Landeshauptstadt: Sandsteinwerke sollen für Bauverzögerung zahlen
Laut Insolvenzverwalter verlangt der Bauträger des Landtagschlosses 4,5 Millionen Euro von dem sächsischen Unternehmen. Damit solle die Schadensersatzforderung des Landes beglichen werden. Doch im Finanzministerium weiß man nichts von der Summe
Stand:
Während rund um das Landtagsschloss noch Asphalt gegossen und Kopfsteinpflaster geklopft werden, ist der Bau an sich mit seiner historischen Fassade schon so gut wie fertig. Dass das Gebäude so aussieht wie im 18. Jahrhundert, liegt vor allem an der aufwendigen Sandsteinfassade, die Software-Milliardär Hasso Plattner mit einer Spende von 20 Millionen Euro möglich gemacht hat. Den Auftrag für die Verkleidung hatte sich ein Traditionsunternehmen aus Pirna gesichert, die Sächsischen Sandsteinwerke. Doch Ende vergangenen Jahres kam es zum Bruch zwischen der Firma und dem Bauträger, der BAM Deutschland GmbH, und die Fassade wurde einem anderen Unternehmen übergeben. Nun verlangt die BAM von den Sächsischen Sandsteinwerken 4,5 Millionen Euro, wie der Insolvenzverwalter der Sandsteinwerke, Helgi Heumann, den PNN sagte. Dies sei die Summe, die das Land von der BAM als Schadensersatz für die Verzögerung beim Landtagsbau verlange, sagte Heumann. Das Brandenburger Finanzministerium, das Bauherr für den neuen Landtag ist, wollte diese Zahl allerdings nicht bestätigen.
Heumann, seit der Insolvenz einer der Geschäftsführer der Sandsteinwerke, wies die Forderungen der BAM zurück – zumindest in dieser Höhe. „Wir wären zu einem Vergleich bereit gewesen“, sagte er. Zwei Millionen hätten die Sandsteinwerke bezahlt, doch die BAM habe abgelehnt. Nicht alle Verzögerungen seien auf Fehlleistungen der Sandsteinwerke zurückzuführen. „In einem Fall sollten wir zum Beispiel ein Fassadenstück verkleiden, in dem noch die Fenster fehlten“, sagte Heumann.
Aus seiner Sicht sind es stattdessen die Sandsteinwerke, die noch Geld von der BAM für die Arbeiten an der Fassade bekommen: „Unsere Forderungen belaufen sich auf 2,95 Millionen Euro“, sagte Heumann. Da der Baukonzern mit Sitz in Stuttgart sich nicht bereit erklärt habe, dies zu zahlen, bereiteten die Sandsteinwerke derzeit eine Klage vor.
Im Finanzministerium hingegen wird bestritten, dass es zum jetzigen Zeitpunkt Forderungen gegenüber der BAM gebe. Dies sei Gegenstand des noch nicht entschiedenen Schiedsverfahrens vor dem Oberlandesgericht Brandenburg, sagte Sprecherin Ingrid Mattern. „Wir rechnen nicht damit, dass das noch 2013 entschieden wird.“ Beim BAM-Sitz in Stuttgart war für eine Stellungnahme niemand zu erreichen.
Die 1896 gegründeten Sandsteinwerke aus Pirna hatte im November 2012 Insolvenz angemeldet und diesen Schritt vor allem mit unbezahlten Rechnungen für Arbeiten am Landtagsschloss begründet. Die BAM, so der Vorwurf, habe Leistungen in Höhe von 1,6 Millionen Euro und weitere Vorleistungen in Höhe von zwei Millionen Euro nicht beglichen. Daraufhin sei es zu einem finanziellen Engpass gekommen, der die Sandsteinwerke in die Insolvenz getrieben habe. Die BAM hatte die Vorwürfe zurückgewiesen.
Rund 30 Mitarbeiter hätten wegen der Insolvenz das Unternehmen verlassen müssen, 62 arbeiteten heute noch dort, sagte Heumann. Der Betrieb laufe stabil und die Angestellten seien gut beschäftigt. Er gehe davon aus, dass die Insolvenz bis zum Jahresende beendet sein werde.
Die ockerfarbene Fassade des 1959/60 gesprengten Schlosses wurde wieder so aufgebaut, wie sie von 1744–1751 nach den Plänen von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff errichtet wurde. 307 Originalteile, die vor oder nach der Sprengung geborgen wurden, sind darin integriert. Dazu zählen auch die beiden Tympanonreliefs in den Giebeln der Kopfbauten des Schlosses, „Das Friedensopfer“ und „Apollo mit den Musen“. Diese in den Jahren 1750 und 1751 entstandenen Kunstwerke des Bildhauers Johann Gottfried Heymüller (1715-1763) wurden kurz vor der Sprengung von Denkmalschützern gerettet.
Die letzten Monate waren die Bamberger Natursteinwerke für die Fassade zuständig. Diese haben Erfahrung mit der Integration historischer Bestandteile: 2007 bauten sie am Neuen Museum in Berlin 2000 Einzelteile ein.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: