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Trio mit Weingott. Stiftungsgeneraldirektor Hartmut Dorgerloh (l.) und Hans-Joachim Giersberg vor der Bacchus-Figur.

© M. Thomas

Landeshauptstadt: Rückkehr von Vergnügen und Pflicht

Erstmals seit über 80 Jahren schmücken die Skulpturen eines jungen Bacchus und eines römischen Senators wieder die Gartenfassade von Schloss Sanssouci

Von Peer Straube

Stand:

Amüsement und Pflicht. Vergnügen und Staatskunst. Wie könnte es auch anders sein. Schließlich war Friedrich II. nach eigenem Bekenntnis der „erste Diener seines Staates“. Dieses Motto schlägt sich sogar in der Auswahl der Skulpturen für sein Lieblingsschloss Sanssouci nieder. Ein jugendlicher Bacchus, der Gott des Weines, auf der einen Seite, ein junger römischer Senator mit Schrifttafel als Sinnbild für Pflichterfüllung auf der anderen.

Mehr als 80 Jahre blieb ihr Anblick den Besuchern des Schlosses vorenthalten. Seit dem gestrigen Mittwoch, dem 225. Todestag Friedrichs, zieren sie wieder die angestammten Nischen auf der Gartenseite von Sanssouci – an entgegengesetzten Enden. Die Originale stammten aus der Antike. Der junge König hatte sie 1742 erworben und damit sein Schloss schmücken lassen. Doch schon 1830 gab Friedrich Wilhelm IV. die Statuen in das neu gegründete Antikenmuseum im Berliner Lustgarten. Er gab Kopien in Auftrag, die allerdings erst 1846 aufgestellt wurden. Bereits 1929 war deren Zustand so desolat, dass sie abermals ersetzt wurden – diesmal allerdings durch Kunststeinabgüsse zweier Werke von Jean Pierre Antoine Tassaert, die mit den Antiken nichts mehr zu tun hatten. So blieb es bis vor rund zehn Jahren, als schließlich auch diese Figuren vom Zahn der Zeit derart benagt, dass sie entfernt wurden – seitdem waren die Nischen leer.

Eine Erbschaftsspende gab dann vor sechs Jahren die Initialzündung zur Wiederherstellung des Originalzustands. Von Friedrichs Antikenfiguren wurden in Berlin Gipsabgüsse gefertigt, die den Bildhauern Stefan Dürre und Frank Schauseil als Vorbild für ihre Kopien dienten. 180 000 Euro haben beide Figuren zusammen gekostet, die von Stiftungsgeneraldirektor Hartmut Dorgerloh und seinem Vorgänger Hans-Joachim Giersberg enthüllt wurden. Zuvor hatte Dorgerloh einen Lorbeerkranz am Grabe Friedrichs niedergelegt – eine alte Tradition. Der Stiftungschef erinnerte an die Überführung der sterblichen Überreste des Königs und seines Vaters gestern vor 20 Jahren. Die Befürchtungen von damals, es könne zu einer unreflektierten „Preußen-Beweihräucherung“ kommen, hätten sich nicht erfüllt, sagte Dorgerloh. Der preußische Militarismus habe „keine fröhliche Urständ’“ gefeiert. Kritiker hatten sich damals vor allem an dem Aufwand der Zeremonie gerieben – mit Ehrenwache der Bundeswehr und Teilnahme von Bundeskanzler Helmut Kohl.

Zum großen Friedrich-Jubiläum aus Anlass des 300. Geburtstags des Königs im kommenden Jahr werde man alle Seiten des Monarchen beleuchten, versicherte Dorgerloh. Es werde Ehrung und Anerkennung geben, aber auch eine kritische Betrachtung seines Wirkens. Friedrich sei zwar zu Recht „der Große“ genannt worden, „aber Größe wirft auch Schatten“. Des Königs Verhältnis zu Tod und Leben werde ebenfalls Bestandteil der Würdigung sein.

Im Mittelpunkt des Friedrich-Jubiläum wird 2012 bekanntlich eine große Ausstellung mit vielen Originalexponaten im Neuen Palais stehen, zu der viele Räume erstmals der Öffentlichkeit präsentiert werden. Die Schau unter dem Motto „Friederisiko“ wird am 28. April eröffnet und läuft bis zum 28. Oktober.

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