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Neuaufstellung. Die Hells Angels formieren sich neu.

© dpa

Kriminelle Vereinigungen: Rocker stellen sich in Potsdam neu auf

Ein Treffen der Hells Angels wurde in der Nacht zu Samstag auf Druck der Polizei aufgelöst. Ermittler: Die Lage ist hoch angespannt.

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Potsdam - Der Rockerklub Hells Angels hat sich nach Verboten und Selbstauflösungen und trotz des Drucks durch die Sicherheitsbehörden wieder in der Region Potsdam festgesetzt und neue Strukturen aufgebaut. Am späten Freitagabend gab es in dem Vereinsheim in der Potsdamer Charlottenstraße ein Treffen von rund hundert Mitgliedern der Hells Angels und verschiedener Unterstützerklubs aus Berlin und Brandenburg. Die Polizei rückte mit einhundert Einsatzkräften an, die sich teils mit Maschinenpistolen bewaffnet vor dem Gebäude postierten. Zunächst hatten sich die Rocker nach dem Eintreffen der Polizei in dem Haus verbarrikadiert. Erst nach Verhandlungen lösten die Rocker ihr Treffen in der Nacht auf. Ein Teil der Besucher wurde kontrolliert. Waffen wurden nicht gefunden. Das Haus selbst durchsuchte die Polizei nicht. Die Einsatzleitung war bemüht, die Lage nicht eskalieren zu lassen.
Inzwischen sind die Hells Angels nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden in der Region stärker als jemals zuvor. Seit dem Frühjahr geriet die Szene enorm in Bewegung. In Berlin war Innensenator Frank Henkel (CDU) im Mai mit Verboten gegen einzelne Niederlassungen vorgegangen, der Potsdamer Ableger der Hells Angels hatte sich im Juni auch auf Druck der Polizei aufgelöst – offenbar ein Schachzug, um einem Verbot zu entgehen.

MEHR ZUM THEMA: Am Montag in den Potsdamer Neuesten Nachrichten Tatsächlich hat sich der Klub in der Hauptstadtregion – wie berichtet – komplett neu aufgestellt und seine Vormachtstellung gefestigt. Insgesamt sechs neue sogenannte Charter gründeten sich im Sommer neu, vier davon in Berlin und zwei im Brandenburger Umland. In der Potsdamer Region ist der Klub unter dem Signum Hells Angels MC East Area aktiv, bestätigte der Sprecher des brandenburgischen Innenministeriums, Ingo Decker. Zahlreiche Besucher des Klubtreffens am Freitagabend trugen tatsächlich das Abzeichen East Area auf ihren Kutten. Das Lokal in der Charlottenstraße gilt weiter als wichtiger Treffpunkt der Hells Angels.
Ermittler beschreiben die Lage immer noch als höchst angespannt und unübersichtlich. Die konkurrierenden Rockerbruderschaften Bandidos und Gremium haben erheblich an Einfluss verloren, zahlreiche Mitglieder sind zu den Hells Angels übergelaufen, ein Ableger der Bandidos in Hennigsdorf hat sich aufgelöst. Dadurch kontrollieren die Hells Angels mehr Kneipen und Bordelle, über Sicherheitsdienste und Diskotheken auch stärker den Drogenhandel als alle anderen Rockergruppen in der Hauptstadtregion. Sie ist für die kriminellen Geschäfte im gesamten Osten, aber auch in Richtung Osteuropa von strategischer Bedeutung.
 Dennoch und trotz der neuen Strukturen der Hells Angels in Potsdam gehen die Sicherheitsbehörden vorerst nicht von einer Verlagerung der Rockerkriminalität von Berlin nach Brandenburg aus. Bei den Verschiebungen innerhalb der Szene in der Hauptstadtregion gehe es vor allem um die veränderte organisatorische Anbindung der einzelnen Mitglieder, sagte Decker.
In den vergangenen Monaten war die Lage in der Rockerszene enorm angespannt, die Sicherheitsbehörden sind weiterhin höchst alarmiert. Es gab mehrere Razzien, auch in Potsdam, bei denen zahlreiche Waffen beschlagnahmt und Personen festgenommen wurden. Im Juni wurde der Rockerboss André Sommer in Berlin niedergeschossen, der Hintermann des Racheakts, ein früherer Hells-Angels-Boss, war in der vergangenen Woche in Altlandsberg (Märkisch-Oderland) festgenommen worden. Zudem wurden im Sommer in Berlin mehrere Bandidos-Mitglieder angeschossen. Die Polizei konnte einen Sprengstoffanschlag der Bandidos auf zu den Hells Angels übergelaufene Führungsmitglieder verhindern.  (mit dapd)

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