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Landeshauptstadt: Rivalen im Platten-Kiez

Wahl-Talk am Stern mit Platzeck und Scharfenberg

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Wahl-Talk am Stern mit Platzeck und Scharfenberg Am Stern - Brandenburgs SPD-Sympathieträger Matthias Platzeck gegen den starken PDS-Mann Hans-Jürgen Scharfenberg: Der Kampf um den Wahlkreis 22 mit den Neubaugebieten Stern, Drewitz und Kirchsteigfeld ist heiß – das war schnell klar gestern Nachmittag beim halbstündigen Wahl-Talk zum Stadtteilfest am Bürgerhaus SternZeichen. Moderiert von PNN-Chefredakteur Michael Erbach und flankiert von Sven Petke (CDU) und Michael Kellner (Grüne) lieferten die Rivalen Platzeck und Scharfenberg sich dort das erste direkte Duell. Dass sie beim Thema Hartz IV regelrecht verbal aufeinander losgingen, war wenig verwunderlich. Erst am Tag zuvor hatte der SPD-Spitzenkandidat den PDS-Genossen angesichts ihrer Slogans gegen die Arbeitsmarktreform Wahlbetrug vorgeworfen. „Wir wollen nicht davon profitieren, sondern dass die Menschen etwas davon haben“, verteidigte Scharfenberg die PDS-Strategie. Sein Heimvorteil kam allerdings nicht so zum Tragen, wie mancher erwartet hatte: Platzeck bekam Applaus, auch beim Statement zu seiner Kandidatur ausgerechnet in diesem Wahlkreis. Es bestehe die Gefahr, dass die Potsdam-Wahrnehmung sich auf die Gebiete nördlich der Havel konzentriere, deshalb müsse ständig ein Gegengewicht geschaffen werden. Das beeinflusse Entscheidungsprozesse. Platzecks Aussage, ihr Wohngebiet sei Beweis für eine nicht im Geringsten „jämmerliche Bilanz“ der Regierungskoalition, wie Scharfenberg sie der SPD vorgeworfen hatte, wollten viele der zahlreichen Zuhörer aber nicht hinnehmen. „Was jetzt hier Bürgerhaus ist, war mal eine Kita – aber die brauchen sie ja nicht mehr“, kommentierte ein älterer Potsdamer. Auch Platzecks Ankündigung, es werde eine Menge Landeszuschüsse für den Campus, der Stern und Drewitz verbinden soll, geben, lösten keinen Jubel aus. Da fanden manche Scharfenbergs Aussage wohl realistischer: Die Stadt habe weniger Geld, müsse Schwerpunkte setzen, der Campus koste zwölf Millionen Euro und es gebe schließlich die „absurden Pläne“ für den Wiederaufbau des Stadtschlosses. Platzeck konterte aggressiv: Es tue einer Stadt nie gut, wenn man anfinge, Stadtteile gegeneinander auszuspielen. Als CDU-Kandidat Petke noch hinzufügte, die PDS sei immer stark, wenn es darum gehe zu spalten, gab es laute Buh-Rufe. Und als Kellner von Bündnis 90/Grüne meinte, er habe sich über den „PDS-Populismus“ wahnsinnig geärgert, bekam er aus dem Publikum das Angebot, mal ein Jahr zu tauschen – „und zwar auch das Einkommen“. Seine Koalitionsabsage an die PDS wiederholte Platzeck nicht explizit. Allein in einer Koalition, in welcher der Partner stärker sei, werde er sich nicht zum Ministerpräsidenten wählen lassen „weil es sich nicht gehört“, sagte er. Gleiches gelte, falls Jörg Schönbohm Regierungschef werde. Nicht zu diskutieren sei mit der SPD die sechsjährige gemeinsame Grundschule, die schwierigste Aufgabe sei, die Zahl der Arbeitslosen zu senken: „18 bis 20 Prozent Arbeitslose halten das Land und die Gesellschaft nicht aus.“ Scharfenberg, der nach dem Ergebnis der jüngsten Umfrage die PDS als endgültigen Wahlsieger sieht, versprach mehr soziale Gerechtigkeit, die Schaffung von Arbeitsplätzen, Veränderungen in der Bildung und die Umkehrung des Abbau-Prozesses. Größte Aufgabe nach der Wahl am 19. September werde es sein, die Brandenburger von den Reformen zu überzeugen, sagte CDU-Kandidat Petke. Als er meinte, seine Partei werde gewinnen, war jedoch höhnisches Gelächter zu hören. Die Grünen wollten mit sieben Prozent der Wählerstimmen in den Landtag einziehen, sagte Kellner. Ökologisch modernisieren, mit „grünen Ideen schwarze Zahlen schreiben“, perspektivisch eine zehnjährige gemeinsame Schule und ein „tolerantes Brandenburg“ ohne „Hindernis Jörg Schönbohm“ seien die Ziele. Sabine Schicketanz

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