
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Religiöses Zentrum im Stiftungsalltag Trotz Russen, DDR und Wendewirren: Die Kirche auf Hermannswerder war immer für ihre Gläubigen da
Trutzig wie ein Schlachtschiff und doch elegant steht die Inselkirche auf Hermannswerder, weithin sichtbar von allen Wasserseiten. Die Fertigstellung des roten Backsteinbaus im neogotischen Stil war 1911 das i-Tüpfelchen der 1901 von Clara Hoffbauer gegründeten Stiftung.
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Trutzig wie ein Schlachtschiff und doch elegant steht die Inselkirche auf Hermannswerder, weithin sichtbar von allen Wasserseiten. Die Fertigstellung des roten Backsteinbaus im neogotischen Stil war 1911 das i-Tüpfelchen der 1901 von Clara Hoffbauer gegründeten Stiftung. Am 9. Dezember jährt sich die Kirchweih zum 100. Mal – Anlass für eine kleine Veranstaltungsreihe in dem Gotteshaus.
Als Mittelpunkt im Stiftungsalltag vereinte die Kirche Diakonissen, Bewohner von Waisen- und Krankenhaus, Pflegeheim und Behindertenwohnstätten unter ihrem Dach. „Eine typische Anstaltskirchgemeinde“, sagt Pfarrerin Nicole Waberski. Zu den etwa 200 Gemeindemitgliedern kommen etwa 2000 Schüler der Bildungseinrichtungen sowie Heimbewohner und Stiftungsmitarbeiter.
Für jene war das Projekt 1889 gestartet worden. Nach dem Tod ihres Mannes kaufte Clara Hoffbauer 40 Hektar auf der damals fast unbewohnten grünen Insel und ließ als erstes ein Waisenhaus bauen, 1904 die erste Mädchenschule und fünf Jahre später die sogenannte Neue Schule, ein Gebäude, das heute das Evangelische Gymnasium beherbergt. Auch für diese Schüler, um 1920 bereits 2000, war die Kirche stets ein Zentrum religiösen Lebens. Als die Evangelischen Schulen zu DDR-Zeiten dem staatlichen Bildungsmonopol zum Opfer fielen, orientierte man sich um, erlangten im Kirchlichen Oberseminar fortan künftige Theologen und Kirchenmusiker ein Quasi-Abitur.
Man arrangierte sich ebenso mit den Russen, die 1945 große Teile der Insel okkupiert hatten und deren einziger Weg zur Kaserne direkt an dem Kirchenbau vorbei führte. Soldaten halfen der Gemeinde gelegentlich mit schwerem Gerät, wenn es galt, einen Graben auszuheben, erinnert sich Küsterin Ramona Schulzke, im Gegenzug besorgte man ihnen russische Bibeln.
Heute finden in der Kirche Chorkonzerte und Schulgottesdienste statt. An der Schuke-Orgel lernen zahlreiche Schüler und künftige Kantoren, zuletzt unter Dietrich Schönherr, das Orgelspiel.
Seit mehr als einem Jahr sitzt die neue Kantorin Christina Schütz auf der Orgelbank. 600 Besucher finden in der dreischiffigen Basilika mit einer umlaufenden Empore Platz, oft bis auf den letzten Stuhl besetzt – besonders bei den Konzerten der Orchesterwoche oder zur Weihnachtszeit.
Mit ihrer einzigartigen Wandbemalung, zu DDR-Zeiten übertüncht und Anfang der 90er Jahre im Zuge von Sanierungsmaßnahmen nach einem Schwelbrand wieder hergestellt, bietet die Kirche auch innen zahlreiche optische Höhepunkte.
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