zum Hauptinhalt
Sorge vor giftigen Holzschutzmitteln: In Büros der Stiftung Naturschutzfonds Brandenburg mit Sitz im Persiusspeicher in der Zeppelinstraße 136 sind Substanzen wie Dichlordiphenyltrichlorethan (DDT), Lindan oder Pentachlorphenol (PCP) entdeckt worden.

© M. Thomas

Von Henri Kramer: Schadstoff-Sorgen im Persiusspeicher

Mitarbeiter klagen über Gesundheitsprobleme: Expertenbüro misst giftige Substanzen in zwei Büros

Stand:

Potsdam-West - Angestellte, die im bekannten Persiusspeicher an der Zeppelinstraße 136 arbeiten, sind verunsichert. Nach PNN-Recherchen geht es bei ihren Sorgen um die giftigen Holzschutzmittel mit Lindan, Pentachlorphenol (PCP) und Dichlordiphenyltrichlorethan (DDT), mit denen einige Büroräume in dem weitläufigen Verwaltungsgebäude laut aktuellen Messungen belastet sind. Konkret geht es um Räume von der Stiftung Naturschutzfonds Brandenburg. Unklar ist, ob noch weitere Büros in dem Gebäude, in dem das Potsdamer Arbeitsgericht, weitere Firmen und ein Fitnesscenter sitzen, von den Schadstoffen betroffen sind.

Auf die Spur der giftigen Substanzen ist das Prüflabor der Berliner Firma Wessling Consult GmbH gekommen. Vor einem Monat haben die Umweltspezialisten einen Auftrag der Naturstiftung erfüllt, in deren Büros die Raumluft zu untersuchen. In der Expertise, die den PNN vorliegt, geht die zuständige Chemikerin Ulrike Taudien zunächst auf den Anlass ihrer Arbeit ein: Mitarbeiter der Stiftung, die seit 2009 in der dritten Etage des Gebäudes sitzen, hätten unter anderem über Hautprobleme und Schleimhautreizungen geklagt, „die mit der Raumluftqualität in Verbindung gebracht wurde“.

Das Ergebnis aller Untersuchungen: Nach Messungen der Raumluft in fünf Büros ergab sich in zwei Zimmern „aus vorsorglichen Gründen ein Handlungsbedarf“, so Taudien in dem Gutachten. So habe sich besonders eine Belastung der Luft mit DDT und Lindan ergeben, beim DDT wurden bis zu 1,02 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft gemessen. Der Richtwert für Sanierungen liegt laut Gutachten bei 0,1 Mikrogramm, der Eingreifwert allerdings noch bei drei Mikrogramm. Im Vergleich ähnlich stark fiel in beiden Räumen die Konzentration mit Lindan aus.

Noch wesentlich stärker stellte sich laut Gutachten die Schadstoffbelastung des Staubs in einem der beiden Räume dar. Hier wurde laut Taudien eine „sehr hohe Belastung“, speziell mit PCP und Lindan festgestellt – unter anderem 47 Milligramm Lindan pro Kilogramm Staub fanden die Chemiker. Auch die DDT-Belastung des Staubs sei „auffällig“. Wegen der Belastung empfiehlt das Gutachten die Reinigung der Räume durch eine Fachfirma sowie ein Umsetzen der Mitarbeiter. Zugleich wird „eine detaillierte Beprobung“ der gesamten Etage auf weitere Kontaminationen empfohlen, um ein Sanierungskonzept zu erarbeiten.

Der Persiusspeicher in der Zeppelinstraße wurde 1843 als Proviantamt der Potsdamer Garnison im Burgenstil errichtet. Benannt ist der Gebäudekomplex nach seinem Architekten, dem Schinkel-Schüler Ludwig Persius. Überall in dem denkmalgeschützten Bau sind noch originale Holzbalken der Dachkonstruktion – offenbar die Quelle der jetzt festgestellten Schadstoffbelastung – sichtbar.

Angesichts des Gutachtens hat die Stiftung Naturschutzfonds inzwischen das Landesamt für Arbeitsschutz sowie das Gesundheitsamt der Stadt informiert, sagte Geschäftsführer Bernhard Schmidt- Ruhe den PNN auf Anfrage. Der Besitzer des Hauses, die Berliner Gruppe „Gädeke & Sons“, habe auch schon zugesagt, die Reinigung in den Büros zu übernehmen. Ob weitere Untersuchungen stattfinden, würde aber noch diskutiert, so Stiftungschef Schmidt-Ruhe. Auch Arbeitsgerichtsdirektorin Hilde Fuhrmann hat sich bereits an den zuständigen Brandenburgischer Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen (BLB) gewandt und um „weitere Schritte“ gebeten: „Allerdings klagt keiner unserer Mitarbeiter über gesundheitliche Probleme“. Ebenso hat Tina Scholz, Managerin des Fitnessclubs, der eine Etage über der Naturstiftung seine Räume hat, bisher „keinerlei Symptome“ bei Mitarbeitern wahrnehmen können. „Was nun aber weiter passiert, wird unsere Zentrale in Berlin entscheiden.“

Unklar ist noch, wie nun der Eigentümer des Persiusspeichers mit dem Problem umgeht. Der Chef von Gädeke & Sons werde erst wieder nächste Woche im Büro sein, teilte dessen Sekretärin auf mehrfache PNN-Anfrage hin mit.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })