zum Hauptinhalt
MMZ-Direktor Julius H. Schoeps.

© dpa

Homepage: Rasche Bestandsaufnahme

MMZ-Direktor Julius H. Schoeps will Stiftung zur Bewahrung deutsch-jüdischen Kulturerbes ins Leben rufen

Stand:

Der Direktor des Moses Mendelssohn Zentrum Potsdam (MMZ), Professor Julius H. Schoeps hat vorgeschlagen, parallel zur Stiftung „Preußisches Kulturerbe“ eine Stiftung „Deutsch-Jüdisches Kulturerbe“ einzurichten. Auf einer internationale Konferenz zum deutsch-jüdischen Kulturerbe im In- und Ausland sagte der Historiker Schoeps  am Mittwoch im Berliner Centrum Judaicum, dass es höchste Zeit sei, die in der ganzen Welt verteilten Zeugnisse deutsch-jüdischer Kultur zu erfassen und zu sichern. Dazu solle eine Koordinierungsstelle eingerichtet werden. „Eine sehr rasche Bestandsaufnahme ist nötig“, sagte Schoeps vor dem Hintergrund, dass mit der Zeit zunehmend nicht erfasste Zeugnisse der   deutsch-jüdischen Kultur verloren gingen.  „Uns rinnt die Zeit wie Sand durch die Finger“, so Schoeps.
Am Potsdamer Mendelssohn-Zentrum befasst man sich bereits  im Rahmen des Projektes „German Jewish Cultural Heritage (GJCH)“  mit dem Erkennen, Erfassen und Bewahren von deutsch-jüdischem Kulturerbe – es geht dabei unter anderem um Nachlässe und Sammlungen von Künstlern, Literaten und Gelehrten. Zentral ist die Idee einer Spurensuche der deutschen Juden auf Grund ihrer Emigration nach der nationalsozialistischen Machtübernahme in den 1930er Jahren. Das Projekt des MMZ wird gefördert vom Beauftragten der Bundesregierung für Angelegenheiten der Kultur und der Medien, dem Auswärtigen Amt, dem Goethe-Institut und der Deutschen Welle.
Mit dem Forschungsprojekt strebt das MMZ nach eigenen Worten zugleich eine langfristige Vernetzung von Forschungseinrichtungen, Vereinen, Gemeinden und Museen aus aller Welt an, die sich mit der Bewahrung des deutsch-jüdischen Kulturerbes befassen. „Möglichst viele Zeugnisse sollen dabei digitalisiert und dadurch ein globaler, unmittelbarer Zugriff auf historische wertvolle Primärquellen ermöglicht werden“, so das Zentrum für europäisch-jüdische Studien. Auch Nachlassbibliotheken, Museumsbestände und Zeitdokumente würden dabei eine wichtige Rolle spielen. Schoeps erwähnte in diesem Zusammenhang, dass er auch ein persönliches Anliegen daran habe, dass Gemälde und Kunstgegenstände in diese Art von Kulturerbesammlung miteinbezogen würden. Schoeps setzt sich seit vielen Jahren für die Rückübertragung von Kunstwerken ein, die seiner Familie im Nationalsozialismus enteignet wurden.
Auf der dreitägigen Konferenz im Berliner Centrum Judaicum diskutieren vom 25. bis 27 Oktober  namhafte Wissenschaftler aus Deutschland, Österreich, Argentinien, den USA und Israel über die  Ursachen- und Wirkungsgeschichte der deutschen Kultur und dem Einfluss Kulturschaffender jüdischer Provenienz. Neben dem MMZ-Vorhaben zur  Erfassung und  Bewahrung deutsch-jüdischen Kulturerbes wurden auch die digitalisierte Sammlungen des Leo Baeck Institutes New York (LBI) und das im Aufbau befindliche „Zentrum für Jüdische Studien Berlin-Brandenburg“ vorgestellt. Jan Kixmüller

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })