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Landeshauptstadt: Rot-roter Jubel an allen Orten

Beide SPD-Kandidaten gewinnen ihren Wahlkreis / Bisky: „PDS ist einer der beiden Gewinner“

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Beide SPD-Kandidaten gewinnen ihren Wahlkreis / Bisky: „PDS ist einer der beiden Gewinner“ Von Hella Dittfeld und Kay Grimmer Riesenjubel bei der Wahlparty der SPD im Alten Rathaus als kurz nach den ersten Hochrechnungen ein strahlender Ministerpräsident Matthias Platzeck eintraf. Man habe zusammengestanden in schwierigen Zeiten, sagte er und das habe Früchte getragen. Und - bis zuletzt ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen mit Hans-Jürgen Scharfenberg (PDS) - er gewann auch seinen Wahlkreis 22. Platzeck bedankte er sich bei allen Wahlkampfhelfern und dann zeigte er, was den unverwechselbaren Charme dieses Ministerpräsidenten ausmacht. Er fragte nach seiner Mitstreiterin und SPD-Direktkandidatin im Wahlkreis 21. „Ich muss jetzt erst mal Klärchen Geywitz drücken“, erklärte er unter neuaufbrandendem Beifall.Die Potsdamer Frontfrau sah ein bisschen blass um die Nase aus, denn bis zuletzt war unsicher, ob sie Anita Tack (PDS) überrunden kann. Sie lag allerdings bei Redaktionsschluss um Nasenlänge vorn. Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) erschien mit der gesamten Bewigeordnetencrew auf der Wahlparty. Er rechnetnicht nur mit der CDU als Koalitionspartner, sondern auch mit einer klaren Entscheidung zum künftigen Parlamentssitz im Stadtschloss. „Das sollte auf alle Fälle Gegenstand der Koalitionsgespräche sein“, meinte er. Und so hatte man wohl auch mit Bedacht auch die alte Stadtmitte für die Wahlparty ausgewählt. * * * Bei Bündnis 90/Grüne, die im Filmmuseumscafé feiern wollten, bröckelte die drangvolle Enge sehr schnell als klar war, dass man nicht ins Parlament einziehen würde. „Schade“, meinte Daniel Zeller, der noch ein Wochenende zuvor mit Kind und Kegel und Mit-mach-Zirkus für die grüne Partei gekämpft hatte. „Dann müssen wir eben das nächste mal auf kommunaler Ebene weitermachen.“ Und so sah es auch Stadtverordnete Saskia Hüneke, die trotz Wahlschlappe vorbeischaute. Verärgert zeigte sich der grüne Direktkandidat für Potsdam Michael Kellner aber auch darüber, dass so wenig getan wurde, um die DVU auszubooten: „Die großen Parteien haben die Rechten einfach gewähren lassen.“ * * * Im PDS-Wahlkampfbüro in den Bahnhofspassagen brandete der erste Applaus Sekunden nach 18 Uhr auf, als die Prognose die CDU unter 20 Prozent sah. Doch richtige Jubelschreie ertönten, als die prognostizierten 28,5 Prozent für die PDS auf dem Bildschirm erschienen. Wahlziel erreicht! Darin waren sich alle einig. Die PDS-Genossen feierten, klopften auf Schultern. PDS-Parteichef Lothar Bisky jubelte – sichtlich erleichtert – mit seinen Sozialisten, die PDS sei einer der beiden Gewinner dieser Landtagswahl. „Am meisten würde ich mich freuen, wenn Hans-Jürgen Scharfenberg das Direktmandat gegen Ministerpräsident Matthias Platzeck holt.“ Um 20.46 Uhr die Gewissheit: Scharfenberg unterliegt knapp Ministerpräsident Platzeck. „Ich bin stolz“, so Scharfenberg, gegen den Spitzenkandidaten der SPD fast 40 Prozent geholt zu haben.“ Scharfenberg erhielt 39, 4 Prozent der Erststimmen, Platzeck 41,3 Prozent. Er habe dem Ministerpräsidenten das Fürchten gelehrt, so der PDS- Stadtfraktionschef. Im Landtag, in dem er dank eines sicheren 12 Listenplatzes ist, werde er Platzeck daran messen, was er künftig für die Neubaugebiete unternehme. „Und ich werde beim Freizeitbad Drewitz erneut nachfragen. Wir haben noch eine Chance“, war sich Scharfenberg sicher. * * * Dass es im Duell um das Direktmandat – Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) war der Gegner spannend bis zum Schluss bleiben würde, war Scharfenberg bereits um 10 Uhr klar, als er – gemeinsam mit seiner Gattin – pünktlich zum Urnengang ins Leibniz-Gymnasium, zum Wahllokal 7006 am Stern, schlenderte. 15 Sekunden in der Wahlkabine, ein Lächeln für eine Presse-Fotografin, dann fällt der Zettel in die Urne. Nur unwesentlich länger benötigte sein Konkurrent für das Ankreuzen. Platzeck wurde im Wahlbüro 5204 von dutzenden Kameras fast bis in die Wahlkabine verfolgt. Als er an die Urne tritt, bricht ein Blitzlichtgewitter über ihn herein. Und Platzeck? Lächelte, war optimistisch, der SPD die Stimmmehrheit erneut gesichert zu haben und hoffte, dass die „Mitnahmementalität“ sich in zahlreichen Stimmabgaben niederschlagen würde. Der Ministerpräsident, der letztlich gar die PDS-Hochburg in den Neubaugebieten erobern konnte, durfte sich als kompletter Wahlsieger fühlen. Doch Scharfenberg versprach: „Eine erstarkte PDS im Landtag wird sich auch im Potsdamer Stadtparlament wiederfinden.“

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