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Landeshauptstadt: Restaurieren unter Palmen

Pilotprojekt deutsch-vietnamesischer Fachkooperation in der Kaiserstadt Hue vor dem Start

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Wenn es um eine Kooperation bei der Restaurierung historischer Gebäude und deren Innenausstattung geht, dann denkt wohl kaum jemand ausgerechnet an eine Zusammenarbeit zwischen der Preußenresidenz Potsdam und der vietnamesischen Kaiserstadt Hue. Die Kultur in Fernost mit ihren Pagoden und Tempeln und die europäische Baugeschichte scheinen weit voneinander entfernt. Doch auch unter Palmen verbirgt sich einiges, was Europas Kunststile stark beeinflusst hat.

Und so soll gerade zwischen Hue und Potsdam, genauer zwischen der Stiftung Preußische Schösser und Gärten Berlin-Brandenburg und dem Hue Monuments Conservation Centre (HMCC), eine Kooperation ausgebaut werden, die sich schon 2002 angebahnt hat. Die Schlösserstiftung könnte mit Fachwissen und Knowhow helfen, während die Vietnamesen dringend gutausgebildete Fachkräfte benötigen, um mit der Restaurierung des An Dinh Palastes voranzukommen. Dieser Palast wurde 1917 erbaut und ist stark von der französischen Architektur beeinflusst. Die Innenausstattung erinnert an europäische Schlösser des 18 / 19. Jahrhunderts. Der Generaldirektor der Schlösserstiftung, Prof. Hartmut Dorgerloh, würde das Zusammenwirken gern auf eine breite Basis stellen und neben Restaurierungshilfe unter Palmen auch Marketing und Tourismusförderung, Ausstellungs- und Gartengestaltung sowie Restauratorenschulungen in die Kooperation mit einbeziehen. Da jedoch noch ein Dritter im Bunde fehlt, nämlich ein Finanzier der Zusammenarbeit, sind erst einmal umschichtig Besuche geplant, um die Kooperationsmöglichkeiten abzustecken. Ende Februar/Anfang März wird voraussichtlich eine Potsdamer Delegation nach Hue fliegen und im September werden vietnamesische Gäste in der Preußenmetropole erwartet. Die können dann auch gleich noch die Ausstellung über die Restaurierungsabteilungen der Schlösserstiftung anzuschauen, die unter dem Titel „Marmor, Stein und Eisen“ ab Juni an verschiedenen Orten gestaltet wird.

Deutsche Fachleute haben unter Anleitung des Potsdamer Stiftungs-Restaurators Andreas Liebe dem HMCC schon einmal unter die Arme gegriffen. Da die alte Kaiserstadt Hue in unmittelbarer Nähe des 17. Breitengrades liegt, wurde sie während des Vietnamkrieges stark zerstört. 1982 begann zwar der Wiederaufbau und in den 90er Jahren konnte das HMCC grundlegende bauliche Schäden an Dach und Fassade des An-Dinh-Palastes beheben. Doch für die Inneneinrichtung fehlte es an ausgebildeten Restauratoren für Wandmalerei, Architekturfassung und Steinobjekte. Im Sommer 2002 wurde deshalb ein internationales Hilfeersuchen gestartet. Mit Unterstützung der Leibniz-Gesellschaft reiste der Potsdamer Chefrestaurator im November des gleichen Jahres nach Hue, machte erste Bestandsanalysen an sechs Gemälden in der Großen Empfangshalle, lotete die Möglichkeiten der Zusammenarbeit aus und kam schließlich 2003 in einer Gruppe von vier Restauratoren wieder, die nicht nur die stark beschädigten Gemälde retteten, sondern auch vietnamesische Trainees, zum Teil Absolventen der Kunsthochschule Hue und ausgebildete Maler in die Feinheiten der Gemälde-Restaurierung einwiesen. Speziell diese Hilfe zur Selbsthilfe soll nun unter Einschaltung der Fachhochschule Potsdam fortgesetzt werden. Geplant ist, bereits ausgebildete Fachkräfte zu einem Volontariat nach Potsdam zu holen.

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