Von Hella Dittfeld: Rabbi Pressman: „Hell soll sie sein und bequem“ Jüdische Gemeinde feierte ihr erstes Straßenfest und stimmte sich
auf den Synagogenneubau in der Schlossstraße ein
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Innenstadt – Der Potsdamer Rabbiner Nachum Pressman wünscht sich die neue Synagoge „hell und bequem“, an den Baustil – ob modern oder der historischen Umgebung angepasst – habe er keine Ansprüche, sagte er gestern beim Straßenfest. Doch der Neubau sei „sehr notwendig“ für die weit über 1000 Juden im Land Brandenburg. Potsdam habe mit 400 Mitgliedern die größte jüdische Gemeinde. Juden gebe es sogar noch mehr in der Stadt, betont deren Vorsitzender Vladimir Genkin. Wenn es erst ein schönes Glaubenszentrum gebe, so Pressman, würden sie sich sicher auch in der Synagoge einfinden. „Wir leiden im Moment sehr unter Raumnot“, erklärte der Rabbiner. In den zwölf Jahren, in denen er in Potsdam tätig sei, wäre man mit dem Gemeindezentrum schon zehnmal umgezogen. Auch das Laubhüttenfest jährlich im Oktober könne nur auf seinem privaten Grundstück gefeiert werden.
Potsdams Jüdische Gemeinde hatte am Sonntag guten Grund zum Feiern und es wurde ein fröhliches Fest auf der Straße zwischen Filmmuseum und ehemaliger Wasserwirtschaft. Dort, wo jetzt noch der Betonklotz aus DDR–Zeiten steht, soll ein Synagogenneubau (und ein weiterer Baukörper an der Friedrich-Ebert- Straße) entstehen. In der nächsten Woche wird für die Synagoge der Architekturwettbewerb und für den Anschlussbau ein Ideenwettbewerb gestartet. Die Kosten dafür übernimmt die Landesregierung, die Eigentümerin des Grundstückes ist. Anfang 2009 sollen die Bewerbungen gesichtet und die 20 besten Architekturbüros für die zweite Runde ausgewählt werden.
Mit dem Neubau müsse es zügig vorangehen, bekräftigte auch der Vorsitzende des Synagogenbauvereins Horst Mentrup. Der Verein, der bereits Bausteine zu 20 Euro verkauft, will im nächsten Jahr eine Spendenoffensive starten. „Sobald wir die Architekturentwürfe vorlegen können“, sagt Mentrup: „Großspender wollen sehen, wofür sie ihr Geld ausgeben.“ Fünf Millionen Euro Kosten sind für den Neubau veranschlagt.
„Da ist auch das Land in der Pflicht“, findet Kulturministerin Johanna Wanka (CDU), Ehrengast der Veranstaltung. Das Land bringt in die Stiftung, die Ende des Jahres gegründet werden soll, bereits den Baugrund ein. Auch von der Stadt gibt es eine finanzielle Zusicherung durch Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD). Potsdam wird die Abrisskosten für den Teil des Hauses übernehmen, der der Synagoge weichen muss. Jakobs nannte gestern die Summe von rund 80 000 Euro, die dafür bereitgestellt wird. Wie der Neubau aussehen soll, muss eine Jury aus Sachpreisrichtern entscheiden. Neben renommierten Architekten werden dort auch der Oberbürgermeister und die jüdische Gemeinde Sitz und Stimme haben. Der Beirat Neue Mitte kann allerdings nur mit einem Sachverständigen ohne Stimmrecht bei der Auswahl dabei sein.
Klezmer-Musik, eine jüdische Hochzeit, Tanz und Gesang, liebevoll zubereitete koschere Häppchen und ein Simultan- Schachturnier, bei dem Trainer Nicolai Cusnariov zeigte, was er drauf hat, rundeten das fröhliche Fest ab.
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