Landeshauptstadt: Satire-Preis: Dorgerloh weist Vorwürfe zu Modellfort zurück
Schlösserchef: Stiftung will Denkmal erhalten, „Zuschüttung“ ist Schutzmaßnahme / Kritik an Preußen-Verein
Stand:
Sanssouci - Mit einer Klarstellung der Vorgänge um das Modellfort im Park Sanssouci hat Schlösserstiftungs-Generaldirektor Hartmut Dorgerloh gestern auf die Verleihung des Satire-Preises „Goldener Barbar“ an ihn reagiert. Der Verein „300 Jahre Preußen“ hatte den Anti-Preis am Samstag vergeben – und Dorgerloh zum Preisträger erkoren, weil die Schlösserstiftung mit der angeblichen Zuschüttung des Modellforts „gegen Denkmalrecht verstoße und den Mehrheitswillen der Bürger missachte“ (PNN berichteten).
Er könne die „unerwartete Zuerkennung des satirischen Preises“ nur als „Aufforderung“ verstehen, sich mit der Schlösserstiftung weiterhin dafür einzusetzen, die Schlösser und Gärten der preußischen Könige mit all ihren historischen Ausstattungen zu erhalten, so Dorgerloh gestern. Die Vorwürfe im Zusammenhang mit dem Modellfort – einer militärhistorischen Anlage, die Kaiser Wilhelm II. im Jahr 1893 zur Erprobung neuer Festungsanlagen in den Park einfügen ließ – wies der Generaldirektor scharf zurück. So habe die Schlösserstiftung die erhaltenen Reste des Forts nicht zugeschüttet, sondern fachgerecht vor weiteren Schäden durch Witterungseinflüsse geschützt. „Das Modellfort wurde immer weniger, deshalb wurde es mit Plastikfolie, einer Kiesschicht und Sand bedeckt und dann mit Rasen bepflanzt“, erklärte Dorgerloh. Zuvor sei das Modellfort bereits wissenschaftlich dokumentiert worden, auch durch das Brandenburgische Landesdenkmalamt.
Dorgerloh erinnerte zudem daran, dass die Schlösserstiftung selbst in den 1990er Jahren die „durch Laub- und Humusanreicherungen stark zugewachsene Anlage“ freigelegt und damit die Voraussetzungen für die wissenschaftliche Analyse geschaffen habe. Er bekräftigte, dass es das Ziel der Stiftung sei, das Fort freizulegen und zu sanieren. Dies könne aber nicht geschehen, wenn die notwendigen Gelder nicht zur Verfügung stünden. Derzeit wartet die Schlösserstiftung auf eine Entscheidung ihrer Stifter – dem Bund sowie der Länder Berlin und Brandenburg – über das von Dorgerloh geforderte Sonderinvestitionsprogramm zur Rettung bedrohter preußischer Schlösser. Die Signale vom Bund und Berlin seien sehr gut, und auch Brandenburg arbeite an einer Lösung, so Dorgerloh gestern. Entscheidungen erwarte er im Herbst nach den Haushaltsberatungen.
Der Generaldirektor kritisierte im Zusammenhang mit der Verleihung des Satire-Preises die Haltung der Vereine „300 Jahre Preußen“ und „Arbeitsgemeinschaft Modell-Fort Sanssouci e.V.“. Der Vorsitzende des Preußen-Vereins, Markus Wilhelmy, hätte sich vor der Entscheidung, den „Goldenen Barbaren“ an ihn zu verleihen, „mit den tatsächlichen Gegebenheiten und Hintergründen“ zum Modellfort „genauer befassen“ sollen, so Dorgerloh. Mit Unverständnis reagierte der Generaldirektor auf die mehrfach öffentlich geäußerten Vorwürfe der Arbeitsgemeinschaft Modellfort, die Stiftung wolle das Denkmal nicht erhalten. „Der Verein glaubt uns nicht“, so Dorgerloh. Offenbar würden die Vereinsmitglieder denken, „dass Lenné uns wichtiger ist als eine kaiserzeitliche Zutat“. Der Vorwurf, die Stiftung würde „die Zeit des Kaisers ausblenden, ist an den Haaren herbeigezogen“, sagte Dorgerloh. SCH
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: