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Landeshauptstadt: Rapsprodukte gibt’s nicht nur an der Tankstelle
Leibniz-Schüler auf Landpartie: Seit zwei Jahren kooperiert die Potsdamer Schule mit dem Kleinmachnower Julius-Kühn-Institut
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Für alle Fünftklässler des Leibniz-Gymnasiums gehören einmal im Jahr Gummistiefel und Regenjacken zur Ausrüstung für den Schultag. Anfang Juni geht es dann nach Dahnsdorf bei Niemegk, auf ein 38 Hektar großes Versuchsfeld des Berliner Julius-Kühn-Instituts für Kulturpflanzen, JKI.
Seit 2011 gibt es die Kooperation zwischen dem „Institut für Strategien und Folgenabschätzungen“, einer Zweigstelle des JKI in Kleinmachnow, und der Potsdamer Schule. Angefangen hatte es 2010 mit der ersten Exkursion einer Leistungs- und Begabten-Klasse. Gern würden die Mitarbeiter, die normalerweise in Kleinmachnow am integrierten Pflanzenschutz forschen, mit mehreren Schulklassen arbeiten. Allein es fehlt an Zeit und Personal, sagt Agrarwissenschaftler Bernd Hommel. Am besten ist der Monat Juni für Exkursionen auf das Versuchsfeld geeignet, im Juni liegt aber auch die meiste Arbeit für die Mitarbeiter an.
Die Leibniz-Schüler lernten nach dem Verlassen des sauberen Reisebusses zuerst, dass man sich in der Landwirtschaft dreckig machen darf und muss. „Wir haben verschiedene Sorten von Erde angefasst und erfühlt, mal mehr Sand, mal mehr Ton, mal mehr Würmer,“ sagt Hommel. Wer dann einmal schmutzige Hände hat, fasst auch Kartoffelkäfer an. Dass noch die Großeltern für das Einsammeln der lästigen Insekten schulfrei bekamen, fanden die Kinder cool, dass die Käfer beim Einsammeln manchmal stinken, weniger.
Das große Thema auf dem Versuchsfeld ist der ökologische Pflanzenanbau. Die Agrarwissenschaftler versuchen, Pflanzenschutzstrategien zu entwickeln, die ohne Einsatz chemischer Mittel auskommen, gleichwohl sie als letztes Mittel nicht kategorisch ausgeschlossen werden.
Auch die Kinder sollen für Pflanzenschutz begeistert werden. Auf dem Feld erklären Hommel und seine Kollegen Fruchtfolge, Sortenwechsel und was unterschiedliche Anbauverfahren bewirken können. Für so einen intensiven Unterrichtstag werden die Kinder von vier Wissenschaftlern und weiteren Mitarbeitern des Insituts begleitet. In kleinen Gruppen werden die Pflanzen ganz genau betrachtet. Dann zücken die Kinder Handys und Kameras, Hommel ist immer wieder erstaunt, was da an Technik hervorkommt. Dennoch sind die Kinder gut vorbereitet für das fächerübergreifende Projekt, sie sammeln Pflanzen für ein Herbarium. Manch einer erfährt erst hier draußen, dass Raps nicht nur für Bio-Diesel verwendet wird.
„Naturwissenschaft lässt sich am Objekt, draußen in der Natur, immer viel besser vermitteln“, sagt Agrarwissenschaftlerin Petra Seidel. Es gebe zu wenige Schulgärten, in denen Anbau und Pflanzenschutz so komplex dargestellt werden. Dennoch könne das Institut nicht mehr leisten. „Das ist im Grunde nicht unsere Aufgabe“, sagt Seidel.
Hommel sieht viele Anknüpfungspunkte im Alltag der Kinder. „Sie bringen erstaunlich viel Vorwissen mit und mit Unkraut hatten die meisten von ihnen schon mal zu tun.“ Von ihm lernen sie, dass man Unkraut auch liebevoll Ackerbegleitflora nennen könnte und so manches davon eine wichtige Funktion für die Nutzpflanzen hat.
Einmal auf den Traktor klettern beendet oft die Schüler-Landpartie. Manche kommen vielleicht wieder. Es gibt einen weiteren Kooperationsvertag zwischen dem JKI und dem Weinberg-Gymnasium in Kleinmachnow, infolgedessen einzelne Schüler ihr Praktikum oder Projekttage im Rahmen des Biologie-Leistungskurses im Institut absolvieren. Auch Studenten und Doktoranden haben hier schon ihre Arbeiten geschrieben.
Weitere Information zum Institut unter www.jhi.bund.de.
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