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Landeshauptstadt: Scharfe Messer und feinste Öle

„Vanille & Koriander“ in der Gutenbergstraße ist eine Hommage an Küche, Kochen und gute Produkte. Hier verkauft Tobias Böttcher erlesene Feinkost und zeigt, wie man damit umgeht

Stand:

Der Laden von Tobias Böttcher hat etwas Unentschiedenes. Ist das Küche und Restaurant? Oder Feinkostgeschäft? „Vanille & Koriander“ in der Gutenbergstraße ist von jedem etwas. Hier gehen liebevoll ausgesuchte Produkte über den Ladentisch. Und es wird hier tatsächlich regelmäßig in großer Runde gekocht. Ein mächtiger Küchentresen steht mitten im Raum, darüber eine Dunstabzugshaube. Aber der ist hier keine Deko wie in einem Küchenstudio. Die Kreide-Beschriftungen an der Zimmerwand dahinter, Termine für die nächsten Kochkurse zu den Themen Pasta, Fleisch, Fisch oder Fingerfood, lassen es erahnen: Hier geht’s zu Sache.

„Kabel Eins hat hier im Frühjahr gedreht, wir haben Pastamaschinen ausprobiert“, sagt Böttcher. Er selbst nutzt für größere Mengen eine elektrische, aber die handliche Ausgabe im Miniformat sei gut und völlig ausreichend für eine Familie, sagt der Koch. „An einer Tischkante festschrauben und sie ist einsatzbereit.“ Und dass das Reinigen zu aufwendig sei – alles Quatsch. „Die Teigreste schön antrocknen lassen und dann einfach abbürsten“, so sein Rat. „Funktioniert wirklich gut, die Kleine“, bestätigt ein Kunde, der gerade eine größere Bestellung für einen Kochklub abholt.

Tobias Böttcher, 34 Jahre alt, hat in seinem Heimatort Magdeburg gleich nach der Schule den Wunschberuf Koch gelernt, im Hotel Maritim. Anschließend verbrachte er einige Wanderjahre in der Schweiz, in Koblenz und Dresden, kochte italienisch und französisch. Dass er 2010 ausgerechnet in Potsdam seinen Laden eröffnete, hatte auch etwas mit Glück zu tun. „Ich habe lange mit der Gutenbergstraße geliebäugelt und dann zur richtigen Zeit die richtige Maklerin getroffen.“ Die Gutenberg werde immer attraktiver, meint er mit Blick auf die Nachbarn, leidenschaftliche Gastronomen und außergewöhnliche Einzelhändler. „Ich will hier nie mehr weg.“

Jetzt, im vierten Jahr, habe er ein gutes Gespür dafür, was bei den Kunden gut ankommt. Welche Produkte, welche Angebote. Selber kochen ist wieder in. Die Leute interessieren sich für gute Lebensmittel, sie wollen darüber etwas lernen. Genau darum geht es auch Tobias Böttcher: den Kunden für Qualität zu sensibilisieren. Beispielsweise für gute Gewürze – und das, was man damit machen kann, wenn man sich traut. „Kochen ist ja keine Hexerei.“ Wenn er alles richtig gemacht hat, gehen die Teilnehmer aus dem Kurs raus – „und haben dann Bock drauf, das zu Hause nachzukochen“, sagt Böttcher und grinst zufrieden.

Gute Produkte und passendes Handwerkszeug helfen dabei. „Jetzt hier: Hermanns Bio Leberwurst“ steht auf einem Schild in der Auslage. Und schon hat man Hunger. Bei „Vanille & Koriander“ gibt es so ziemlich alles, was sich abfüllen lässt. Meterweise sind Regalwände mit Gläsern und Flaschen, Flakons und Näpfchen vollgestellt. Essige und Öle, Marmeladen, Patés und Pestos, Gewürze und Salze stapeln sich und sehen, so bunt und appetitlich, auch noch schön aus. Mehle aus der Horbacher Mühle im Bergischen Land gibt es für Pasta oder Plätzchen oder zum Brotbacken. „Ich habe die Mehle ausprobiert, sie schmecken und sind einfach zu handhaben“, sagt der Koch. Die passenden Brotbackformen und Körbe gibt es auch bei ihm. Außerdem findet sich eine Auswahl an Tischgeschirr, Auflauftöpfchen, größere Platten, Weingläser sowieso, witzige Gewürzmühlen und ordentliche Messer der Marke Solicut aus Solingen. „Die gibt’s nicht überall und sie sind einfach gut.“ In seinen Kochkursen kann sie jeder gerne ausprobieren. So wie man grundsätzlich alles probieren kann. „Ich koche ja selbst damit, das schafft Vertrauen bei den Kunden.“

Im hinteren Ladenteil wird es fast wohnlich, dort steht erstens der Schreibtisch des Unternehmers – und dann der lange Holztisch, an dem nach stundenlangem gemeinsamen Kochen gemütlich gegessen wird. Inklusive Wein, Wasser und Espresso. Zwei noch etwas spirrelige Olivenbäumchen stehen hier zur Zierde, die hat sich Böttcher aus Italien mitgebracht, als er dort auf Olivenöl-Shoppingtour war. Auf das sogenannte Italienische aus dem Supermarkt ist er weniger gut zu sprechen. Selten sei das sortenrein und manchmal komme es nicht einmal, wie das Etikett vermittelt, aus Italien. Dabei schmecke man die feinen Unterschiede, abhängig von Sorte, Region und Erntezeit. „Nehmen Sie das einfache Öl zum Braten und schmecken Sie mit dem besseren, sortenreinen Öl ab.“

Hinten im Laden steht auch ein Sofa, bisweilen parkt er dort seine zwei Jungs, wenn die aus der Kita kommen und Papa noch zu tun hat. „Die lernen das Kochen von Anfang an kennen“, sagt Böttcher.

Am kommenden Freitag sitzen dort die Gäste der Weinlesung. Schauspieler Stephan Dierichs liest Krimis und Erotisches zum Thema Wein, Böttcher bereitet ein kleines Buffet vor und drei Weine werden verkostet. „Diesmal geht es um das Thema Venedig.“

Gutenbergstr. 28., Tel. (0331) 24 34 48 98

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