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Schlösserstiftung lässt Bäume fällen: Sägen im Welterbe
Schlösserstiftung ließ im Winter fast 150 Bäume in den Potsdamer Welterbeparks fällen. Die Stiftung verteidigt die Fällungen: Sie seien aus Sicherheitsgründen nötig gewesen.
- Henri Kramer
- Peer Straube
Stand:
Potsdam - Im vergangenen Winter hat die Schlösserstiftung in zwei Potsdamer Welterbeparks fast 150 Bäume fällen oder stark zurückschneiden lassen. Das teilte Stiftungssprecher Frank Kallensee auf PNN-Anfrage mit. Allein im Park Sanssouci fielen demnach 120 Bäume oder wenigstens ihre Kronen der Säge zum Opfer, im Neuen Garten waren es 23. Zum Park Babelsberg konnten aktuell noch keine Angaben gemacht werden.
Die Fällungen und Rückschnitte seien aus Gründen der Verkehrssicherheit notwendig gewesen, erklärte Kallensee. Die betroffenen Gehölze seien überaltert gewesen, hätten Sturmschäden davongetragen oder seien von Schädlingen befallen gewesen. Auch „Biberverbisse“ gehören laut Stiftungsangaben zu den Schädigungsursachen. Bei einem Teil habe es sich zudem auch um Auslichtungen gehandelt, denen Bäume mit geringem Stammumfang zum Opfer fielen.
Als Ausgleich seien allein im Park Sanssouci mehr als 80 Bäume neu gepflanzt und weitere 100 Jungbäume an für sie geeignetere Standorte umgesetzt worden, sagte Stiftungssprecher Kallensee. Zudem seien mehrere hundert Sträucher und Hecken neu gepflanzt worden, weitere Neupflanzungen seien für den Herbst geplant.
Verbleibende Bäume sollen gesund weiterwachsen können
Die Fällungen im Neuen Garten, am Pfingstberg und im Mirbachwäldchen seien im Wesentlichen den gleichen Ursachen geschuldet wie im Park Sanssouci. Neben Sturmschäden und abgestorbenen Bäumen sei es hier in größerem Umfang zu „Pflegefällungen“ entlang des ehemaligen Verlaufs der DDR-Grenze gekommen. Dabei habe es sich um Nachpflanzungen aus der Nachwendezeit gehandelt, die laut Stiftung alle vier Jahre ausgelichtet werden müssen, damit die verbleibenden Bäume gesund weiterwachsen können. Komplett entfernt wurden zudem die im vergangenen Sommer wegen der großen Trockenheit abgestorbenen Pfeifensträucher. Die Maßnahmen in allen Parks seien mit der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt abgestimmt gewesen, sagte Kallensee.
Im Park Sanssouci stehen nach Stiftungsangaben rund 25 000 Bäume, im und um den Neuen Garten sind es etwa 9140. Im Park Babelsberg gibt es rund 5000 Bäume, die Hälfte davon – oft Eichen und Linden – sind noch aus der Entstehungszeit des Parks Mitte des 19. Jahrhunderts erhalten.
Es sei Aufgabe der Stiftung, die Gartenkunstwerke in ihrer ursprünglichen Gestaltung zu erhalten, so Kallensee. Dies sei schon deshalb eine besondere Herausforderung, weil die Potsdamer Parks durch Altbaumbestände geprägt seien, die mittlerweile ihre natürliche Lebensdauer erreicht oder sogar schon überschritten hätten. Auch der Klimawandel setze den Gehölzen – alten ebenso wie jungen – stark zu. Es sei daher ein immer höherer Pflegeaufwand nötig.
Wie berichtet ist der Klimawandel in den Welterbeparks seit 2015 auch Gegenstand eines gemeinsamen Forschungsprojekts der Schlösserstiftung und der TU Berlin. Das Projekt läuft über drei Jahre und wird von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert.
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