zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Ratlos im Familienzentrum

Weil ihr Konzept weder Stadt noch Krankenkassen passt, droht der Elternberatung das Aus

Stand:

Innenstadt - Die Zukunft des Familienzentrums „Vom Säugling zum Kleinkind“ an der Fachhochschule ist höchst unsicher. „Ich bin ratlos“, sagt die Leiterin des Zentrums, Christiane Ludwig-Koerner. Die letzten Gelder aus einem Forschungsauftrag seien zum Jahresende aufgebraucht. Die zwei angestellten Mitarbeiter hätten nur noch Verträge für drei Monate. Wenn sich in den nächsten Wochen keine neue Finanzierungsquelle findet, drohe das Aus, so Ludwig-Koerner

Das Familienzentrum in der Friedrich- Ebert-Straße berät Eltern im Umgang mit Kindern im Säuglings- und Kleinkindalter. So soll vorbeugend gegen Störungen im Verhältnis von Eltern und Kind vorgegangen werden. Außerdem arbeitet die Beratungsstelle auch in der Fort- und Weiterbildung von Erziehern.

Nach der Gründung des Familienzentrums im Jahr 1997 wurde es zunächst für zwei Jahre vom Brandenburger Ministerium für Bildung, Jugend und Sport als Modellprojekt gefördert. Anschließend übernahm als freier Träger das Institut für Fortbildung, Forschung und Entwicklung e.V. den Betrieb. Der Verein finanzierte sich über verschiedene Forschungsprojekte des Bundesfamilienministeriums sowie von Stadt und Land.

Bereits im Sommer hatte Ludwig-Koerner vor der prekären finanziellen Situation gewarnt. Schon im Juni mussten zwei Mitarbeiterinnen gekündigt werden. Mit der Bitte um Hilfe hatte sie sich seinerzeit an die Stadtverwaltung gewandt. Die Sozialbeigeordnete Elona Müller-Preinesberger hatte Entgegenkommen signalisiert (PNN berichteten). 58 000 Euro im Jahr für Personal- und Sachkosten könne die Stadt bereitstellen, hieß es im Juli, wenn das Konzept der Einrichtung in die Bedarfsplanung der Stadt eingefügt werde.

Doch darüber konnten sich beide Seiten in der Zwischenzeit nicht einigen, wie nun klar wurde. Das überarbeitete Konzept, das der Trägerverein im Sommer einreichte, konnte vom Fachbereich Kinder, Jugend und Familie nicht anerkannt werden, teilte die Stadtverwaltung am gestrigen Mittwoch auf PNN-Anfrage mit. Es entspreche nicht dem Rahmenkonzept der Potsdamer Kinder- und Familienzentren, so die Begründung. Daraufhin habe es noch zwei Gespräche mit Vertretern des Familienzentrums an der Fachhochschule gegeben. Das Konzept sollte an die Vorgaben der Stadt angepasst werden. Im Haushalt des Fachbereiches seien auch im Jahr 2012 Mittel für ein weiteres Familienzentrum in Potsdam vorgesehen. Der Jugendhilfeausschuss werde voraussichtlich im Februar Vergabekriterien vorlegen. Auch das Familienzentrum an der Fachhochschule könne sich darum bewerben.

Darin jedoch sieht Ludwig-Koerner keinen Sinn. Gespräche habe es zwar nach der ersten Ablehnung gegeben, allerdings sei dabei deutlich geworden, dass die Arbeit des Familienzentrums an der Fachhochschule einfach nicht zu den Vorstellungen der Stadt passe. „Unsere Stärken sind die Diagnose und Therapie von Störungen im Verhältnis von Eltern zu Kleinkindern“, so Ludwig-Koerner. Das Konzept der Stadt verlange Kinder- und Jugendarbeit. „Wir haben hier keine Spielgruppe“, so die langjährige Professorin der Fachhochschule. Es gehe um Prävention. Deshalb habe sie auch den Kontakt zum Klinikum „Ernst von Bergmann“ gesucht. Mit dem dortigen sozialpädiatrischen Zentrum hätte man sich fachlich ergänzen können. Daraus wurde nichts: Die Angebote aus dem Familienzentrum zählen nicht zum Leistungskatalog der Krankenkassen. „Wenn das Klinikum selbst dafür aufkommt, schmälert es seinen Gewinn“, so Ludwig-Koerner. Das sei eben eine Frage der Prioritäten.

Nachgefragt seien die Angebote ihres Familienzentrums nach wie vor: Mehr als 60 Mal seien in den letzten Monaten Therapien zum Beispiel wegen postnataler Depression beantragt worden. Die Klienten kommen aus ganz Brandenburg.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })