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Landeshauptstadt: Raum ist in der kleinsten Hütte

Platzmangel und zu wenig Ehrenamtliche erschweren die Arbeit der Aids-Hilfe im neuen Domizil

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Platzmangel und zu wenig Ehrenamtliche erschweren die Arbeit der Aids-Hilfe im neuen Domizil von Sandra Linsker Babelsberg - Bunt sind sie. Sie lachen von Plakatwänden und flimmern als Spots über die Bildschirme von U-Bahnen: Kondome, die Protagonisten der „mach“s mit“ -Kampagne der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Trotz Information steige die Zahl der HIV-Infektionen aber wieder – in Brandenburg seien derzeit 92 Aids-Fälle bekannt, sagt Hortense Lademann von der Aids-Hilfe Potsdam, die vor rund einer Woche ihr neues Domizil im Haus der Jugend in der Schulstraße 9 bezogen hat. Der Grund für den Anstieg der HIV-Infektionen sei weniger mangelndes Wissen um das Risiko, meint die Sozialarbeiterin, als vielmehr in der Gesellschaft zu suchen: „In einer Zeit, wo Jugendliche wenig Perspektiven sehen, zählt eben nur das Hier und Jetzt.“ Auch der Fortschritt in der medikamentösen Behandlung verleite zu Leichtsinn. Während ein Aids-Kranker vor kurzem noch eine Lebenserwartung von nur zwei Jahren hatte, könne er heute durchaus 16 Jahre mit der Krankheit leben. Damit die Risiken trotzdem weiterhin präsent bleiben, leistet Lademann mit ihrer Kollegin Sabine Kaschubowski und einigen wenigen Ehrenamtlichen Aufklärungsarbeit in Schulen. „Anfangs mussten wir noch um Termine kämpfen, heute ist das Thema Bestandteil des Lehrplans“, lobt Lademann die positive Entwicklung. Weniger positiv dagegen verlief der Umzug der Aids-Hilfe in das neue Haus der Jugend. Er hat den Verein den dringend benötigten Gruppenraum gekostet. Ratsuchende müssten sich jetzt in einem vollgestopften Büro beraten lassen, außerdem gestalte sich die Organisation des Rote-Schleifen-Frühstücks schwierig. „Das Gebäude ist zwar schön neu, aber der Raum für die Betroffenen ist nicht mehr so geschützt“, klagt Lademann und hofft, dass die Beratungsstelle trotzdem weiterhin gut angenommen wird. Zurzeit suchen 100 Menschen im Monat Rat per Telefon, 30 Klienten werden in den Räumen persönlich betreut. Neben psychologischer Unterstützung gibt es durch einen Notfonds auch die Möglichkeit der finanziellen Hilfe. Trotz des großen Angebots, zu dem auch die Organisation von Arbeitstreffen der Gesundheitsämter und Fachtagungen gehören, schaffe man aber nicht so viel wie man eigentlich wolle. Dies läge vor allem am Mangel an Freiwilligen, die sich regelmäßig über einen längeren Zeitraum engagieren. Dabei verspreche die Aufgabe Abwechslung: vom Postkarten verteilen über Sponsorensuche bis zur Begleitung von Aids-Kranken gebe es viel zu tun. Auch die Herausgabe des Magazins „Le Présevatif“, das eigentlich vierteljährlich erscheinen solle, ruhe momentan aus Zeitgründen. „Und ein Rechtsanwalt im Ruhestand, der Lust hat, unsere Verträge zu prüfen, wäre toll“, träumt Lademann weiter. Zurück in der Realität will die Sozialarbeiterin das Büro zunächst ein wenig freundlicher gestalten. Mit Vorhängen und Bildern. Und auch die sollen bunt sein. Aids-Hilfe Potsdam e.V., Schulstraße 9, Tel.: (0331) 581 32 27. Beratungstelefon: 0700 445 33 331.

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