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In seinem Element. Gregor Gysi am Freitagabend im Filmmuseum.

© Manfred Thomas

Gregor Gysi zu Gast im Filmmuseum: Schaufenster ins Bürgertum

Gregor Gysi kam nach Potsdam. Im Filmmuseum zeigte er seinen Wunschfilm "Rosen für den Staatsanwalt". Es wurde politisch - und sehr unterhaltsam.

Stand:

Potsdam - Vor wenigen Tagen erst wurde das Verfahren gegen Gregor Gysi – es ging mal wieder um die Frage einer Stasi-Mitarbeit des einstigen DDR-Rechtsanwalts – eingestellt. Als er Freitagabend nach Potsdam kommt, zeigt er sich bestens gelaunt. Nicht dass das etwas Außergewöhnliches für den Bundestagsabgeordneten und Teflonmann unter den Linken-Politikern wäre. Aber eine gewisse besondere Leichtigkeit schwingt mit, als er im Filmmuseum fröhlich Autogramme gibt. Der Filmabend der Reihe Cinéma privé mit Gysis Wunschfilm „Rosen für den Staatsanwalt“ ist seit Langem ausverkauft.

„Dafür hatten wir im Osten mit Unterhaltung so unsere Schwierigkeiten“

Zunächst geht es im Gespräch mit Journalist und Kino-Experte Knut Elstermann um die Aufarbeitung der Nazi-Zeit in Ost- und Westdeutschland. Denn Wolfgang Staudtes Film, produziert 1959 in der BRD, gehört tatsächlich zu den wenigen Spielfilmen, die der Westen dazu zu bieten hatte. Gysis These: Im Westen setzte man in den 1950er Jahren mehr auf Unterhaltung und Heinz Erhardt. Während man im Osten einen Aufklärungsstreifen nach dem anderen drehte, mit „Die Mörder sind unter uns“, Regie ebenfalls Staudte, sogar den ersten deutschen Nachkriegsfilm überhaupt. „Dafür hatten wir im Osten mit Unterhaltung so unsere Schwierigkeiten“, lenkt er ein. Comedy mit Volkspolizisten? Undenkbar. „Also holten wir uns die Olsenbande und Louis de Funès.“

Elstermann freilich will zurück zum Politischen. Wie das denn war mit der Entnazifizierung in den Köpfen? Tatsächlich nicht so einfach, auch im Osten nicht, sagt der Gast. Während die Republik sich quasi als Ganzes Absolution erteilte, sei die individuelle Beschäftigung mit dem Thema auf der Strecke geblieben. Dass Gysi einen West-Film ausgesucht hat, tut dem Thema indes gut. Kein Wort aber darüber, dass Staudte, enttäuscht über eine wenig diskussionsfreudige Arbeitsatmosphäre, damals der Defa längst den Rücken gekehrt hatte.

Ein Schaufenster ins bundesdeutsche Bürgertum der 50er Jahre

Der Film ist dann köstlich: ein Schaufenster ins bundesdeutsche 50er-Jahre- Bürgertum, mit Martin Held als Staatsanwalt mit Nazivergangenheit, Walter Giller als der ewige kleine Mann; Inge Meysel und der junge Roland Kaiser in wunderbaren Nebenrollen. 

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