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Wächst mit. Das Design-Kinderbett kann bis zu sieben Jahre lang benutzt werden. Es ist Bett und Schaukelstuhl zugleich.

© Andreas Klaer

Homepage: Rückbesinnung aufs Handwerk

Ausstellung in der Villa Schöningen: Ehemalige Potsdamer Designstudenten zeigen ihre aktuellen Arbeiten

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In die weißrote Wiege passt nicht nur der kleine Sohn von Sina Gwosdzik und Jakob Dannenfeldt. Platz ist dort auch für einen Elternteil, denn ein Schaukelstuhl ist in das Kinderbett ebenfalls eingebaut. „Wir haben mit 25 Stück begonnen, jetzt wollen wir eine Serienproduktion starten“, sagt Sina Gwosdzik. Sie und ihr Mann sind zwei von 33 Designern, deren Arbeiten ab dieser Woche in der Villa Schöningen zu sehen sind. Zusammen mit den Designtagen Brandenburg zeigt die Villa Schöningen schöne und witzige Designprodukte.

Es sind Absolventen des Studiengangs Produktdesign der Fachhochschule Potsdam, die hier ihre neuen Arbeiten präsentieren. Die reichen vom betonierten Schokokuss als Briefbeschwerer über den Entwurf einer Schwebebahn bis hin zur elegant gebogenen Schreibtischlampe. Auf mittlerweile 20 Jahre Designausbildung blickt die Fachhochschule Potsdam zurück. Es sei auch eine Jubiläumsausstellung, erklärt der Hochschullehrer Hermann Weizenegger.

„Wir wollten etwas herstellen, das unmittelbar mit unserem Leben zu tun hat. Kinder haben einen eigenen, ganz besonderen Horizont“, erklärt Jakob Dannenfeldt. Zwei kleine Kinder hat das Designerpaar, das sein Studium an der FH vor vier Jahren abgeschlossen hat. Da lagen konstruktive Ideen für Kinderbetten nahe. So entstand das Hybridmodell aus Bett und Schaukelstuhl. Zudem ist das Möbelstück so konstruiert, dass es mit fortschreitendem Alter und dem Wachstum des Kindes aufgestockt und umgebaut werden kann. „Das Bett kann wahrscheinlich bis zu sieben Jahre lang gebraucht werden“, meint Sina Gwosdzik und schaukelt dabei ihren Sohn Matteo in den Armen. Nach dem Studium übernahm das Paar zunächst Aufträge für Firmen und Ausstellungsprojekte. Nun zeige sich aber immer mehr, dass auch die eigenen Produkte recht erfolgreich sein könnten, stellt Dannenfeldt fest. Ein bunter Kleiderhaken mit Schnurbart nach den individuellen Wünschen des Käufers hergestellt, verkaufe sich mittlerweile weltweit. Auch ein entsprechendes Mobile sei recht beliebt. Die Produktion der Möbel finde in Deutschland statt. Es sei ihnen wichtig, dass auch das verwendete Holz aus entsprechend schonendem Anbau stamme, konstatiert die Designerin.

Auch Jakob Blazejczak und Franz Dietrich legen Wert auf eine Produktion, die in der Region verankert ist. Tische und Lampen, Stühle und Blumenvasen bietet das Duo an. „Wir greifen bei der Produktion und beim Vertrieb auf ein großes lokales Netzwerk zurück“, stellt Jakob Blazejczak fest. Im Möbelstück solle sich unmittelbar die handwerkliche Qualität zeigen, das sei am besten mit lokaler Produktion zu gewährleisten.

Auch Weizenegger glaubt, dass es einen Trend weg von der Massenproduktion und hin zum alternativ gefertigten Möbelstück aus der Region gebe. Er zeigt eine Lampe von Albio Nascimento und beschreibt die Herstellung. Die Leuchte sei aus einem Stück gefertigt, das Metall mit der Hand in seine Form gebracht worden. Die Spuren des mechanischen Prozesses seien auf der Oberseite noch ablesbar, dadurch werde das funktionale Möbelstück auch zu einem Unikat. Auch die betonierten Schokoküsse, die als Briefbeschwerer gedacht und in der Ausstellung zu sehen sind, seien Einzelstücke. Auf der Unterseite der Betonbrocken findet sich jeweils eine gestempelte Nummer. Die Vermutung, dass es sich eher um ein bald begehrtes Kunst- als um ein funktionales Möbelstück handelt, liege ziemlich nahe. Die Produkte der 300 Potsdamer Studenten konkurrieren in der Region mit denen der Absolventen der Berliner Universität der Künste und denen der Kunsthochschule Weißensee. „Es ist ein kreativer Wettbewerb“, findet Weizenegger. Wichtig und besonders sei aber die Nähe der Potsdamer Studenten zu lokalen Betrieben und die Vernetzung der Designer in der Region, ergänzt Katja Dietrich-Kröck, Koordinatorin für die Kreativwirtschaft bei der Zukunftsagentur Brandenburg (ZAB). Das zeige sich auch bei den Designtagen Brandenburg. Auffällig sei bei der Designschau die Rückbesinnung auf Handwerk und ein unmittelbar erlebbares Design.

Die Haptik spiele auch bei einer Teetasse eine wichtige Rolle, findet Hermann Weizenegger und fährt mit seinen Fingern über die raue Oberfläche des aus Keramik gefertigten Geschirrs: „Der Trend geht weg vom Virtuellen, die Leute wollen etwas Greifbares, etwas, das sie anfassen können.“ Richard Rabensaat

Bis 16. Februar 2014 präsentieren die Absolventen des Studiengangs Produktdesign der Fachhochschule Potsdam in der Villa Schöningen ihre Designarbeiten, Berliner Straße 86. Öffnunsgzeiten: Do und Fr 11-18 Uhr, Wochenende 10-18 Uhr.

Richard Rabensaat

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