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Landeshauptstadt: Roter Teppich im Landtagsschloss

Beim Baustellenbesuch bekommt Matthias Platzeck Lust auf sein künftiges Büro. Terminankündigungen überlässt er indes anderen

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Innenstadt - Ob er denn angesichts seines neuen Arbeitszimmers nicht motiviert sei, für eine weitere Amtszeit zu kandidieren, wurde Matthias Platzeck gefragt. Brandenburgs SPD-Ministerpräsident steht in seinem künftigen Büro des neuen Potsdamer Landtages. Fußboden und Wände sind noch betongrau, der künftige Parlamentssitz befindet sich im Übergangsstadium vom Roh- zum Innenausbau. Platzecks Blick wandert über den Schlosshof zum Fortunaportal, das 2002 als Vorbote für den Wiederaufbau des Stadtschlosses errichtet wurde. „Ich mache meine Amtszeit nicht von neuen Räumen abhängig", antwortet er, als er am Montag zum Baustellenbesuch auf den Alten Markt kam.

Ohnehin hat er sein politisches Schicksal an eine andere Baustelle geknüpft – den Flughafen in Schönefeld: „Entweder der BER fliegt, oder ich“, hatte er gesagt. Da ist es ganz gut, dass er bei der Schloss-Visite am Montag Terminfragen seinem Finanzminister Helmuth Markov (Linke) überlassen kann, dessen Ressort ohnehin die Schloss-Hoheit hat. Außerdem reicht es, dass Platzeck unterm Fortunaportal verkünden musste, dass er mit seinem Kandidaten für den BER-Chefposten kein Glück hatte: Der hat den Job abgesagt. Platzeck Baustelle ist und bleibt Schönefeld.

Dass es dennoch gewisse Parallelen gibt, liegt am Termine-Gezerre für die Fertigstellung des Landtags. Denn während Markow kühn wiederholt, dass er davon ausgehe, in diesem Jahr fertig zu werden, runzeln die Verantwortlichen des Bauträgers der BAM AG die Stirn: „Da muss der Kunde aber mitspielen und vieles passen“, erwiderte BAM-Technikchef Thomas Weber. Zahlreiche Änderungswünsche des Landes und Landtages hätten zu Verzögerungen und Mehrkosten von 15 Millionen Euro für das mit ursprünglich 120 Millionen Euro geplante Projekt geführt. Noch immer, so BAM-Gesamtprojektleiter Frank Gerald Lange, würden Änderungen eingehen: Aktuell seien es andere, bitte nicht ganz so flache Handwaschbecken. Auch für die Möbilierung der Abgeordnetenbüros, die mit roter Auslegware und weißen Einbauschränken ganz in den märkischen Landesfarben zu politischer Eingebung inspirieren sollen, gebe es Änderungswünsche.

Eigentlich sollte der Bau nach dem ersten Spatenstich im März 2010 im vergangenen Herbst fertig sein. Dann wurde die Übergabe auf Herbst 2013 verschoben. Die strittigen Fragen zwischen Land und BAM zu Übernahme zusätzlicher Kosten und zum Übergabetermin regelt inzwischen ein Schiedsverfahren. „Dafür haben wir gerade ein neues Gutachten erarbeitet“, erklärt Weber. Zu einem Bauende in diesem Jahr könne er nichts sagen, aber die BAM werde „Gas geben“ und sicher nicht bis Mai 2014 brauchen, wie sie es einmal prognostiziert hatte. „Viele Änderungen dürfen aber nicht mehr kommen“, mahnt Weber. Er wünsche sich für die letzten Etappen eine „grüne Welle“.

Auch Architekt Peter Kulka, nach dessen Entwurf hinter der alten Knobelsdorff-Fassade 390 Abgeordnetenbüros und der Plenarsaal entstehen, bezeichnet Markovs Zeitplan als sportlich. „Das wird knapp“, sagt Kulka. Denn es gebe „unendlich viele kleine Probleme“, die aufhalten. So habe der griechische Marmorlieferant es nicht hinbekommen, das Material für das historische Treppenhaus nach Potsdam zu bringen. Es habe eine Weile gedauert, um einen neuen Zulieferer zu finden.

Griechischer Marmor, andere Waschbecken, Ende diesen oder Anfang nächsten Jahres und verglichen mit dem BER überschaubare Mehrkosten: Nach Brandenburger Maßstab dürfte der Landtagsbau für Matthias Platzeck nicht wirklich eine Problembaustelle sein. Zumal spätestens in drei Monaten, so einigten sich die Baustellenbesucher auf ihrem gestrigen Ortstermin, das Datum für die Übergabe des Landtagsschlosses verkündet werden soll.

Da ist selbst die Opposition zuversichtlich: „Wir hoffen, dass Finanzminister Markov diese im Vergleich zum BER relativ überschaubare Aufgabe auch ohne zusätzliche Task Force in den Griff bekommt“, meint Axel Vogel, Fraktionschef der Grünen im Landtag. Granteln muss er dennoch: Die Ankündigung eines möglichen Fertigstellungstermins „kann man nur noch als Parodie auf die ständigen Verschiebungen des Eröffnungstermins des Flughafens verstehen“.

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