zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Rot-rotes Bündnis für Nulldrei-Zuschuss

SPD und Linke wollen Verein helfen, CDU und FDP skeptisch / Stadt reagiert auf Vergabe-Vorwürfe des Landesrechnungshofes

Stand:

Babelsberg - Der Eingang ist in der Gagarinstraße, in der die Zukunftspläne des SV Babelsberg 03 am Montagabend vorangetrieben worden sind. So hoch hinaus wird es für den Fußballverein allerdings in den nächsten Jahren nicht gehen, Schadensbegrenzung heißt das Motto der neuen Vereinsführung. Im Büro des einstigen Insolvenzverwalters Ulrich Wenzel hat Rainer Speer seinen Rücktritt vom Chefsessel des SV Babelsberg 03 erklärt, ist Kinobetreiber Thomas Bastian zum neuen Vorstandsvorsitzenden gewählt worden, hat nach eigenen Angaben zudem kommissarisch die Geschäftsführung übernommen und zugleich wohl auch die drohende Insolvenz des Vereins abgewendet. Manch einer träumt dabei schon wieder vom Verbleib in der dritten Bundesliga.

Für den Fußballklub Babelsberg 03 werden die nächsten 48 Stunden entscheidend. Nach der Sitzung von Vorstand und Aufsichtsrat am Montagabend sollen am heutigen Dienstag die Mitglieder entscheiden, was aus dem Fußball-Drittligisten wird. Die Fans sind optimistisch, den Verein in der dritten Liga halten zu können, die Kommunalpolitiker streiten dagegen weiter um den richtigen Umgang mit dem Sorgenkind. Nun zeichnet sich eine Rot-Rote Mehrheit für eine städtische Finanzspritze ab.

Aktuell fehlen dem SV Babelsberg 03 für die Erfüllung der Lizenzvorgaben für den Spielbetrieb in der Dritten Liga nach eigenen Angaben 1,3 Millionen Euro. Einige private Sponsoren des Vereins hätten entschieden, sie wollten „in der Landeshauptstadt Potsdam jetzt nicht mehr dabei sein“, beschrieb jüngst Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) die Lage. Dies sei aber eine „falsche Reaktion“, damit würden „die Falschen bestraft“. Nach den ganzen Berichten über Finanz-Affären um Vorstandsmitglieder seien die Sponsoren verunsichert. Jakobs betonte, die Stadt arbeite daran, das „Vertrauen wiederherzustellen“.

Um den Kiezklub das Überleben zu sichern, wollen die Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung dem SV Babelsberg einmalig 700 000 Euro zur Verfügung stellen; allerdings ist die CDU dagegen, auch in der FDP gibt es Zweifel. Das Stadtparlament will am Mittwochmittag darüber entscheiden. Es ist der Tag, an dem der Verein bis 15 Uhr auch den aktuellen Lizenzantrag zum DFB schicken muss. Unterstützung erhält der städtische Rettungsversuch von den Potsdamer Linken. Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg sagte gestern, „ich halte dies für einen machbaren Weg“. Im Falle einer Vereinsinsolvenz wäre die Stadt über Nacht für das Stadion und dessen weiteren Ausbau verantwortlich. Die Arbeiten müssen bis Ende Oktober beendet sein. Ansonsten droht die Fördermittelrückzahlung, da die acht Millionen Euro teuren Umbauarbeiten zu 90 Prozent aus dem Konjunkturpaket II bezahlt werden. „Wir werden dann den schlimmsten aller Fälle bekommen – work in progress“, finanziert über das Konjunkturprogramm II des Bundes, sagte Schubert. Jakobs bezeichnete eine Rücknahme des Stadions als „suboptimal“, gleichwohl arbeite die Verwaltung an Plänen, „wie wir das hinkriegen“. Es sei damit zu rechnen, dass der Stadionbetrieb für den Verein nicht mehr zumutbar sei.

Schon jetzt hat der Landesrechnungshof bei der Verwendung des Geldes aus dem Konjunkturpaket Mängel beanstandet. Ein Auftrag für Planungsleistungen in Höhe von 183 000 Euro Netto ist ohne Ausschreibung vergeben worden. Ausgerechnet an das städtische Unternehmen „Energie und Wasser Potsdam GmbH“, dessen bisheriger Geschäftsführer Peter Paffhausen auch bislang Aufsichtsratschef des Sportvereins gewesen ist. Paffhausen ist zuletzt nach einer Spitzel-Affäre als Manager des Unternehmens ausgeschieden und hat auch den Aufsichtsratsvorsitz aufgegeben.

Seitens des brandenburgischen Landesrechnungshofes erklärte Sieglinde Reinhard aus dem Direktorium, es sei ein „schwerwiegender Verstoß gegen Wettbewerbsregeln“. Die städtische Sportbeigeordnete Iris Jana Magdowski (CDU) erklärte, die Verwaltung habe den Auftrag für die Projektsteuerung nicht „ins Graue hinein“ vergeben; es sei eine „renommierte Anwaltskanzlei“ beauftragt gewesen, das Verfahren zu begleiten. Sollte der Landesrechnungshof jetzt die Vergabe beanstanden, gerate die Kanzlei „in Haftung“. Die Stadtverwaltung musste sich auf Anfrage des Landesrechnungshofes zu dem Vorgang erklären. Eine endgültige Antwort stehe aber noch aus.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })