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Den wissenschaftlichen Hintergrund für ein Studium in Russland erhalten Studenten bei den „Interdisziplinären Russlandstudien“

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Die Dozentin zeigt eine Nachrichtensendung: der russische Präsident Vladimir Putin trifft Barack Obama, den Präsident der USA. Es gibt Tee aus dem Samowar. Worum es dabei ging, fragte Dozentin Nina Frieß: ein Kennenlernen der Kultur oder ein politisches Spiel? Die Studenten diskutierten darüber. Zum Schluss hatten sie die Antwort: durch den Samowar sollte gezeigt werden, dass Russland im Gegensatz zu den USA stark auf alte Traditionen bedacht ist.

„Ernährung in Russland“ war Thema eines Seminars der „Interdisziplinären Russlandstudien“ an der Potsdamer Uni. Über 30 Studierende lernen in der Lehrveranstaltung , warum Brot so wichtig in Russland ist, welche Rolle das Fasten spielt und welche Traditionen sich mit dem Samowar verbinden. Mit dem Schwerpunkten Sprache, Kultur, Politik und Wirtschaft existiert schon seit zwei Jahren das Fach „Interdisziplinäre Russlandstudien“ an der Universität Potsdam. Finanziell wird das Programm vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt. Das Fach soll dazu beitragen, die Beziehungen zwischen Russland und Deutschland zu verbessern.

Im Gegensatz zu den meisten Bachelorstudiengängen dauert das Studienangebot vom Institut für Slawistik und der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät nicht drei, sondern vier Jahre. „Das vierte Studienjahr findet komplett in Russland statt“, erklärt Nina Frieß, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Universität Potsdam. Die Studierenden lernen drei Jahre ganz regulär in Potsdam, im vierten Jahr geht es dann nach Russland. Das erste Semester in Russland studieren sie an einer Partneruniversität in Moskau: an der Moskauer Staatlichen Gebietsuniversität (MGOU) oder der Russischen Universität der Völkerfreundschaft (RUDN). Nach dem Studium machen sie ein halbjähriges Praktikum in Russland oder in russischsprachigen Ländern. Ganz verschiedene Schwerpunkte sind im Praktikum möglich: politisch, ökonomisch und sprachlich oder im kulturellen Bereich.

Über ihre berufliche Zukunft nach dem Studium machen sich die Studierenden keine Sorgen. Es gebe viele Angebote: etwa bei politischen Stiftungen oder wirtschaftlichen Unternehmen, bei Nichtregierungsorganisationen oder Internationalen Fonds. Schwerpunkt sind immer die engen Verbindungen zwischen Russland und Deutschland.

„Für mich wäre es perfekt, in einer deutschen Firma wie Siemens in Russland zu arbeiten oder in der Deutschlandvertretung der russischen ,Gasprom’“, meint der 22-jährige Bernhard Begemann. Er studiert im zweiten Semester. Russland ist für den Studenten zur zweiten Heimat geworden: Er hat das 11. Schuljahr als Austauschschüler dort verbracht. Im Moskauer Oblast hat er in einer Gastfamilie gelebt. Hier hat er ohne Vorkenntnisse Russisch gelernt. „Meine Gastfamilie konnte kein Deutsch und kein Englisch, deswegen habe ich sehr schnell Russisch gelernt“, erzählt der Student. In den ersten Monaten war für ihn alles neu. „Ich hatte einen Fahrplan, aber der Bus kam nicht. Ich verstand nicht wieso. Ich musste verstehen, dass das Leben in Russland ganz anders ist als in Deutschland.“ Von Politik, Kultur, Traditionen und Gesellschaft hatte er keine Ahnung, als er vor sechs Jahren in Russland zur Schule ging. „Jetzt verstehe ich mehr“, sagt der Student.

2010 wurden die ersten Studierenden in den Russlandstudien immatrikuliert. Jedes Jahr wächst das Interesse an dem Fach. Im ersten Jahr hat die Universität für 40 Plätze etwa 80 Bewerbungen erhalten, im nächsten Jahr waren es doppelt so viele. Eine Gruppe fährt demnächst nach Sibirien, wo sie zwei Wochen in der Stadt Irkutsk verbringen wird, um das Land kennenzulernen. Julia Ogorodnikowa

Julia Ogorodnikowa

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