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Herzköpfe auf geschichtlich relevantem Untergrund: Am Samstag bemalte der bekannte Berliner Mauermaler Kiddy Citny die Rückseite der Babelsberger Mauergedenkstätte am Griebnitzsee. In Potsdam stieß die Aktion auf wenig Gegenliebe. „Die Mauer ist kein Spaßfaktor“, hieß es.

© Andreas Klaer

Mauergedenkstätte am Griebnitzsee: Rote Herzchen auf dem Mahnmal

Eine Kunstaktion an der stößt in Potsdam auf Kritik. Der Berliner Mauerkünstler Kiddy Citny hat am vergangenen Samstag die auf den Westteil Berlins zeigende Rückseite der Mauersegmente an der Babelsberg Stubenrauchstraße bemalt.

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Potsdam - Es sind feuerrote Köpfe in Form von Herzen, ferner „eine Welt im Arm“, wie Kiddy Citny den PNN am Montag sagte, sowie einen König mit Krone zu sehen. Die Herzen seien sein „Urthema“, sie habe er schon ab 1982 auf die Westseite der Mauer gemalt. „Die Herzen müssen zusammenkommen in Ost und West“, sagte der Künstler, „und ebenso die Köpfe“; daher die Herzköpfe auf seinen Bildern. Ferner wolle er sein Werk als Beitrag für einen freien Uferweg am Griebnitzsee verstanden wissen. Kiddy Citny: „Ich setze mich dafür ein, dass es einen Uferweg für jeden gibt.“ Dass es sich um eine Gedenkstätte handelt, „respektiere ich sehr“, erklärte er, darum habe er nur die Wasserseite des Mahnmals bemalt.

Der DDR-Bürgerrechtler Bob Bahra – auch als Künstler tätig – wirft Kiddy Citny „Unkenntnis der Geschichte“ und „Unsensibilität gegenüber den Maueropfern“ vor. Bob Bahra, der zusammen mit Manfred Kruczek maßgeblich am Zustandekommen der Mauergedenkstätte im Jahre 2009 beitrug, sagte: „Die Mauer war nicht bunt. Sie war weiß und sie war tödlich.“

Die Potsdamer Stadtverwaltung, Eigentümerin der Mauergedenkstätte, teilte am Montag mit, es werde geprüft, ob Kiddy Citny eine Genehmigung für seine Kunstaktion gehabt habe. Sollte dies nicht der Fall sein, werde die Stadt „Strafanzeige wegen Sachbeschädigung“ stellen.

Mit Erleichterung reagierte Bob Bahra darauf, dass der Künstler die Potsdamer Seite, auf der ein Kreuz zum Gedenken an die Mauertoten steht, verschont hat. Dessen ungeachtet fragt Bob Bahra: „Wie kann man dem Einhalt gebieten?“ Das Ergebnis der Kunstaktion bringe „Superpostkarten, doch was hat das mit uns zu tun?“ Die Mauer habe das Leben der Menschen in der DDR „verschattet und verdunkelt“; sie sei nicht geeignet zur bunten Selbstdarstellung. Die Mauer „war die große Schande der DDR“. Von einem Künstler erwarte er „Respekt und Sensibilität“.

Die DDR-Bürgerrechtlerin Carola Stabe als auch Claus-Peter Ladner vom Förderverein der Gedenkstätte Lindenstraße 54 teilen Bahras Kritik. Er sei mit Kiddy Citnys Aktion „nicht glücklich“, sagte Ladner und schlägt vor, die Stadt sollte mit dem Künstler das Gespräch suchen, bevor die Malerei beseitigt wird. Sie habe „ein Problem mit Leuten, die meinen, sich überall breit machen zu müssen“, erklärte Carola Stabe: „Die Mauer ist kein Spaßfaktor.“ Die Herzchen stellten „eine Verniedlichung“ des Mahnmals dar. Sie schlägt der Stadt vor, auf eine Anzeige zu verzichten – „ein Eimer weiße Farbe tut es auch, egal wie bekannt der Mann ist“.

„Wie viele Leute kennen Sie, deren Werke vom Museum of Modern Art (MoMA) angekauft werden und vor der UNO in New York stehen?“ Mit diesen Worten beschreibt Ronald Sima vom Ateliers „Kunstraum u.6“ in Babelsberg die künstlerische Bedeutung Kiddy Citnys. Dieser habe zwar keine akademische Bildung und könne nicht darauf verweisen, „bei Professor Scheißinskraut studiert zu haben“; dennoch würden Werke von Kiddy Citny im gehobenen Kunsthandel vertrieben. Ronald Sima erklärte, er sei bei der Aktion am Sonnabend dabei gewesen und habe „logistisch-technische Unterstützung“ geleistet. Sima: „Eine Leiter musste er aus Berlin nicht mitbringen.“

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