Landeshauptstadt: „Ruffholzen und das Tor treffen“
250 Jugendliche beim LBS-Cup auf den Luisenplatz: Straßenfußball bis in die stürmische Nacht hinein
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Innenstadt – Weiß, gelb oder orange? Die erste Diskussion gibt es bereits um die T-Shirt-Farbe. Die sechs Fußball-Spieler des Teams aus dem Asylbewerberheim am Lerchensteig entscheiden sich für weiß – passend zum Mannschaftsnamen „Schwarz-Weiß Lerchensteig“. Auf dem gestrigen LBS-Cup für Straßenfußball auf dem Luisenplatz bildeten die sechs Afrikaner eines von insgesamt 36 angetretenen Teams. Insgesamt spielten dort nach Schätzung der Veranstalter etwa 250 Jugendliche aus ganz Brandenburg noch bis in die stürmisch-regnerische Nacht hinein.
Für den 23-jährigen Kameruner Quinn von „Schwarz Weiß Lerchensteig“ war es die erste Teilnahme an dem Straßenfußball-Turnier. Der LBS-Cup, der von der Landesbausparkasse unterstützt wird, tourt bereits zum sechsten Mal durch Brandenburg. Die Förderung von Weltoffenheit und Toleranz, aber auch die Unterstützung der sportorientierten Jugendsozialarbeit haben sich die Veranstalter – der Landessportbund Brandenburg, die Stadtsportjugend Potsdam und der Jugendclub 91 – auf die Fahnen geschrieben.
Dass Sport ein „sehr gutes Integrationsmittel“ ist, davon zeigte sich auch Potsdams Ausländerbeauftragte Magdolna Grassnik überzeugt. Denn beim Sport gelten gleiche Regeln für alle, begründete sie. Beim Straßenfußball werden die Regeln sogar erst von den Spieler selbst vor jedem Spiel verhandelt, erklärte Jörg Schneider von der Brandenburgischen Sportjugend: „Das ist das Tolle am Straßenfußball“, schwärmt Schneider, für den die Sportart ein „idealer Konfliktmanager“ ist.
Quinn dagegen war „nur zum Spaß“ gekommen. Und trotzdem trainiert er regelmäßig: Einmal pro Woche kickt er mit Sozialarbeiter Björn Steinberg im Buga-Park. Dort spielt er allerdings nicht nach den Regeln des „Straßenfußballs“.
So dauert eine Partie in der Straßenvariante nur acht Minuten, Seitenwechsel gibt es keine. Gespielt wird auf zehn mal 15 Meter großen „Courts“, von denen gestern vier aufgebaut waren. Die Tore darin haben Hockey-Tor-Größe und auch der Ball selbst ist kleiner und schwerer als ein normaler Fußball. Je vier Spieler stehen sich gegenüber – sollte eine Spielerin dabei sein, gibt das einen „Fair-Play-Punkt“ für die Mannschaft.
Das Spielgeschehen sah mitunter trotzdem ziemlich gefährlich aus. „Straßenfußball ist brutaler als normal“, bestätigte Denis. Der 18-jährige Potsdamer aus der Mannschaft „The Bottles“ trifft sich zum Üben mit seinen Freunden auf dem Sportplatz des Schiller-Gymnasiums in Drewitz – „wenns geht, sieben Mal die Woche“. Straßenfußball, meint er, sei „eigentlich nur ruffholzen und versuchen, das Tor zu treffen“. Lange Flanken seien nicht möglich – denn der „Court“ ist von einer Bande eingefasst, an der die scharf geschossenen Bälle zurückprallen. Bei der Frage nach „Fair play“ zuckt Denis lachend die Schultern. „Ich geb mir Mühe“, springt ihm seinTeam-Kollege Max dann bei: „Der Gedanke zählt.“
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