Landeshauptstadt: „Raucherlärm“-Alarm
Jann Jakobs besuchte Landesumweltamt / Potsdamer beschweren sich über laute Raucher vor Gaststätten
Stand:
Groß Glienicke – Daran hat niemand gedacht, als das Nichtrauchergesetz im vergangenen Jahr verabschiedet wurde. Doch nun werden die Folgen des Gesetzes auch in Potsdam hörbar: Seit in Gaststätten und Kneipen der Griff zur Zigarette tabu ist, treffen sich die Raucher vor der Tür – „und dort wird weiterdiskutiert, mit neuen Leuten“, weiß Bodo Schwiegk, der beim Landesumweltamt (LUA) für die Region West, zu der Potsdam gehört, verantwortlich ist. „Das Lärmen der Raucher vor den Gaststätten“ – Schwiegk nennt es kurz auch „Raucherlärm“ – sei ein „neues Phänomen“ neben den Klassikern Verkehrs- und Veranstaltungslärm. Beschwerden von Anwohnern, zum Beispiel aus dem Holländischen Viertel, habe es bereits gegeben, sagt Schwiegk. Wie man damit umgehen soll, weiß noch niemand. „Das ist ein ganz neues Thema für uns“, erklärte Schwiegk gestern Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) und Elona Müller (parteilos), der Beigeordneten für Soziales, Jugend, Gesundheit, Ordnung und Umweltschutz.
Jakobs und Müller waren gestern zum ersten Mal in den neuen Räumlichkeiten des Landesumweltamtes zu Gast. Vor anderthalb Jahren, im November 2006, waren die gut 400 LUA-Mitarbeiter und der Präsident Mattias Freude aus der Berliner Straße in die zwei ehemaligen Kasernengebäude nach Groß Glienicke umgezogen (siehe Kasten).
Hartmut Jonas, der Lärmschutzbeauftragte des LUA, erinnerte Jakobs und Müller gestern auch an die rechtzeitige Fertigstellung des von der EU vorgeschriebenen „Lärmaktionsplanes“ der Landeshauptstadt bis spätestens November 2008. An Maßnahmen gegen Lärm liegt aber nicht nur den EU-Bürokraten viel: „Die Beschwerdelage im Lärmbereich ist sehr sehr hoch“, sagte LUA-Präsident Matthias Freude. Etwa 40 Prozent aller einlaufenden Bürger-Beschwerden beträfen Lärm, so Bodo Schwiegk.
Auf der Tagesordnung stand neben dem Lärm auch der Dreck: Denn Axel Vogel, der Abteilungsleiter für Ökologie, Naturschutz und Wasser, berichtete über die Straßenentwässerung in Groß Glienicke. Tatsächlich sei die Ableitung der „Dreckbrühe von den Straßen“ in den Groß Glienicker See, durch den die Berlin-Brandenburgische Landesgrenze führt, nicht notwendig, betonte Vogel. Damit wiederholte er die bereits im März vom Landesumweltamt geäußerte Kritik am Entwässerungskonzept, das der Ortsbeirat Groß Glienicke im November 2007 beschlossen hatte (PNN berichteten). So lägen schon heute die Werte für Phosphor und Kupfer deutlich über den gesetzlich zugelassenen Konzentrationen, hatte das Landesumweltamt festgestellt und die Überarbeitung des Konzeptes gefordert. LUA-Präsident Freude nannte gestern die Versickerung des Wassers als Alternative. Auch im „Lehmdorf“ Groß Glienicke gebe es Flächen, die das Wasser aufnehmen können.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: