zum Hauptinhalt
Geübter Griff. Hastaja (hinten) und Luisa (vorn) trainieren beim Feriencamp des Ringerclubs.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Raufen nach Regeln

Im Feriencamp der Ringer am Schlaatz lernen Kinder nicht nur das Ringen

Stand:

Von wegen nichts für Mädchen! Die 9-jährige Hastaja greift den rechten Oberarm der hinter ihr stehenden Luisa, geht dabei in die Hocke, macht zugleich den Rücken krumm und wirft ihre Kampfpartnerin über die Schulter zu Boden. Doch Luisa fällt weich – auf die gelb-rote Ringermatte in der Sporthalle der Weidenhofgrundschule am Schlaatz. Hier trainieren die beiden Mädchen im Feriencamp des Ringerclubs RC Germania.

Schon zum sechsten Mal veranstaltet der Ringerclub das Ferienprojekt. Dass es hier nicht um zukünftige Spitzensportler geht, verrät auch der Titel: „fairringeRn! – Gemeinsam Brücken bauen“. Ronald Huster, Organisator des Camps, betont den sozialen Charakter der Veranstaltung, die am morgigen Freitag endet. Freilich freue sich der Verein immer über Nachwuchs, doch in erster Linie sollen die Kinder hier über den Weg des Sports das respektvolle Miteinander lernen, sagt Huster. Man wolle vor allem einen sozialen Anspruch erfüllen, offen sein für alle – egal, welche ethnischen Wurzeln die Kinder haben, ob sie in finanziell schwierigen Verhältnissen leben oder nicht.

Dank der Unterstützung durch die Stadt und weiterer Partner sei die Teilnahme kostenlos, erklärt Huster. In den Schulen am Schlaatz habe man im Vorfeld geworben. Die meisten der 20 Jungen und Mädchen im Ferienprojekt kommen daher aus diesem Stadtteil. An den vier Tagen des Ferienprojekts lernen die Kinder Tricks und Kniffe rund ums Ringen. Für viele von ihnen ist es die erste Berührung mit dieser Sportart.

Für Hastaja ist Kampfsport hingegen nicht neu. „Ich kann Judo ganz gut“, erzählt das 9-jährige Mädchen. „Dann habe ich gehört, dass Ringen so ähnlich ist.“ Mittlerweile habe sie zum Beispiel festgestellt, dass der Schulterschwung in beiden Sportarten auf ähnliche Weise ausgeführt werde. Ihr Sportlehrer habe zwar gemeint, Ringen sei etwas härter als Judo, doch für sie sei das Ringen hier im Camp „nicht anstrengend“.

Eigentlich sei Ringen „Raufen nach Regeln“, sagt Huster. Die Kinder lernen, „anstatt Blödsinn zu machen, ihre Kraft richtig einzusetzen“, erklärt der 18-jährige Jugendtrainer Sami El-Sabkhawi. Doch der soziale Ansatz des Camps geht über den Sport hinaus. Nach dem Ringen am Vormittag und einem gemeinsamen Mittagessen steht für den Nachmittag jeweils ein anderes Highlight auf dem Programm: Brotbacken in der Ökolaube, Basteln im Jugendclub oder ein Besuch im Filmpark. Alles kostenlos. Beim Besuch im Filmmuseum am Dienstag erzählte ihm ein Mädchen, dass es noch nie zuvor im Kino gewesen sei, berichtet Huster. Da habe er sich gesagt: „Die ist genau richtig hier.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })