der offene Anbau von Satelliten- und Funkantennen. Der Plan sieht sogar vor, alle bereits rechtsverbindlich bestehenden Bebauungspläne auf ihre Verträglichkeit mit dem Weltkulturerbe zu überprüfen.

Eigentlich sollte die Ausweisung der Pufferzone für das Potsdamer Weltkulturerbe laut Unesco bereits bis 1. Februar dieses Jahres erfolgt sein. Doch „derzeit laufen noch Abstimmungen auf allen Ebenen“, sagte Rita Haack, Sprecherin der Stadtverwaltung. Nach PNN-Informationen soll der Entwurf im Mai den Stadtverordneten vorliegen.

Michael Erbach

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