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Landeshauptstadt: Sanssouci-Mühle in Dauerkrise

Museumsleiter fordert Finanzhilfe von der Stadt Unterfinanzierung von rund 45 000 Euro pro Jahr

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Sanssouci – Die Historische Mühle am Park Sanssouci ist eine Attraktion: 60 000 Menschen besuchen sie jedes Jahr. Doch das Denkmal, das zugleich technisches Museum ist, steckt in einer Dauer-Finanzkrise. „Nur durch Selbstausbeutung der Mitarbeiter ist der Betrieb aufrecht zu erhalten“, klagt Museumsleiter Torsten Rüdinger. Am Donnerstagabend hatte er den Kulturausschuss zu dessen Sitzung in die Mühle eingeladen, um die Situation zu erklären und finanzielle Hilfe von der Stadt zu fordern.

Anders als andere Einrichtungen dieser Art muss Rüdinger ohne Fördergelder aus der öffentlichen Hand auskommen. Acht Beschäftigte, davon zwei in Vollzeit, halten laut Rüdinger den Betrieb aufrecht, verarbeiten bis zu zehn Tonnen Getreide im Jahr durch Windkraft, betreuen das Publikum und die Ausstellung, eine Fachbibliothek sowie ein Mühlenarchiv. Die historische Bausubstanz müsse erhalten, die Denkmalbehörden beraten und Publikationen erarbeitet werden. Und nicht zuletzt: Das technische Denkmal braucht laufend eine fachmännische Wartung. „Wir können keine großen Sprünge machen“, sagte Rüdinger im Ausschuss. Als Non-Profit-Unternehmen vegetiere das Museum so am Rande des Existenzminimums. Für die untertariflich bezahlten Mitarbeiter bedeute das Überstunden und Urlaubsverzicht. In dieser Saison sei die Situation besonders prekär, weil durch laufende Bauarbeiten die Besucherzahlen zurückgegangen seien. 2,50 Euro beträgt der Eintrittspreis, ermäßigt zwei Euro und für Kinder 1,50 Euro. Der Museumsleiter rechnete dem Kulturausschuss vor: Die Einnahmen lägen durchschnittlich bei 108 000 Euro im Jahr, davon seien 88 000 Euro für Personalkosten bestimmt. 20 000 Euro bleiben für Miete, Nebenkosten und Wartung. „Das reicht nicht“, so Rüdinger. Mit 45000 Euro jährlich sei der Betrieb unterfinanziert.

Die Mitglieder des Kulturausschuss vernahmen die Klage, zeigten sich aber ratlos. Vorsitzende Karin Schröter (Die Linke) fragte nach möglichen Fördertöpfen. Doch die gibt es offenbar für den Dauerbetrieb bisher nicht: Einzig für den Aufbau einer Ausstellung ließen sich Mittel vom Land Brandenburg beschaffen, doch ein Sockelbetrag fehle, so Rüdinger. Dennoch gab Kulturbeigeordnete Iris Jana Magdowski die Zusage, die Probleme der Mühle beim Land zur Sprache zu bringen. Rüdinger wurde deutlicher: „Notwendig ist ein langfristig angelegter Sockelbetrag“. Dieser müsse dazu beitragen die Ausgaben für Miete, Betriebs- und Personalkosten zu sichern. Wer die Sockelfinanzierung leisten solle? „Die Landeshauptstadt“, appellierte Rüdinger an die Stadtverordneten. Für ein so Image-stiftendes Baudenkmal und technisches Museum müsse sich die Kommune stärker verantwortlich fühlen. Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten sei ebenso gefragt, so Rüdinger weiter, denn für diese betreibe die Mühlenvereinigung Berlin-Brandenburg seit 1995 die Historische Mühle. Günter Schenke

Günter Schenke

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