Landeshauptstadt: Rosen für die Neuen
Gestern wurden 24 Potsdamer eingebürgert / Mehr als 6700 Ausländer wohnen in der Landeshauptstadt
Stand:
Innenstadt – Fast zwei Jahre hat sie auf diesen Tag gewartet. Jetzt hat Natalia Rudovich eine Rose in der einen Hand, eine Urkunde in der anderen und ist glücklich. „Das könnte man so sagen“, erklärt die kleine Frau mit den ellenlangen, im Nacken zusammengebundenen Haaren lächelnd. Vor mehr als zehn Jahren ist die promovierte Ärztin mit ihrem Mann Vitaly und ihrer Tochter Anna aus dem russischen Sankt Petersburg nach Deutschland gekommen. Gestern erhielt die Familie die deutsche Staatsbürgerschaft. Insgesamt 24 Einbürgerungsurkunden überreichte Sozialbeigeordnete Elona Müller (parteilos) am Nachmittag im Trauraum des Standesamtes des Stadthauses.
34 Einbürgerungen gab es damit in diesem Jahr – 2007 waren es insgesamt 117, sagt Ulrike Wildner, die amtierende Leiterin des Standesamtes. Über die Aufnahmeanträge entscheide allerdings nicht sie, sondern das brandenburgische Innenministerium. 6717 Ausländer lebten laut der Statistik der Stadt Ende 2007 in Potsdam: Das entspricht einer Quote von 4,5 Prozent. Damit liegt Potsdam über dem brandenburgischen Durchschnitt von 2,6 Prozent. Im angrenzenden Berlin beträgt die Quote allerdings 13,9 Prozent.
Unter den gestern Neueingebürgerten war auch ein gebürtiger Potsdamer: Natalias Sohn Maxim. Der aufgeweckte Fünfjährige ließ die Zeremonie mit „feierlichem Bekenntnis“ und Musik geduldig über sich ergehen. Sein jüngerer Bruder dagegen konnte zuhause bleiben: Denn er ist bereits deutsch. Er wurde geboren, als die Rudovichs den Antrag auf die deutsche Staatsbürgerschaft schon gestellt hatten, erklärt Natalia Rudovich.
Fast zwei Jahre hat es gedauert, ehe die Antragsprozedur durchlaufen war, erinnert sich die Ärztin. „Wissenstests“, wie sie vor zwei Jahren in Deutschland noch im Gespräch waren, musste die Familie dafür nicht absolvieren. Einen Sprachverständnistest dagegen schon: „Das war für uns nicht so schwierig“, erzählt Natalia und winkt ab: „Ich habe schließlich hier promoviert.“
Auch ihre Tochter Anna hat die Prüfung mühelos absolviert: „Ich habe mich immer schon als Deutsch-Russin gefühlt“, erzählt die 13-Jährige, die heute in die neunte Klasse geht und zweisprachig aufgewachsen ist. An ihr Leben in Russland habe sie kaum noch Erinnerungen: „Ich war ja erst drei, als wir weggingen.“
Seit 2000 leben die Rudovichs in Potsdam. Vorher wohnten sie in Dessau, Paderborn und Bochum. An die Zeit in Paderborn denkt Natalia Rudovich gerne zurück: „Wir hatten viele Freunde.“ Bochum sei „weniger schön“ gewesen, gibt sie zu. Als die Firma, in der die Ärztin in Bochum gearbeitet hatte, aus dem Ruhrgebiet in die Landeshauptstadt umzog, folgten die Rudovichs kurzerhand.
„Schicksal“, wie Natalia Rudovich heute vermutet. Denn auf dem nahe gelegenen Flughafen in Berlin-Schönefeld sei sie damals zuerst in Deutschland angekommen: „Und nun wohnen wir wieder hier.“ Besuch von Familie und Freunden aus Russland habe also einen kurzen Weg. Jana Haase
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: