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Unter die Oberfläche. Ziel ist eine differenzierte Sicht auf Russland.

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Universität Potsdam startet Interdisziplinäre Russlandstudien / Erster vierjähriger Bachelor-Studiengang

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Für Eduard Schaab ist das Angebot „perfekt“: „Russland ist ein Teil meiner Kultur und meiner Identität“, sagt der 20-jährige Russlanddeutsche. Seit er ein Jahr alt ist, lebt er mit seiner Familie in Deutschland. Während seiner Schulzeit in Heidelberg habe er jedoch keine Möglichkeit gehabt, systematisch Russisch zu lernen. Die Sprache versteht er heute zwar, mit dem Sprechen und Schreiben sieht es allerdings mager aus. Das soll sich jetzt ändern. Denn Eduard Schaab hat einen der insgesamt 31 Plätze des neuen Faches „Interdisziplinäre Russlandstudien“ an der Universität Potsdam erhalten.

Bei dem neuen Studienfach, das gemeinsam vom Institut für Slawistik und der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultär angeboten wird, geht es aber um mehr als „nur“ Sprachkenntnisse. Ziel ist eine umfassende und differenzierte Sicht auf Russland. Die Studierenden beschäftigen sich vier Jahre lang mit der russischen Sprache, Literatur und Kultur, aber auch mit der Politik, Verwaltung und Wirtschaft des Landes. Auch ein Auslandssemester an einer von zwei Partneruniversitäten in Moskau, der Moskauer Staatlichen Gebietsuniversität (MGOU) und der Russischen Universität der Völkerfreundschaft (RUDN), sowie ein mehrmonatiges Praktikum in Russland sind vorgesehen.

Der Studiengang ist ein Modellprojekt in zweifacher Hinsicht, betonte Professor Johann Hafner, Dekan der Philosophischen Fakultät, bei der Begrüßung der ersten Studierenden. Einerseits biete die Uni erstmals ein vierjähriges Bachelor-Studium an. Davon verspreche man sich bessere Chancen des Abschlusses auf dem Arbeitsmarkt, wo es Absolventen mit dem nur dreijährigen Bachelor bislang noch schwer haben. Andererseits sei erstmals ein Studiengang über Fakultätsgrenzen hinweg konzipiert worden.

Zusätzliche finanzielle Unterstützung kommt vom Deutschen Akademischen Austauschdienst, der das Angebot in den ersten vier Jahren mit insgesamt rund 500 000 Euro fördert, wie Slawistik-Professor Norbert Franz, Leiter des neuen Studienganges, sagte. Von dem Geld könnten etwa Stipendien für die Auslandsaufenthalte der Studierenden sowie der Dozentenaustausch zwischen Potsdam und Moskau finanziert werden.

Russland könne für die Universität Potsdam ein „Schwerpunktland“ werden, hofft Professor Jochen Franzke, Studiendekan der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät. Er verwies auf den ebenfalls in diesem Semester gestarteten deutsch-russischen Masterstudiengang „Verwaltungswissenschaft“. Es gebe weitere Anfragen zur Zusammenarbeit, etwa aus Sankt Petersburg.

Bei der Vermittlung zwischen Russland und der Europäischen Union werde Deutschland auch in Zukunft eine wichtige Scharnierfunktion zukommen. „In Deutschland sind die Informationen über Russland heute aber oft oberflächlich und veraltet“, betonte er. Deshalb sei die Beschäftigung mit Russland ein zukunftsträchtiges Feld mit vielen Arbeitsmöglichkeiten, etwa in klassischen Regierungsorganisationen, in Nichtregierungsorganisationen oder bei den Medien.

Studienanfänger Eduard Schaab aus Heidelberg freut sich besonders auf das Auslandssemester. Nach dem Studium will er bei einer Nichtregierungsorganisation arbeiten. „Ich denke, dafür habe ich mit dem Studiengang die besten Chancen“, ist er zuversichtlich. Jana Haase

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