
© Andreas Klaer
STREIT UM UFERWEG IN SACROW: Rundherum statt nur vorbei
Ein Kleingartenverein will Uferweg bei Sacrow verhindern. Die Stadt Potsdam beharrt auf Planungen.
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Sacrow - Der Ausblick vom Meedehorn bei Sacrow über die Havel ist traumhaft. Links die Pfaueninsel, gegenüber die Kirche Peter und Paul und die Moorlake. Nur Wald und Natur – und ganz viel Welterbe. „Es ist wie in einem Museum“, sagt die Laubenbesitzerin Irene Byl. Noch haben die Mitglieder des dortigen Kleingartenvereins Sacrow-Meedehorn ihre Idylle weitgehend für sich. Doch die Stadt will hier rund um die Halbinsel einen Uferweg entlang dem ehemaligen Grenzstreifen bauen. Das gefällt nicht allen. Vor allem die Kleingärtner setzen sich gegen die bisherigen Pläne zur Wehr.
Meedehorn sei von Peter Joseph Lenné (1789–1866) angelegt worden, dem preußischen Gartenkünstler und General-Gartendirektor der königlich-preußischen Gärten, sagt Irene Byls Mann Hinrich. Da könne man doch nicht einfach alles umgestalten. Seit Jahrzehnten haben die Byls eine Laube auf der Halbinsel. Irene Byl organisiert gelegentlich Touren über die Insel, ihr Mann genießt die Natur. Schon vor der Wende bekamen sie eine der Parzellen direkt an der Mauer zugeteilt.
Große Einflussmöglichkeiten, einen Uferweg zu verhindern, haben die Kleingärtner aber nicht. Der Zugang zum Wasser ist komplett im Eigentum der Stadt – anders als etwa am Griebnitzsee, wo die Stadt seit Jahren versucht, einen Uferweg durchzusetzen. Während im südlichen Teil von Meedehorn bereits ein Spazierweg offen zugänglich ist, ist der nördliche Teil noch gesperrt, da er zum Naturschutzgebiet Sacrower See und Königswald, einem FFH-Gebiet, gehört. Dennoch will die Stadt daran festhalten, einen Rundgang zu errichten, wie Stadtsprecher Stefan Schulz sagt. Schnell wird das Vorhaben aber wohl nicht umgesetzt. Dies seien langfristige Planungen und auch nicht im aktuellen Uferwegeplan enthalten, sagte er. Außerdem liefen derzeit Gespräche mit Vertretern des Kleingartenvereins.
Dieser versucht, das Vorhaben zu verhindern. Vereinsvorsitzender Oliver Stock schrieb eine Petition an Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) und die Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung. Darin fordert er die Stadtpolitik auf, „gemeinsam mit dem Verein Alternativen zu entwickeln“. Zumindest die SPD-Stadtverordneten haben nun das Thema auf die Tagesordnung der SPD-Fraktionssitzung am heutigen Montag gesetzt, wie Fraktionschef Mike Schubert den PNN sagte.
Man wolle eine Änderung der Pläne erreichen, sagte Stock den PNN. Konsens in der Siedlung ist, dass der Uferweg am südlichen Teil entlangführen kann. Im Winter sind die Kleingärten aber verschlossen, auch das Vereinsgelände eines Segelclubs an der Inselspitze kann nicht betreten werden – die Spaziergänger müssen daher den Weg wieder zurückgehen bis zur Heilandskirche.
Ein Rundweg könnte laut Stock zumindest im Sommer im Norden durch die Parzellen hindurchführen, auch wenn der Weg dann nicht direkt am Wasser entlangliefe. „Wir sind offen für Besucher“, sagte er. Auch das Gartenlokal sei für alle offen. Seit 1990 habe der Verein das Uferwegekonzept der Stadt unterstützt. Auch sei eine Parzelle am Nordufer frei zugänglich, mit Tisch und Bänken für eine Pause.
Große Verhandlungsbereitschaft zeigt Jakobs allerdings bislang nicht. So zeigte er sich Anfang Februar bei seinem Besuch verärgert darüber, dass die Uferzone gelegentlich durch Anrainer gesperrt wurde. Er kündigte an, den Rundgang auf jeden Fall durchsetzen zu wollen.
Der Naturschutz zieht wohl ebenfalls nicht als Argument. Zwar dürfen nicht einmal die Parzellenbesitzer im Nordteil der Insel ans Wasser. Dort wuchert seit dem Fall der Mauer die Natur ungehindert. Hier lebten viele seltene Tiere, sagte auch Byl. Beim Bund für Umwelt und Naturschutz Brandenburg (Bund) sieht man das aber nicht so eng. Verzeichnet seien hier nur der Kuckuck und der Teichfrosch, so Bund-Naturschutzreferent Axel Heinzel-Berndt. Aus seiner Sicht spricht nichts gegen einen Uferweg, der schließlich auch hohen Naherholungswert habe.
Auch das Weltkulturerbe steht einem Uferweg nicht entgegen – anders als das Ehepaar Byl hofft. Meedehorn sei von Friedrich Wilhelm IV. gekauft und durch Lenné gestaltet worden, sagte der Sprecher der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Frank Kallensee. Auch habe es früher hier eine Wegegestaltung gegeben. Die Halbinsel gehöre mittlerweile zu dem von der Stadt verwalteten Welterbe. Generell gelte daher, dass hier die Stadt entscheide, ob sie die Stiftung um eine Stellungnahme bitte.
Stefan Engelbrecht
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