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Landeshauptstadt: Raab in der „Metropolis-Hütte“
Oberbürgermeister Jakobs: „Show ist gute Werbekampagne für Potsdam“, Hallen-Eigner Schatz: „Metropolis ist groß genug“
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Babelsberg – Es war im Februar 2008, kurz nachdem die Brandenburger Band Subway to Sally Stefan Raabs „Bundesvision Song Contest“ gewonnen und den Musikwettbewerb in die Mark geholt hatte. Frank Szymanski, Cottbusser Oberbürgermeister kontaktierte seinen Potsdamer Kollegen Jann Jakobs und erklärte, die Show werde wohl in Cottbus stattfinden, schließlich habe nur seine Stadt eine angemessene Veranstaltungshalle. „Da habe ich nur gesagt, warten wir’s ab“, erinnert sich Jakobs.
Heute ist es in Potsdam soweit, nicht in Cottbus. 20.15 Uhr werden in der Metropolis Halle die roten Lampen an den Kameras angehen, Stefan Raab wird mit seinen Co-Moderatoren Johanna Klum und Elton Millionen Zuschauer an den Fernsehern begrüßen – zum „Bundesvision Song Contest aus Potsdam“. Die Live-Übertragung sei eine „gute Werbekampagne“ für Potsdam, meinte Jann Jakobs. „Es ist für die Stadt super, dass dieser Wettbewerb nach Potsdam gekommen ist.“ Wenn klar sei, dass die Stadt solch eine riesige Show „wuppen“ könne, ließe das sicherlich auch andere Großveranstalter aufmerksam werden. „Das haben wir natürlich in erster Linie Friedhelm Schatz zu verdanken, der die Metropolis Halle 2008 errichten ließ“, so Jakobs, der heute auch einer der 2000 Zuschauer in der Halle sein wird. Die Show ist seit Wochen ausverkauft. Für Halleneigner Friedhelm Schatz ist die Show in erster Linie ein Werbecoup für den Veranstaltungsstandort. „Viel Geld verdienen wir mit dem Wettbewerb nicht“, sagte Schatz. Für ihn sei es Genugtuung, dass die Halle bereits kurz nach Eröffnung solch einen Großevent beherberge. Bislang laufe alles „reibungslos“, sagte der Filmpark-Chef gestern. „Bei den Aufbauarbeiten hat sich gezeigt, dass wir heilfroh sein können, die Halle so hoch gebaut zu haben“, so Schatz, der daran erinnerte, dass lange um die Bauhöhe des Gebäudes gerungen wurde. Dass die Großproduktion indes noch zusätzliche Zelte aufstellen ließ, weil der Platz für die Künstlergarderoben und den Backstage-Bereich nicht ausreichte, sei laut Schatz „normal bei Shows dieser Größe“. „Die Halle hat die richtige Größe für Potsdam.“
Doch für Entertainer Stefan Raab scheint die Halle offensichtlich zu klein zu sein: „Willkommen in der Metropolis-Hütte ääh, Halle“, sagte er gestern. Raab, der am Donnerstagmorgen – „zu für Künstler ungewöhnlichen Zeiten“, in Berlin-Tegel gelandet war, zeigte sich gegenüber dem anwesenden Regierungssprecher Thomas Braune regional gut informiert und kritisierte in gewohnt flapsiger Art die Entscheidung, den zentralen Berliner Flughafen in Schönefeld zu bauen: „Diese riesig langen Anfahrtszeiten in die Berliner Innenstadt nerven mich schon jetzt, das können sie dem Herrn Platzeck mal sagen“, gab er Braune auf den Weg.
Noch bis heute Nachmittag wird in der Metropolis Halle der Showablauf mit den Bands geprobt, die heute Abend jeweils eines der 16 Bundesländer vertreten, außerdem treten auch Subway to Sally – die Vorjahressieger – auf. Zur gestrigen Pressekonferenz, die live auf einem Nachrichtensender übertragen wurde, fehlte lediglich der Berliner Kandidat Peter Fox, dem die Favoritenrolle angedient wurde. Fox gewann mit seiner Gruppe „Seeed“ schon einmal den Bundesvision Song Contest und tritt heute Abend solo auf. Größte Konkurrenz dürfte für Fox die sächsische Gruppe Polarkreis 18 sein, die mit ihrem melodiös-melancholischen Pop bereits deutschland- und europaweit Erfolge feiern konnte. Ansonsten ist die Musikmischung gewohnt breit. Brandenburg mit seinem Kandidaten Sven van Thom lässt elektronische Klänge ertönen. Mit der bayrischen Kandidatin Claudia Koreck und ihrem Titel „I wui dass du woasst“ ist erstmals ein Mundart-Lied im Contest vertreten. Dialekt scheint nicht der Bedingung zu widersprechen, dass 50 Prozent des Liedtextes auf Deutsch sein müssen.
Der Brandenburger Vertreter Sven van Thom werde, so sagte Raab gewohnt frech, „bestimmt die Maximalpunktzahl aus Berlin bekommen“. Van Thom tritt mit dem Titel an: „Jaqueline (Ich hab Berlin gekauft)“. Überhaupt, so Raab, sei bei den letzten Contests, die unter anderem aus Hannover und Berlin kamen, eine Entwicklung zu erkennen gewesen: „Die einzelnen Bundesländer unterstützen gern ihre Nachbarstaaten.“ So würden vor allem die ostdeutschen Bundesländer sich untereinander die Mehrzahl der Punkte geben. Das Televoting erfolgt durch die Zuschauer, die per Anruf oder SMS über ihre Lieblingsmusiker abstimmen.
Damit wäre der gleiche Effekt eingetreten, den Raab bereits beim Eurovision Song Contest, einst Grand Prix de la Chanson d’Eurovision, bemängelt hatte: Nachbarländer und einst vereinigte Staaten schustern sich dort schon seit Jahren die Punkte gegenseitig zu. Doch während der kontinentale Wettbewerb an Bedeutung in Deutschland immer mehr verliere, sei der „Song Contest zu einer Institution im Land“ geworden, so Raab, der das auch an der Anwesenheit des brandenburgischen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck (SPD) festmacht. Andererseits zeige das Kommen des Landesvaters aber auch: „Es ist Wahljahr.“ Kay Grimmer
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