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Zweigeteiltes Potsdam. Je nach Art der Wohnbebauung wählen die Potsdamer. Rund um die Mangerstraße gewann Jann Jakobs mit fast 43 Prozent. Dagegen punktete Hans-Jürgen Scharfenberg am Kepler-Platz mit fast 62 Prozent.

© Manfred Thomas

Von Henri Kramer: Scharfenberg verlor Stimmen

Analyse: Hochburgen der Kandidaten bleiben ähnlich / Neue Ortsteile fast geschlossen für Jakobs

Stand:

Gehen die Potsdamer bei der Stichwahl am 3. Oktober noch einmal so wählen, wie jetzt am Sonntag, wird Jann Jakobs (SPD) neuer und alter Oberbürgermeister. Das sagte gestern Reiner Pokorny, oberster Statistiker der Stadtverwaltung, vor Journalisten. Er und Kreiswahlleiter Matthias Förster stellten die Besonderheiten der Oberbürgermeisterwahl-Ergebnisse vor. Ein weiterer Befund: „Die Hochburgen der Kandidaten sind gleich geblieben.“ An den Ergebnissen in den einzelnen Wahllokalen ist somit erneut ablesbar, ob sie sich in Plattenbaugebieten (mehr Linke-Wähler) oder Villenvierteln und nördlichen Gebieten (mehr SPD-Wähler) befinden.

Die Statistik zeigt auch: Jakobs Herausforderer Hans-Jürgen Scharfenberg wird in den nächsten zwei Wochen erheblich Wähler mobilisieren müssen, will er noch eine Chance haben. 19 164 Stimmen hat Scharfenberg erhalten, 5016 Kreuze weniger als Jakobs, für den sich 24 180 Potsdamer entschieden. 58 509 Potsdamer gingen an die Wahlurnen, das entspricht einer Wahlbeteiligung von 45,9 Prozent.

Hier wird es aus statistischer Sicht spannend: Bei der Stichwahl 2002 holte Scharfenberg bei einer Wahlbeteiligung von fast vergleichbaren 40,4 Prozent genau 21 301 von 43 076 abgegebenen Stimmen. Jetzt waren es rund 2000 Stimmen weniger. Jakobs dagegen konnte bei der jetzigen Wahl bereits rund 3000 Potsdamer mehr für sich überzeugen als damals. Dagegen lässt der erste Oberbürgermeister- Wahlgang von 2002 statistisch kaum Vergleiche zur jetzigen Wahl zu, da damals gleichzeitig mit der Bundestagswahl verknüpft, die Beteiligung viel höher (76,4 Prozent) lag. Einzig zeigt sich an dem Ergebnis, dass bei der kommenden Stichwahl Jakobs eine höhere Wahlbeteiligung helfen dürfte: Jakobs griff damals im ersten Gang sogar 36 597 Stimmen ab, Scharfenberg kam auf nur 25 123 Voten.

Geholfen haben Jakobs am Sonntag die 2003 nach Potsdam eingemeindeten Ortsteile wie Groß Glienicke oder Fahrland, die erstmals über den Potsdamer Oberbürgermeister abstimmten. Bis auf Marquardt, wo Scharfenberg sich mit 128 zu 127 Stimmen knapp gegen Jakobs durchsetzte, gingen die neuen Ortsteile alle an den Amtsinhaber. So holte Jakobs allein in Groß Glienicke 445 Stimmen, sein Herausforderer nur 210. Auch im Zuzugsgebiet Bornstedter Feld bekam Jakobs mit 1283 Wählern mehr als doppelt so viele Stimmen wie Scharfenberg, für den sich 631 Menschen entschieden. In der Stichwahl 2002 waren dort die Stimmanteile noch ausgeglichen – und auch im ersten Wahlgang erreichte Jakobs nicht solch einen enormen Vorsprung. Punkten konnte Jakobs dazu in Babelsberg und der Innenstadt mit Werten um die 50 Prozent.

Die Hochburgen für Scharfenberg blieben so traditionsgemäß die Plattenbaugebiete. Durchweg besiegte er hier Jakobs, am Stern mit 51,2 Prozent und 18 Prozentpunkten Vorsprung. Dennoch belegen die Statistiken auch, dass Scharfenberg gerade in seinen Hochburgen früher erheblich mehr Wähler mobilisieren konnte. So schaffte er es bei den mit rund 66 Prozent Wahlbeteiligung gut besuchten Landtagswahlen im vergangenen Jahr im Wahlkreis 22, zu dem Zentrum- Ost, der Schlaatz, die Waldstadt, der Stern und Drewitz gehörten, abzüglich der damaligen Briefwahlstimmen, 11 943 Stimmen zu sammeln. Im selben Gebiet langte es für Scharfenberg nun am Sonntag zu 8002 Stimmen – rund 4000 weniger als noch 2009.

Auffällig dabei ist außerdem im Vergleich, dass Scharfenberg in den meisten Wahllokalen seines 2009er Landtagswahlkreises bei der Wahl jetzt sogar prozentual jeweils leicht zulegen konnte. Das wiederum zeigt, dass auch die anderen Parteien – gerade in den Plattenbauvierteln – kaum mobilisieren konnten. Ob Schlaatz, Stern, Drewitz oder Waldstadt: Die Wahlbeteiligung lag dort vielerorts nur zwischen 30 und sogar 20 Prozent.

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