Landeshauptstadt: Regionalpark – Chance oder Flop?
Cornelia Behm auf Tour / Geringes Engagement für Regionalpark Potsdamer Havelseen beklagt
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Potsdam-Nord - Der Regionalpark Potsdamer Havelseen scheint derzeit mehr ein Phantom der Regionalplanung als Realität zu sein. Das könnte als Fazit aus einem Besuch der Bundestagsabgeordneten Cornelia Behm (Bündnis 90/Die Grünen) gestern in der Obstscheune Satzkorn gezogen werden. Ihre Gesprächspartner waren Manfred Kleinert vom Obstgut Marquardt und Jan Bornholdt vom Landschaftspflegeverein Potsdamer Kulturlandschaft.
Nach der Idee der Regionalplaner sollen sich insgesamt acht „Parks“ wie Blütenblätter von Berlin aus ins Land Brandenburg erstrecken und gleichsam „Stadt-Land-Brücken“ bilden. Die Regionalparks sollen danach ein Instrument zum Erhalt der ländlichen Identität und Wirtschaft sowie von Brauchtum, Natur und Landschaft sein. Eines der Blütenblätter ist der „Regionalpark Potsdamer Havelseen“, der etwa von Ketzin und Michendorf bis Kloster Lehnin reicht. Genau umgrenzt sind die Park-Gebiete nicht. Laut eigener Ankündigung ging es Behm vor allem darum, „die Erfolge hervorzuheben und die Defizite unter die Lupe zu nehmen.“ Erfolge ließen sich aber kaum ausmachen, Defizite waren umso deutlicher sichtbar. Der Regionalpark ist weit entfernt von einer irgendwie gearteten Erschließung. Es fehlt sowohl an der Organisation des so schön gedachten Projektes und es fehlt offenbar auch an Geld, um beispielsweise einen vernünftigen Radweg als „Obstlehrpfad“ von Marquardt nach Satzkorn zu bauen. Teile des Dorfes Satzkorn machen derzeit einen verwahrlosten Eindruck und scheinen weit entfern von der Förderung von Heimat- und Denkmalpflege, wie sie das Regionalparkkonzept vorsieht. So verfallen das im Jahre 1739 errichtete Gutshaus mit seinem ländlichen Fassadenschmuck und die noch erhaltenen Baulichkeiten des Rittergutes mehr und mehr.
Manfred Kleinert, der im Ausschuss für Stadtentwicklung und Bauen das Umland vertritt, beklagt das Desinteresse der Stadt Potsdam, in deren Konzept zur Stadtentwicklung der ländliche Raum gar nicht vorkomme. Dabei werden 67 Prozent der Fläche der Landeshauptstadt von den Dörfern gebildet, eine deutschlandweit einmalige Situation.
Ein Lichtblick in diesem Dunkel ist offenbar die Aktivität des seit 1998 existierenden Landschaftspflegevereins Potsdamer Kulturlandschaft, der eine Art Klammer um den zerfasernden Regionalpark zu bilden versucht. Mit seiner Beteiligung an der Entwicklung des westlichen Potsdamer Stadtraums hat er erst kürzlich einen wichtigen Akzent gesetzt. Im Norden geht es ihm unter anderem um die Erhaltung und Revitalisierung des Obstanbaus und die Gestaltung der Naturlandschaft mit Alleen und Baumreihen.
„Wir müssen es den Berlinern leicht machen, hierher zu kommen“, spricht Behm die Infrastruktur und die verkehrsmäßige Erschließung bis zu den Radwegen an. Das mache nach Meinung von Bornholdt jedoch nur Sinn in Verbindung mit „landschaftsgebundenem Tourismus und Direktvermarktung“.
Würden Menschen auf der Straße gefragt, was sie unter einem „Regionalpark Havelseen“ verstehen und wo dieser sich befindet, wären die meisten wohl um eine Antwort verlegen. „Regionalparks müssen stärker ins öffentliche Bewusstsein gerückt werden“, meint daher Cornelia Behm. Bei den Verantwortlichen der Kommunen, ohne die der ländliche Raum nicht entwickelt werden kann, scheint das Interesse nicht sonderlich groß zu sein, denn weder Werder noch Potsdam nahmen die Einladung zum gestrigen Gespräch an. Diejenigen, die sich für die Regionalparks engagieren, arbeiten meist ehrenamtlich. Das habe laut Behm zur Folge, dass keine Förderanträge gestellt werden, denn es gebe niemanden, der den hierfür nötigen Aufwand in seiner Freizeit leisten könne.
Cornelia Behm jedenfalls will nicht locker lassen. „Ich werde, nachdem ich weitere Erfahrungen gesammelt habe, einige Briefe schreiben“, kündigt sie an. Unter anderem werde sie sich im brandenburgischen Infrastrukturministerium bemerkbar machen, um eine stärkere Unterstützung und „flächenbezogene Förderung“ der Regionalparks zu erreichen. Günter Schenke
Günter Schenke
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